So kannte ihn jeder: Martin Ngnoubamdjum alias Bruder Martin im Einsatz für Afrika. PZ-Archiv/Meyer
Pforzheim
Die Stimme Afrikas in Pforzheim: Bruder Martin wohl an Covid-19 gestorben

Pforzheim. Er hat Herzen miteinander verbunden und starb doch ohne seine Familie. Seine Angehörigen konnten keinen Abschied von Martin Ngnoubamdjum nehmen, den alle nur Bruder Martin nannten. Am Montagabend sei der Kameruner mit 74 Jahren an einer Lungenentzündung verbunden mit dem Corona-Virus in der Mannheimer Uniklink gestorben.

Stadt äußert sich zum ersten Corona-Todesfall

Die Stadt Pforzheim spricht in einer Pressemitteilung zwar offiziell von einem ersten Corona-Todesfall in Pforzheim. Dass es sich dabei um Bruder Martin handeln könnte, bestätigt sie allerdings nicht und beruft sich dabei auf Datenschutz. „Diese Nachricht macht mich zutiefst betroffen. Ich wünsche den Hinterbliebenen in dieser schweren Zeit viel Kraft und Zuversicht“, drückt Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch sein Beileid über den ersten Corona-Todesfall in Pforzheim aus. Der Trauer komme aus seiner Sicht eine wichtige Rolle zu, den Verlust eines geliebten Menschen zu verarbeiten, dies dürfe auch gerade angesichts der Herausforderungen der Corona-Pandemie und der geltenden, durchaus notwendigen und sinnvollen Beschränkungen nicht vergessen werden.

Seit Donnerstag auf Intensivstation

Am Donnerstag vergangener Woche sei er direkt auf die Intensivstation des Siloah-Krankenhauses gekommen, sagt seine Tochter Jeanette Ngnoubamdjum. Lediglich leichte Symptome waren vorausgegangen. Wegen des drohenden multiplen Organversagens verlegten die Ärzte ihn nach Mannheim. Dort starb der Ehemann, Vater von acht Kindern und sechs Enkeln, isoliert. Er sei nie krank gewesen, seinen Diabetes habe er gut im Griff gehabt, sagt die Tochter. Sie, ihre Geschwister und ihre Mutter Berthe warten jetzt auf Informationen aus der Klinik, um zu entscheiden, wie mit der Beerdigung verfahren werden kann.

Nach kamerunischer Tradition müsste der Leichnam ins Heimatland überführt und im Kreis der Angehörigen Abschied genommen werden, erklärt die Tochter. Auch das wird vermutlich aufgrund der Ansteckungsgefahr durch das infektiöse Virus nicht gehen.

Bruder Martin war die Stimme Afrikas in Pforzheim

„Martin Ngnoubamdjum war die Stimme Afrikas in Pforzheim. Nicht immer bequem, aber immer voller Leidenschaft“, würdigt der geschäftsführende Verleger Albert Esslinger-Kiefer den Verstorbenen. Vor über 20 Jahren hatte der Kameruner den Verein „Afrika Präsenz“ gegründet, ein Traum von ihm.

Es folgten über die Jahre viele Veranstaltungen, in denen es darum ging, Europa Afrika näher zu bringen. Bruder Martin bereicherte durch vielfältige Veranstaltungen und seine Trommelkunst das kulturelle Leben der Goldstadt. Das Afrika Festival bildete das Herzstück, erinnert sich seine Tochter Jeanette. Und der Wunsch, den Wert der Menschenwürde zu verdeutlichen.

Als er vor 50 Jahren nach Deutschland gekommen war, gehörte er zu den Afrikanern der ersten Stunde. Über 30 Jahre lebte er in der Goldstadt. In der evangelischen Kirche hatte er seine Heimat gefunden. Bruder Martin war immer die richtige Adresse, wenn es darum ging, für Diskussionsforen über Afrika eine überzeugte Stimme zu finden.

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