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Erst Ende Februar ist dieses Bild zum Aufblühen des Wochenmarkts nach dem Winter entstanden. Nun müssen Beschicker und Kunden völlig umdenken und auf Abstand gehen.  Foto: Meyer, PZ-Archiv 

Corona-Krise: Beim Wochenmarkt in Pforzheim hält man auf Distanz zusammen

Pforzheim. Die Szenerie ist vertraut und doch im Detail irritierend: Bereits gegen 6.45 Uhr tummeln sich an diesem Samstagmorgen etliche Besucher auf dem Turnplatz. Dort, wo sonst lang und gerne geplaudert wird, haben es nun alle eilig. Kunden halten in den Schlangen vor den Ständen jeweils gut anderthalb Meter Abstand. Wer an der Reihe ist, wählt zügig Produkte aus, packt sie in den Korb und zieht weiter. Das freundliche Lächeln wird nun aus der Distanz ausgetauscht.

„Ich erlebe den Wochenmarkt jetzt ganz anders“, sagt Jörg Müller, der Sprecher der Beschicker, „er wird in Zeiten von Corona völlig neu gedacht und gelebt.“ Wie mehrere weitere Kollegen ist Müller nun nicht nur an Samstagen, sondern auch mittwochs präsent ist, was die Vielfalt des Angebots unter der Woche deutlich erhöhen wird.

Der städtische Marktmeister Marc Pfrommer hat die Lage im Blick - und ist bislang zufrieden: „Die Menschen haben den Ernst der Lage erkannt, sind vernünftig und handeln eigenverantwortlich.“

Jörg Müller bestätigt das. „Von sich aus besonnen“ agierten die Leute. Das liege wohl an der überwiegend älteren Kundschaft, die sich die eindringlichen Mahnungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Winfried Kretschmann sowie die tägliche PZ-Berichterstattung über die Ansteckunsgefahren zu Herzen nähmen. Aber auch auf Verkäuferseite müsse man umdenken. Anders als im stationären Handel, wo feste bauliche Veränderungen möglich sind, müsse man im ambulanten Sektor eigene, auf- und abbaubare Vorkehrungen kreieren.

So lässt Müller derzeit etwa aus Holzfüßen und Plastikplanen einen Spuckschutz fertigen, unter dem auf unterschiedlichen Schalen die Waren und das Wechselgeld herausgereicht werden können. Kollegen tüftelten an ähnlichen Lösungen, obwohl die Breite von Auslagen und Theken ohnehin bereits für einen Sicherheitsabstand sorge.

Schließlich habe jeder Beschicker eine Verantwortung für seine Kunden, aber auch für die Mitarbeiter. Jeder müsse sich Gedanken machen, zurückhalten und „zur Vernunft rufen“, also bis auf Weiteres mit mancher liebgewonnenen Tradition brechen, eben auch mit der für den Markt sonst so typischen herzlichen Tuchfühlung.

Claudius Erb

Claudius Erb

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