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Der Krieg steht im Zentrum der Werke, die Peter Oppermann, Teresa Martini und Henning Kallweit (von links) im Podium des Theaters lesen. Ketterl 

Lesung zum 23. Februar im Theater Pforzheim mit Texten Bertolt Brechts

Pforzheim. Als am 23. Februar die Bomben auf Pforzheim fallen, ist Bertolt Brecht nicht da. Er ist nicht in Deutschland, nicht einmal in Europa. Vom amerikanischen Exil aus schreibt er über Krieg und Frieden. Doch diese Außensicht hat gutgetan. Das hat die Lesung des Theaters Pforzheim zum 23. Februar mit Texten des Schriftstellers bewiesen. Denn obwohl er über Pforzheim nicht geschrieben hat, gibt es immer wieder Momente, die es so erscheinen lassen. Momente, die so passen wollen auf eine Stadt, die im Gedenken zerrissen ist zwischen Opferrolle und der Frage nach ihrer Schuld.

Sie ist nicht allein damit. Denn dass es im Krieg keine Unbeteiligten, keine bloßen Täter oder Opfer gibt, zeigt sich rasch.

Die Textauswahl hat der Chefdramaturg Peter Oppermann besorgt, der gleichzeitig für den erkrankten Fredi Noël auch eine Sprecherrolle übernimmt. Er wird unterstützt von Teresa Martini und Henning Kallweit. Den Anfang machen einzelne Gedichte und Auszüge aus dramatischen Werken Brechts. Da ist es Mutter Courage, die ein abseitiges Lob des Krieges singt. Denn: „Erst der Krieg schafft Ordnung.“ Auch der aus der Dreigroschenoper bekannten Kanonensong erhält im kriegerischen Umfeld eine ungewohnte, erschreckende Aktualität.

Hier – im ersten Teil der Lesung – haben sich leider auch einige schwächere Arbeiten Brechts eingeschlichen. Diese Schwäche zeigt sich immer dann, wenn Brecht das Grauen des Krieges nicht als Beobachter betrachtet, sondern als kommunistischer Ideologe. Und damit – wie in „die drei Soldaten und die Reichen“ – auf einen Klassenkampf reduziert – inklusive der damit verbundenen verbrauchten Rhetorik.

Eindrückliches Ende

Der zweite Teil der Lesung dann ist mit Auszügen aus der „Kriegsfibel“ nur einem Werk gewidmet. Das ist der Höhepunkt des Abends. Im finnischen Exil von Deutschland getrennt sammelt Brecht Zeitungsschnipsel zum beginnenden Weltenbrand – und kommentiert sie eindrücklich. All denen gibt er eine Stimme, deren Grauen in den Meldungen zur Randnotiz zu werden droht. Am eindrücklichsten zeigt sich eine Stelle, in der Brecht die Perspektive der Stadt Liverpool einnimmt, die von deutschen Bomben zerstört wurde – und deren Worte die berührendsten des Abends sind: „Noch bin ich eine Stadt, doch nicht mehr lange. In tausend Jahr erbaut, verheert in einem Mond“.