Ein Mann des Wortes und der Bücher: Gerhard Sonnet. Foto:PZ-Archiv/Seibel
Pforzheim
Abschied von einem Großen: Trauer um Gerhard Sonnet, der im Gemeinderat 42 Jahre lang Stadtpolitik gestaltete

Pforzheim. Als Stadtrat hat Gerhard Sonnet jahrzehntelang für Pforzheim gewirkt. In dieser Zeit erlebte er vier Oberbürgermeister – und eine eigene Kandidatur als Rathaus-Chef. Am Dienstag ist der Jurist im Alter von 83 Jahren gestorben.

Mit vier Oberbürgermeistern hat Gerhard Sonnet in seiner Zeit im Pforzheimer Gemeinderat zwischen 1971 und 2013 Stadtpolitik gestaltet – von Willi Weigelt über Joachim Becker und Christel Augenstein bis hin zu Gert Hager. Und als dieser ihm 2017 das Bundesverdienstkreuz überreichte, war der nächste Rathauschef Peter Boch bereits gewählt. 1992 hatte Sonnet selbst als Stadtoberhaupt kandidiert und war Amtsinhaber Becker unterlegen.

Dass der Jurist Sonnet, 17 Jahre lang Vorsitzender erst der CDU-Ratsfraktion und später der Freien Wähler im Stadtparlament, eine der prägenden Persönlichkeiten in der Pforzheimer Politik der vergangenen Jahrzehnte war – wer wollte es bestreiten? Am Dienstag ist er im Alter von 83 Jahren gestorben, wie die Stadtverwaltung am Donnerstag bekanntgab. „In über 400 Gemeinderatssitzungen hat er immens viel für die Stadt Pforzheim bewegen können und an zentralen Entscheidungen mitgewirkt. Folgende Punkte seien an dieser Stelle beispielhaft genannt: Verwaltungs- und Gebietsreform, Neugestaltung des Marktplatzes, Haidach, Altgefäll, Stadtteilsanierung Brötzingen, Errichtung der neuen Stadthalle – heute unser CongressCentrum –, Neubau des Stadttheaters, Landesgartenschau, neue Stadtbibliothek, Neubauten im Bereich der Schulen, Sporthallen, Kindertagesstätten und vieles mehr“, würdigt ihn das Rathaus.

Unvergessen ist der Abschied, den ihm seine Gemeinderatskollegen quer über alle Parteigrenzen hinweg im Dezember 2013 bescherten. Mit stehenden Ovationen begleiteten sie seinen Weg hinaus aus dem Ratssaal, nachdem er sich verabschiedet hatte – einen minutenlangen Weg, der damals 76-Jährige war bereits schlecht zu Fuß. Ein reger, interessierter Geist aber blieb er, verfolgte das Pforzheimer Geschehen in der PZ und ließ sich auch gelegentlich um Einschätzungen bitten. Etwa zum aus seiner Sicht sehr ruppigen Pforzheimer Landtagswahlkampf 2016. Er selbst war da stets ein Freund klarer Positionen, aber maßvoll, sachlich und nüchtern in der Wortwahl, gespickt mit trockenem, feinem Humor.Seine letzten Jahre verbrachte der belesene Sonnet mit seiner Frau Elke in der Seniorenresidenz „Ambiente“.Den freiwilligen Abschied aus der Politik verkraftete Sonnet gut. „Ich habe ein wirklich schönes Leben und viel Erfolg gehabt“, sagte er anlässlich seines 80. Geburtstags, und – in der ihm eigenen nüchternen Art: „Was vorbei ist, ist vorbei.“

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