

Pforzheim. Mit einem Sprengstoffspürhund hat die Polizei am Donnerstagabend die Fatih-Moschee in Pforzheims Oststadt durchsucht. Und auch am Freitagmittag sind die Beamten noch vor Ort. Der Grund: eine Bombendrohung. Diese ging nach Polizeiangaben am Donnerstag gegen 21.12 Uhr bei der Moschee ein. Die sofort verständigte Polizei nahm die Bedrohung ernst und reagierte mit Einsatzmaßnahmen, um mögliche Gefährdungen auszuschließen.
"Die Polizei hat die Örtlichkeit mit starken Kräften durchsucht, hierbei kam auch ein Sprengstoffspürhund zum Einsatz", heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft. Es ergaben sich keine Hinweise auf sprengstoffähnliche Gegenstände.

Nach Bombendrohung: Schulterschluss der Religionsvertreter
Freitagmittag, 12.30 Uhr. In Scharen strömen die überwiegend türkischstämmigen Gläubigen zur Fatih-Moschee. Sie sind an diesem Tag nicht die einzigen Gäste des Gotteshauses – auch Vertreter des Pforzheimer Rats der Religionen, der katholische wie evangelische Kirche, jüdische Gemeinde, muslimische Hauptrichtungen, Ahmadiyya-Muslime, Aleviten und Yeziden umfasst, sind vor Ort. Alle großen Religionen der Stadt sind vertreten. Ein Akt der Solidarität angesichts einer Mail, die am Donnerstagabend um 21.12 Uhr bei der Moschee einging. Den Inhalt gibt Yavuz Cevik, Sekretär und Dialogbeauftragter der Moschee, sinngemäß so wieder: „Eine Bombe mit Fernzündung ist schon am Vortag im Haupteingang gelegt worden.“ Der Sprengsatz solle am nächsten Tag, dem für Muslime heiligen Wochentag, um 12.15 Uhr explodieren – kurz vor dem Freitagsgebet. „Wir geben Euch die Zeit, damit Ihr die Moschee nicht füllt.“ Und: „Eure Moscheen werden brennen.“ Die Mail stammt von einer Adresse, die aus einem vollen Vor- und Nachnamen besteht – einem offenkundig erfundenen, bestätigen die Ermittler später.
Eine „spezielle Drohung“
Die Moschee hat nicht zum ersten Mal Drohungen erhalten, aber diese sei wegen ihrer Detailliertheit „schon speziell“ gewesen, sagt Cevik. „Ich habe sofort die Polizei verständigt.“ Die Beamten nahmen die Bedrohung ernst, wie es in ihrer ersten Pressemitteilung zu dem Thema am Freitagvormittag heißt. Sie durchsuchten „mit starken Kräften“ die Moschee und das Gelände. „Auch ein Sprengstoffspürhund kam zum Einsatz.“ Gefunden wurde nichts. Die Polizei blieb allerdings vor Ort.
Auch am Freitagmittag noch sichert eine Streife die Moschee. „Die Abläufe und Gebetszeiten in der Moschee sind nicht beeinträchtigt.“ Die Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Pforzheim und die Staatsanwaltschaft Karlsruhe haben die Ermittlungen übernommen, der Staatsschutz ist beteiligt, überregional werden vergleichbare Vorkommnisse abgeglichen.
„Wenn die Moschee bedroht ist, sind alle Religionen bedroht.“ Das sind die Worte, mit denen der katholische Dekanatsreferent Tobias Gfell als Sprecher des Rats der Religionen zu Beginn des Freitagsgebets die Solidaritätsbekundung an die Muslime richtet. Sie stoßen auf Applaus der rund 500 Gottesdienst-Teilnehmer – eine ganz normale Anzahl, erläutert Yavuz Cevik – und den Dank des Imams. „Es macht uns stolz,, das wissen wir sehr zu schätzen“, sagt auch Cevik. „Bei dieser Zuwendung haben wir keine Bedenken“.


Bombendrohung gegen Pforzheimer Fatih-Moschee
Dank an Sicherheitskräfte
Das Geschehen beschäftigt auch die Politik. „Es ist traurig, dass es immer wieder zu solchen Bombendrohungen kommt, egal ob – wie jetzt – gegen eine Moschee oder wie im vergangenen Jahr gegen das Pforzheimer Rathaus“, reagiert Pforzheims OB Peter Boch. „Es sind immer unschuldig Betroffene, die darunter zu leiden haben.“ Natürlich sei er erleichtert, dass es keine Hinweise auf sprengstoffähnliche Gegenstände gebe. „Mein Dank gilt vor allem der Polizei und allen weiteren Einsatzkräften für ihr schnelles und sehr umsichtiges Handeln.“ Es sei vollkommen richtig, dass die Sicherheitsbehörden den Hintergründen jetzt nachgehen, findet die SPD-Bundestagsabgeordnete Katja Mast. „Menschen müssen in unserem Land ihren Glauben frei ausüben können. Dass dafür Polizeischutz notwendig ist, stimmt mich mehr als nachdenklich.“
Wie lange das an der Moschee der Fall íst, bleibt offen. Nach dem rechtsextremen Anschlag auf die Synagoge von Halle in Sachsen-Anhalt waren vom 9. bis 18 Oktober landesweit alle Synagogen rund um die Uhr überwacht worden. Auch Pforzheims jüdisches Gotteshaus an der Emilienstraße. Aktuell, so erklärt das Polizeipräsidium Pforzheim auf Nachfrage, würden bei Veranstaltungen in der Pforzheimer Syngagoge „dauerhafte Präsenz- und Überwachungsmaßnahmen durchgeführt“. Daneben werde das Gebäude „täglich zu unregelmäßigen Zeiten mehrfach überwacht“.