In diesem Sattelschlepper-Wrack starb ein ungarischer Lkw-Fahrer. Gaffer hatten für Ärger bei den Rettungskräften und für lange Staus auf beiden Richtungsfahrbahnen gesorgt.

dpa
Pforzheim
Gaffer bei tödlichem A5-Crash: Polizei sucht Audi A5 mit PF-Kennzeichen
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Pforzheim/Bruchhausen. Der Schock sitzt bei vielen Beteiligten immer noch tief. Und selbst ein erfahrener Feuerwehrmann wie der stellvertretende Kreisbrandmeister Werner Rüssel ist immer noch empört: „Es war unter aller Sau.“ So beschreibt er das Verhalten der Gaffer auf der A5 bei Bruchhausen, die am Dienstagnachmittag miterleben wollten, wie ein Lkw-Fahrer in seinem Fahrzeug verbrennt und wie die Leiche von der Feuerwehr geborgen wird. Ein goldfarbener Audi A5 mit PF-Kennzeichen spielte dabei eine unrühmliche Rolle.

Lothar Batschauer, Einsatzleiter vom Karlsruher Autobahnpolizeirevier, ist einiges gewohnt, aber die Dreistigkeit der Audi-Insassen hat ihn dann doch extrem verägert. „Man kann das nur als asoziales Verhalten betiteln“, wird Batschauer in der Stuttgarter Zeitung zitiert. Als die Polizei eine Fahrspur der zuvor in Fahrtrichtung Baden-Baden komplett gesperrten A5 wieder freigegeben hatte, um den Stau auflösen zu können, hielt plötzlich der Audi mit Pforzheimer Kennzeichen auf Höhe des noch rauchenden Unfall-Sattelzugs an und blockierte erneut den gerade wieder einsetzenden Verkehrsfluss. Und dann wird es übel.

Während die Feuerwehr noch löscht und die verkohlte Leiche des ungarischen Lkw-Fahrers noch im ausgebrannten Führerhaus eingeklemmt ist, senken sich die Scheiben des Audi A5 und drei Smartphones werden herausgestreckt, um das tragische Geschehen zu filmen. Wie ein Polizeisprecher erklärte, sollen die dreisten Gaffer ein südländisches bis arabisches Aussehen haben. Als sie dann mit Nachdruck aufgefordert wurden, weiterzufahren, seien sie dann so schnell verschwunden, dass nur noch das Pforzheimer Kennzeichen „PF“ notiert werden konnte.

Nun sucht die Polizei nach dem Halter und Fahrer des goldfarbenen Audi. Hinweise nimmt die Karlsruher Autobahnpolizei unter Telefon (0721) 944840 entgegen. Das rücksichtslose Verhalten könnte also ein juristisches Nachspiel haben.

Doch die jungen Männer aus dem Raum Pforzheim waren nicht die einzigen Gaffer, die unangenehm auffielen, wie Kreisbrandmeister-Stellvertreter Rüssel gegenüber PZ-news errklärte. Da seien Schaulustige aus mehreren Nationen unangenehm aufgefallen. Als er dann anfing, die Autofahrer zu fotografieren, seien deren Handys schnell wieder zurückgenommen wurden. Schlechtes Gewissen? Angst vor einer Anzeige?

Der übliche Sichtschutz der Feuerwehr sei etwa 1,50 bis 1,60 Meter hoch. Zu niedrig für Lkws oder Busse, so Rüssel. 2,20 bis 2,30 Meter hoch sollte er schon sein. Und bei widrigen Windverhältnissen sei der mobile Sichtschutz auch nicht sonderlich stabil. Ganz stabil allerdings war die Lkw-Mauer, die später eingerichtet wurde, um zu verhindern, dass Gaffer die Bergung der Leiche filmen können. „Das ist der traurige Höhepunkt“, sagt Rüssel. Für zwei Lkw wurde die Fahrspur so weit freigemacht, dass sie an den Unfallort herangeführt werden konnten.

Die positive Folge dieses großvolumigen Sichtschutzes: Auf der Gegenfahrbahn löste sich der durch Schaulustige verursachte und bis zu zwölf Kilometer lange Stau auf, schließlich gab es ja nichts Spektakuläres mehr zu sehen.

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