
- Corina Wießler
Pforzheim. Corona hat am Sonntag auch den bundesweiten Mobil-ohne-Auto-Tag in Pforzheim ausgebremst. So wurde in diesem Jahr die Straße im Würmtal nicht zur freien Bahn für Radler erklärt. Daher machten sich rund 40 Mitglieder der Critical-Mass-Fahrradbewegung und des ökologischen Verkehrsclubs, kurz VCD, auf die Suche nach den Radwegen im Zentrum der Stadt.
„Die Stadtverwaltung selbst hat eine Übersicht der Brennpunkte des Radverkehrs erstellen lassen. Jetzt geht es darum, dass diese kritischen Stellen rasch beseitigt werden“, erläuterte der VCD-Vorsitzende Matthias Lieb.
Schon morgen könnte der Gemeinderat diesbezüglich wichtige Entscheidungen treffen. Die Teilnehmer wollten die Brennpunkte vorab selbst begutachten – ausgestattet mit Ferngläsern und Lupen. „Die Ferngläser dienen dazu, die Brennpunkte besser ins Visier nehmen zu können, die Lupen, um die Details zu erkennen“, meinte Lieb launig.
Die Bahnhofstraße hinunter
Nach der kurzen Ansprache Liebs vor dem Hauptbahnhof radelte der Pulk die Bahnhofstraße abwärts, um hinter der Bushaltestelle nach links in Richtung westliche Unterführung abzubiegen. Hierbei kamen sich Radler und Busse gleich ins Gehege und bremsten sich gegenseitig aus. „Das ist ein Problem, wenn der Radweg auf die Busspur führt und viele Radler unterwegs sind“, merkte Christine Fischer von Critical Mass an.


„Wo ein Wille ist, ist auch ein Radweg“: Wie die Luisenstraße am Samstag zur temporären Radspur wurde
Im Tunnel selbst herrscht ebenfalls Konfliktpotential zwischen Radlern und Fußgängern, weil entsprechende Markierungen fehlen. Mit einer klaren Trennung zwischen den beiden Gruppen könne man das leicht beheben, sagte Lieb. Der Platz dafür sei vorhanden. Anerkennend dagegen wurde der „Radkäfig“, eine sichere Parkmöglichkeit für rund 100 Räder in der Unterführung, zu Kenntnis genommen.
„Hier hat die Stadt und das Unternehmen miteinanderleben etwas für die Radfahrer getan, auch wenn es lange gedauert hat“, war sich die Gruppe einig.
Weiter ging es zum nächsten Halt: der Spielstraße in der Nordstadt. Was der Volksmund „Spielstraße“ nennt, ist ganz korrekt ausgedrückt ein „verkehrsberuhigter Bereich“: „Autofahrer dürfen dort lediglich sieben Stundenkilometer fahren – und das tun sie auf der Ebersteinstraße so gut wie nie“, wie Christof Weisenbacher (WiP) berichtete, selbst Anwohner und Mitradler. „Darum sieht man hier auch keine Kinder spielen.“ „Dabei könnte man wirklich schnell für Abhilfe sorgen“, erklärte Lieb, „indem die Straße als Radweg ausgewiesen wird.“ Christine Fischer wies darauf hin, dass der Bereich als Sanierungsgebiet vorgesehen sei.
„Wir können nur hoffen, dass dann die Belange von Fußgängern und Radfahrern, aber insbesondere von den Anwohnern auf eine Verkehrsberuhigung, berücksichtigt werden.“
Der nächste Stopp führte die Truppe durch die Tunnelstraße, die parallel entlang der Bahnlinie in Richtung Brötzingen verläuft. Im Schlepptau einen hupenden Autofahrer, dem die Radler seiner Ansicht nach nicht schnell genug Platz machten. Auch dort würde sich ein Radweg einfach realisieren lassen, überzeugten sich die Anwesenden vor Ort – mit einer gefahrlosen Überquerung der Unteren Wilferdinger Straße durch die Ampel. Die Teilnehmer hoffen nun, dass der Gemeinderat am Dienstag eine positive Entscheidung im Sinne der Radler und Fußgänger treffen möge.
