
Pforzheim. Auf dem Deutschen Suchtkongress in Berlin wird Isabella Heilig und ihr Team vom Lebens- und Suchthilfeträger Plan B gGmbH im September ein Herzensprojekt vorstellen: Unter dem Namen „Q-Train“ hatte die Sozialarbeiterin der AG Drogen (heute Plan B) Ute Hötzer vor 25 Jahren das Arbeiten in einer Siebdruckerei für Suchtabhängige aus der Taufe gehoben.
Unter dem Namen „Andante“ des Qualifizierungsträgers Q-Prints&Service existiert das wegweisende Projekt, das aus dem Kontaktladen Loft hervorgegangen war, bis heute als Kooperation. Es zeigt, dass es für Suchtabhängige auch ohne Abstinenz von Drogen sehr wichtig ist, in eine Arbeitsstruktur eingebunden zu sein und eine Perspektive zu entwickeln. Auch die Finanzierung bleibt wegen fehlender Zuständigkeiten schwierig. Wie beim „Tagesjob“ auch, kooperiert der Träger Plan B bei „Andante“ mit dem Träger Q-Prints sowie dem Jobcenter und nutzt dort eine Schnittstelle der verschiedenen Disziplinen. T-Shirts sind dort etwa für den Unverpackt-Laden entstanden. Neben der Feinmotorik und anderen Fertigkeiten erhalten die Teilnehmer soziale und psychologische Unterstützung.


Expertenrat für direkte Hilfe: Projektbeirat von „Menschen in Not“ trifft sich
Fachtagung in Pforzheim
Und weil sich die AG Drogen durch veränderte Aufgabenfelder seit zehn Jahren zum Träger für Sucht und Lebensfragen Plan B gGmbH weiterentwickelt hat, veranstalten die Verantwortlichen an diesem Mittwoch und Donnerstag in Pforzheim eine Fachtagung zum Thema „Komplexe soziale Probleme brauchen eine gute Kooperation“ mit bundesweiten Experten aus der Psychologie und der Soziologie. Denn mit den veränderten vielschichtigen Lebenssituationen der Klienten entstanden auch andere Bedürfnisse und Angebote. So gibt es seit zehn Jahren auch das Übergangswohnen in Kooperation mit der SjR gGmbH. Denn den Streetworkern fiel zu dieser Zeit auf, dass es viele junge Menschen ab 18 Jahren gab, die obdachlos waren. In einer achtwöchigen Clearingphase mit Dach über dem Kopf, können sie mit Hilfe von Sozialarbeitern und Ämtern ihre Situation klären.


Erzwungene Erneuerung: Soziale Einrichtungen in Pforzheim müssen in teure Technik investieren
Substitution: Ärzte im Rentenalter
Auch der Kontakt zu den Eltern spielt eine große Rolle. Vor zehn Jahren richtete Plan B auch eine Expertenstelle zum Thema Essstörungen ein. „Aber auch die Aufsuchende Familientherapie oder eben unser Angebot für SGB-II-Bezieher sind alles Angebote, die wir an de Schnittstellen von Suchthilfe anbieten“, erklärt Geschäftsführerin Heilig. Die medizinische Versorgung von 400 Substituierten ist ein sich seit Jahren zuspitzendes Problem. Denn die beiden Fachärzte, die dafür bereit stehen, sind längst im Rentenalter. Im Gespräch mit der Kassenärztlichen Vereinigung wird nach Lösungen geschaut. Die Prävention gehört ebenfalls zu einer interdiziplinären Aufgabe in Kooperation mit den Schulen. Da gebe es mehr Nachfrage als geleistet werden könne, so Heilig. Das Legalisieren von Cannabis habe zwar nicht dazu geführt, dass in der Stadt oder Region irgendein Club bislang eine Lizenz zum Anbau der Droge erhalten habe. Das Bewusstsein für den Konsum aber sei gestiegen. Pädagogen setzten sich stärker mit den Folgen für die Jugendlichen auseinander.

