
Festival mit neuen Orgelklängen: Star-Musiker Cameron Carpenter kommt in die Pforzheimer Schloßkirche
Pforzheim. Das ist selbst für einen international so renommierten Organisten wie Professor Christoph Schoener etwas Besonderes: Er wird als erster der restaurierten Orgel der Schloßkirche Töne entlocken. Und was für welche! Zur Feier der abgeschlossenen Reorganisation der Steinmeyer-Orgel zieht der Echo-Klassik-Preisträger am Samstag, 14. Mai, 18 Uhr viele Register. Klangmächtiger könnten diese ersten Minuten kaum sein: Die Festmusik aus Richard Wagners Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ in der Bearbeitung für Orgel schöpft in ihrer Opulenz gleich viele Möglichkeiten des Instruments aus. Nach dem wuchtigen Auftakt werden die Klänge getragen und beinahe sphärisch, laden ein, die besondere Stimmung in Pforzheims so wichtigen Gotteshaus auszukosten.
Dieses – eintrittsfreie – Konzert, das furios mit dem Final der ersten Symphonie des damaligen Notre Dame-Organisten Louis Vierne ausklingt, ist auch ein Geschenk an die vielen Menschen, die dazu beigetragen haben, dass die Steinmeyer-Mühleisen-Orgel überhaupt in dieser Qualität erklingen kann. Knapp 570 000 Euro sind bislang zusammengekommen. Und nicht nur Pfarrerin Heike Reisner-Baral freut sich, dass dieses „Herzstück der Kirche“ nun auf der Empore wieder installiert ist – und zwar, so, dass der Blick auf das mittlere Emporenfenster wieder frei wurde.
Lob und Kontroverse
„Cameron Carpenter ist ein virtuoser Komponist und Performer, der unter den Keyboardern einzigartig ist. Er zerschlägt die Stereotypen von Organisten und Orgelmusik und erzeugt so ein hohes Maß an Anerkennung, Bekanntheit und Kontroverse, die für einen Organisten bisher unerreicht waren“, schreibt die Plattenfirma Sony über den Star. Am Samstag, 21. Mai, 20 Uhr, wird er in der Schloßkirche zu Gast sein – ein herausragendes Konzertereignis.
Mit Johann Sebastian Bachs „Goldberg-Variationen“ widmet er sich einem der herausragenden Werke für Tasteninstrumente, hat die Variationen unter anderem beim Lucerne Festival und im Festspielhaus Baden-Baden aufgeführt. Auch seine Interpretation von Bachs Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542 für Orgel ist außergewöhnlich, ebenso wie seine Improvisationen im zweiten Teil des Abends.
Was ist denn das so Besondere an diesem am 18. April 1981 in Pennsylvania geborenen Musiker? Er gilt als Revolutionär der Orgel, als Paradiesvogel. „Die Zeit“ nennt ihn „unfassbar virtuos“, und das Wall Street Journal lobt seine „profunde musikalische Intelligenz“. Allerdings: Das Enfant terrible unter den Organisten hat sich verändert. Bei seinem Gastspiel in Baden-Baden betritt er die Bühne des Festspielhauses ganz in Schwarz. Keine glitzernden Absätze mehr, statt Irokesenschnitt die Haare kurz geschoren. Carpenter, der sonst gerne mit extravaganten Outfits und im ärmellosen, zerschlitzten T-Shirt zelebrierte, scheint seine wilden Jahre hinter sich zu haben. „Ich bin es leid, der Bad Boy zu sein“, bekannte er gegenüber der „Luzerner Zeitung“. Nun stehen seine Musik und seine Interpretation im Vordergrund – und die sind allemal hörenswert.
Als einzige Frau in der gastierenden Organisten-Riege kommt Elke Völker am Sonntag, 22. Mai, 17 Uhr nach Pforzheim. Die international renommierte und mit zahlreichen Preise ausgezeichnete Musikerin wartet mit einem Programm auf, das einen großen Bogen mit Kompositionen vom 17. bis 20. Jahrhundert schlägt. Der Auftakt: natürlich Bach – mit dem Präludium Es-Dur, BWV 552 und dem Adagio aus der Orchester-Suite D-Dur, BWV 1068. Bearbeitet von Sigfrid Karg-Elert, von dem dann fünf Kompositionen erklingen. Romantisch wird es mit Felix Mendelssohn und Josef Gabriel Rheinberger, ehe mit französischer Orgelmusik von Louis Vierne und Olivier Messiaen das Konzert ausklingt.
25 Jahre alt ist Lukas Euler, der das „Podium der Jungen“ rocken will. Mit Musik von Nicolaus Bruhns (1665-1697) und Georg Böhm (1661-1733) bis zu Jean Guillou (1930-2019) und Jean-Louis Florentz (1947- 2004) – am Freitag, 20. Mai, 19 Uhr. Der Assistenzorganist an der Leipziger Thomaskirche verspricht, ein wahres Klang-Feuerwerk zu entzünden.
Anmeldung und weitere Informationen zu den Konzerten unter www.foerderverein-schlosskirche.de/orgelfestival