Zur Weihnachtszeit rückt die Geburt des Christkinds durch eine Jungfrau in den Blick – und damit eine seit langem schwelende Diskussion: Hieß es in den biblischen Urtexten womöglich nicht „Jungfrau“, sondern „junge Frau“? Ohne das hier weiter zu vertiefen: Es gibt Anhaltspunkte dafür. Nun ist es ja per se nichts Schlechtes, wenn eine junge Frau ein Kind gebiert; in der Regel steckt sie etwa körperliche Strapazen besser weg.
Eine Kolumne von PZ-Chefreporter Marek Klimanski
Andererseits hat es Vorteile, wenn Frauen sich mit dem ersten Kind etwas Zeit lassen. Sie sind persönlich reifer, ihre Lebensumstände gefestigter. Vor allem aber haben sie in der Regel mehr Zeit in ihre Ausbildung – betrieblich wie akademisch – und ihren Berufseinstieg investiert. Insofern ist es strukturell eher keine supergute Nachricht, die uns Pforzheimer alle Jahre wieder erreicht: Bei uns gibt es die wenigsten Fälle sogenannter später Mutterschaft aller größeren Städte in ganz Baden-Württemberg. Also den niedrigsten Anteil von Frauen, die bei der Geburt ihres ersten Kindes 35 Jahre oder älter sind.


Sonderbar vermögend: Warum Pforzheim plötzlich so viele Millionen ausgibt
Nicht einmal jede fünfte Erstgebärende in Pforzheim hatte dieses Alter überschritten – während es in den gut entwickelten, wohlhabenden Groß- und Unistädten Heidelberg, Freiburg, Stuttgart und Karlsruhe mehr als ein Drittel waren. Aktuell sind wir bei den späten Mutterschaften – also in der Regel gut ausgebildeten, beruflich etablierten Müttern – landesweit auf dem letzten Platz angekommen. Selbst hinter allen strukturschwachen, ländlichen Kreisen.
Das fügt sich – auch im Zusammenspiel mit viel Migration und großen, nicht komplett gemeisterten Integrationsherausforderungen – ein in Durchschnittswerte geringen Einkommens, unterer Bildungsabschlüsse, hoher Schulabbrecherquoten und kurzen Lebens. Die PZ berichtet regelmäßig, nicht alle Jahre wieder, sondern alle Monate. Doch so richtig global geht die Stadtpolitik das Thema Sozialentwicklung nicht an. Auch nicht der Aspekt „Junge Mütter“. Ochs und Esel stehen drumherum.

