
Pforzheim. Mit dem Abschied des Bundestagsabgeordneten Gunther Krichbaum vom Vorsitz des CDU-Kreisverbands im Juli nach seiner Berufung zum Staatsminister endet die traditionelle Bündelung von Amt und Mandat zu einer machtvollen zentralen Person bei den hiesigen Christdemokraten.
Eine Kolumne von PZ-Redakteur Marek Klimanski
Denn seit Gründung des CDU-Kreisverbands 1973 hatte noch jeder Vorsitzende den Wahlkreis Pforzheim auch in einem Parlament vertreten. Damit ist nun Schluss: Der als aussichtsreich geltende Pforzheimer CDU-Landtagskandiidat Andreas Renner strebt das Parteiamt nicht an.

Sagen wir’s, wie es ist: Die Sozialdemokratisierung der Pforzheimer CDU schreitet voran. War es vor einem Vierteljahrhundert die SPD, die den Oberbürgermeister stellte (Joachim Becker), einen weiteren Bürgermeister (Hermann Kling), das direkt gewählte Bundestagsmitglied im Wahlkreis (Ute Vogt), rund ein Fünftel der Stadträte und keinen Landtagsabgeordneten, so trifft das heute alles auf die Christdemokraten der Goldstadt zu. Aber Sie ahnen es: Darum geht es gar nicht.

Der CDU-Kreisverband schickt sich an, das von ihm im Gegensatz zu den hiesigen Sozialdemokraten gepflegte Prinzip des starken Mannes aufzugeben. Seit Gründung der Kreis-CDU im Jahr 1973 hatte die Union hier keinen Vorsitzenden, der nicht auch auf höherer Ebene Politik gemacht und den Wahlkreis Pforzheim in einem Parlament vertreten hätte. Der erste, Fritz Wurster, hatte dies aber als Landtagsabgeordneter vor seiner Zeit an der Spitze des Kreisverbands getan, bevor er sich dann auf seinen Pforzheimer Bürgermeisterposten konzentrierte. Ihm folgten die Pforzheimer Landtagsabgeordneten Hugo Leicht und Stefan Mappus, bis er Ministerpräsident wurde, schließlich der Bundestagsabgeordnete Gunther Krichbaum. Bis er Staatsminister im Auswärtigen Amt wurde. In seiner Wahlkreisarbeit will Krichbaum bienenfleißig bleiben – und hat für die Umsetzung seines Versprechens bisher Anerkennung weit über die Parteigrenzen hinaus erhalten. Den Kreisverband weiter zu führen, sei dann aber zu viel. Und so wählen die Christdemokraten im Juli einen Nachfolger.


Gunther Krichbaum tritt nicht mehr als CDU-Kreisvorsitzender an
Nur einer hätte zumindest die Chance, die Tradition des Pforzheimer Abgeordneten an der Spitze des Kreisverbands fortzusetzen und damit auch Synergieeffekte in der Arbeit zu schaffen – Andreas Renner, der im März 2026 für die Christdemokraten das Pforzheimer Landtagsmandat zurückerobern will und dem dafür gute Chancen zugebilligt werden. Aber ach: Renner mag nicht, wie er der PZ verriet. Zu viel ist dann irgendwann zu viel, bekannte der Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, Eutinger Ortsvorsteher, Schulrat und Familienvater. Er habe sich vorgenommen, nie ein Amt anzustreben, bei dem er Zweifel habe, es ausfüllen zu können, begründete der 48-Jährige. Es müsse ja auch nicht der Pforzheimer Abgeordnete sein, die CDU habe andere gute jüngere und gleichzeitig erfahrene Leute, sagt Renner.
Ob sich das Prinzip nun nicht vielleicht umdreht und es künftig die SPD ist, deren Pforzheimer Abgeordnete erstmals auch den Kreisverband führt, entscheidet sich dagegen abschließend erst bei der Landtagswahl am 8. März. Wenngleich die baldige Aufstellung der SPD-Landesliste am 5. Juli in Fellbach schon einen Hinweis geben dürfte, welche Chancen die Kandidatin Annkathrin Wulff in Pforzheim und ihr Pendant Michael Hofsäß im Enzkreis auf die Mandate haben. Kreisvorsitzende sind sie ja schon.