
Hamburg/Pforzheim. Die mittelständischen Kinos in Deutschland bangen wegen Corona um ihre wirtschaftliche Zukunft. „Ohne staatliche Finanzhilfen kann ein großer Teil der deutschen Filmtheater die aktuelle Krise nicht überleben“, teilten die Kinobetreiber am Dienstag mit. Durch die Schließung der Kinos Mitte März und die nur zögerliche Wiedereröffnung seit Mitte Mai verzeichneten alle Betreiber massive Umsatzeinbrüche und befänden sich in einer teils dramatischen Liquiditätssituation. „Zahlreiche mittelständische und familiengeführte Filmtheaterunternehmen sehen deshalb ihr Lebenswerk bedroht“, hieß es.
Arbeitsplätze bedroht
In einem offenen Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), den auch die Betreiberfamilie Geiger der Pforzheimer Kinobetriebe rex und Cineplex unterschrieben haben, fordern sie deshalb wirtschaftliche Hilfen sowie einen Kinogipfel.
„Ohne die Unterstützung der Bundesregierung wird es in Deutschland bald keine Filme, keine Besucher und keine Kinos mehr geben“, heißt es in dem Schreiben.
Viele Arbeitsplätze seien bedroht. Zudem seien die Folgen für das kulturelle Leben und die Belebung der Innenstädte irreversibel. „Bricht das Rückgrat der deutschen Kinowirtschaft weg, was ohne weitere Unterstützung in weiten Teilen der Fall sein wird, wird nur noch ein kleiner Teil in der Nische überleben können“, beschreibt Kinopolis-Geschäftsführer Gregory Theile die Dramatik der Situation.


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Eine weitere Forderung betrifft das maßvolle Anpassen von Hygienevorgaben. So reduzierte Berlin am Dienstag den Mindestabstand. Dort kann nun jeder zweite Platz besetzt werden, wovon sich die Betreiber eine Signalwirkung erhoffen. Der Brief wurde von 68 Unternehmen unterzeichnet, die nach eigenen Angaben deutschlandweit für 1300 Leinwände stehen und damit einen Marktanteil von 40 Prozent repräsentieren. Ähnlich wie der Kinogesamtmarkt rechnet auch der Kinomittelstand bis Jahresende mit einem Besucherrückgang zwischen 50 und 60 Prozent.
Gute Filme fehlen
Nicolas Geiger, Geschäftsführer der Pforzheimer Kinobetriebe, hat schon vergangene Woche der PZ Einblicke in die alarmierende aktuelle Lage gegeben.
„Wir hatten im gesamten Monat Juli so viele Besucher wie sonst an einem guten Wochenende“, sagte Geiger.
Dies liege neben dem Sommerwetter und möglichen Corona-Ängsten aber auch daran, dass die Verleihe weiterhin gute Streifen zurückhalten und noch nicht auf den Markt bringen. Vor allem fehlten nach Geigers Ansicht derzeit „schöne Animationsfilme“, um Eltern und Kinder für den Kinobesuch zu begeistern.