
Pforzheim. Die Branche ächzt unter der Pandemie: Erst hatte Disney die Premiere der Verfilmung von „Mulan“ wegen der Corona-Krise auf unbestimmte Zeit verschoben. Nun kommt das Spektakel per Streaming ins Heimkino statt auf die große Leinwand. Auch die Pforzheimer Kinobetriebe rex und Cineplex bleiben außen vor. Sie fühlen sich wie viele Kollegen von den Filmfirmen allein gelassen, sagt Geschäftsführer Nicolas Geiger – bei allem Verständnis dafür, dass Verleiher ihre Kassenschlager nicht opfern wollen, wenn nur etwa 25 Prozent der Besucher zugelassen sind.
„Doch dieses Spielchen des Zurückhaltens der Filme hilft keinem. Wenn immer mehr Kinos zumachen, haben die Firmen keinen Abnehmer mehr.“
Nicolas Geiger
Letzter Hoffnungsschimmer: Christopher Nolans Action-Thriller „Tenet“, der laut Geiger ab 27. August laufen soll. Dann will die Betreiberfamilie auch wieder das „Cineplex“ eröffnen, in dessen größten Saal dann maximal 300 statt 600 Besucher dürften.
„Tenet“ startet vorerst nur in Europa. Da werde die Verleiherwelt genau hinschauen, wie die Zahlen sind. In Pforzheim sind sie aktuell verheerend: Im gesamten Juli zählten die Kinobetriebe so viele Besucher wie sonst an einem Wochenende. Was nicht nur an Wetter und Corona-Angst liege. „Es fehlen eben Filme, die funktionieren – vor allem für die ganze Familie.“ So war bis zuletzt „Meine Freundin Conni“ mit 300 Besuchern im rex der „Renner“. Was für Geiger bedeutet: Familien wollen offensichtlich noch ins Kino, trotz aller Auflagen. Dafür brauche es aber mehr „schöne Animationsfilme“, um Eltern und Kinder für den Kinobesuch zu begeistern.
Pforzheimer Kinos halten durch
Nicolas Geiger ist sicher: Wenn der Mitte November erwartete „James Bond“ weiter verschoben würde, wäre das für viele der Genickbruch. Nicht jedoch für die Pforzheimer Kinos. Er kann insofern beruhigen, als der Familienbetrieb selbst unter pessimistischsten Szenarien bis Ende 2021 durchhalten könne. „Spätestens dann brauchen wir aber eine Aussicht.“ Vorerst könne helfen, wenn die Abstandsregeln auf einen Meter verkürzt werden – wie Baden-Württemberg dies als erstes Bundesland womöglich noch diese Woche umsetzen wolle. Überhaupt seien deutschlandweit einheitliche Regeln nötig. Damit alle Beteiligten mehr Planungssicherheit hätten.
Druck auf Verleiher wächst
Der Druck auf die Verleiher wachse: „Ihnen fehlen ja auch Einnahmen. Wir sitzen alle im selben Boot“, so Geiger. Dass es anders geht, zeige die Kino-Nation Frankreich, die mit einer großen Eigenproduktion an einem Wochenende eine Million Euro eingespielt habe.
Am Donnerstag starten die Geigers mit „Das perfekte Geheimnis“ ins dritte Jahr ihres Open Airs im Stiftshof – nur zufällig zeitgleich mit dem Kommunalen Kino im Osterfeld. Mit den Kollegen habe man versucht, Überschneidungen beim Programm weitgehend zu vermeiden. Das Angebot im Stiftshof sei reduziert auf 250 Plätze. „Wir hoffen, mit diesem Erlebnis den Leuten etwas zu bieten, damit wir nicht in Vergessenheit geraten.“


Zum Jubiläum noch mehr als nur Filme: Das wird beim Open-Air-Kino im Hof des Kulturhaus Osterfeld geboten
Bis Ende August laufen immer donnerstags bis sonntags Filme. Die Infos zu Geigers Open Air im Internet auf www.cineplex.de.