An diesem kalten Samstagvormittag haben sich zahlreiche Menschen am Unglücksort versammelt. Es sind Betroffene und Bekannte. Freunde und Fremde. Sie alle sind hier, um zu gedenken, um Abschied zu nehmen und zu versuchen, das Erlebte zu bewältigen. Unter ihnen ist ein bekanntes Gesicht: Carsten Stahl, seines Zeichens Präventionscoach sowie Anti-Mobbing und Anti-Gewalt-Trainer und bekannt aus den Sozialen Medien und dem Fernsehen, hat sich auf den Weg nach Hohenwart gemacht. Stahl steht für seinen harten Umgang mit Schülern während seinen Präventionskursen bei vielen Experten in der Kritik.
Carsten Stahl ist am Samstag nach Hohenwart gekommen. Röhr
Seine Gedanken verpackt er in klare Worte: Für ihn ist es unbegreiflich, wieso dieses Bauwerk noch so wie es jetzt ist, stehen kann. Vor rund 30 Personen macht er seine Wut und die der Bürger öffentlich. Er fordert lautstark den Abriss des Turmes.
Unter den Anwesenden ist auch der Hohenwarter CDU-Ortschaftsrat Volker Weingardt.
„Das Maß ist erreicht. Es darf nichts mehr passieren", sagt er und ruft die Bürger dazu auf, am 18. Dezember an der Ortschaftsratsitzung teilzunehmen, um dem öffentlichen Unmut zu Ausdruck zu bringen.
Ein Schild mit der Aufschrift "Hohe Warte vorübergehend geschlossen" liegt abgerissen neben Grablichtern auf dem Boden. Röhr
Hier finden Sie Anlaufstellen für Betroffene:
Wer suizidale Gedanken hat, sollte auf gar keinen Fall damit alleine bleiben. Auch in ausweglosen Situationen gibt es Hilfe für Betroffene. Sollten Ihre Gedanken darum kreisen, sich das Leben zu nehmen, sprechen Sie unbedingt mit jemandem darüber.
Eine schnelle Hilfe erhalten Sie unter der Rufnummer 0800/1110111 (Telefonseelsorge), der „Nummer gegen Kummer“ unter 116111 sowie im Notfall bei der Polizei (110) oder den Rettungsdiensten (112). Die Gesellschaft für Suizidprävention führt eine Übersicht der Angebote auf ihrer Webseite www.suizidprophylaxe.de.
Stahl entzündet eine Kerze für die drei verstorbenen Teenager. Röhr
Was war passiert?
Die Polizei hat am Freitag auf Nachfrage der "Pforzheimer Zeitung" bestätigt, dass ein Passant am Donnerstagabend drei leblose Personen unterhalb der „Hohen Warte“ gefunden und die Rettungskräfte alarmiert habe. Diese eilten gegen 17.30 Uhr zur Einsatzstelle, jede Hilfe kam für die Betroffenen jedoch zu spät. Sie starben noch vor Ort. Wie Polizeisprecher Benjamin Koch erklärt, lägen demnach keine Hinweise auf Fremdverschulden am Tod der Jugendlichen vor, die Ermittlungen der Kriminalpolizei dauern allerdings noch an.
Klare Worte findet der Anti-Konflikt-Coach, auch darüber, dass der Aussichtsturm abgerissen werden sollte. Röhr
Diese führt die Kriminalpolizeidirektion Calw in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Karlsruhe, Zweigstelle Pforzheim. Weitere Details kann Koch – aus Rücksichtnahme auf trauernde Angehörige, Freunde und Bekannte – nicht nennen.