Geschlossen: Alle Schüler mussten die Fritz-Erler-Schule am Freitag verlassen.
Meyer
Pforzheim
Jetzt steht es fest: Pforzheimer Fritz-Erler-Schule wegen Nagetierbefall bis auf Weiteres dicht - auch das Bad ist erneut zu

Pforzheim. Am Freitag um kurz vor 10 Uhr erreichte die erste entsprechende Nachricht die "Pforzheimer Zeitung": die Fritz-Erler-Schule sei evakuiert worden. Der Grund: Schädlingsbefall. Noch während die PZ-Anfrage bei Schule, Stadt und Gesundheitsamt lief, kamen weitere Meldungen von Schülern und Eltern: bis 11.30 Uhr waren es bereits gut 20 Nachrichten.

Dann gegen 12.30 Uhr die Bestätigung: Nach Angaben des städtischen Sprechers Stefan Baust war festgestellt worden, dass sich in abgehängten Decken Nagetiere eingenistet haben. Welche genau, ist noch unklar. Aktuell geht man von Mäusen aus. Entdeckt worden war der Befall im Bereich der Mensa und des Musikraums. Bedingt durch die offene Bauweise im Inneren der Schule ist es nach städtischen Angaben nicht möglich, die befallenen Bereiche von der übrigen Schule räumlich abzutrennen. Die Schulleitung folgte der Empfehlung des Gesundheitsamts, alle Schüler umgehend nach Hause zu schicken und den Unterricht auch in der gesamten kommenden Woche auszusetzen. Das Gebäude wurde laut Baust jedoch nicht evakuiert. Schüler und Lehrer hätten nach und nach klassenweise "ruhig und geordnet" die Fritz-Erler-Schule verlassen. Als Grund für den Nagetierbefall führt die Stadt die derzeitigen niedrigen Außentemperaturen an. 

Spezialfirma zur Schädlingsbekämpfung vor Ort

Durch diese Maßnahme sei es möglich, sofort, also noch an diesem Freitag, auf den Befall zu reagieren. Eine Spezialfirma zur Schädlingsbekämpfung habe die Lage erkundet und das städtische Gebäudemanagement damit begonnen, Decken herunterzunehmen. Kommenden Montag und Dienstag sollen dann Köder ausgelegt werden. Geplant ist, diese Prozedur am 23. Dezember und noch einmal in der ersten Januarwoche zu wiederholen, um des Befalls tatsächlich Herr zu werden. Danach gelte es wegen möglicher Kot- und Urinrückständen oder gar Kadavern, das Gebäude intensiv zu reinigen und dann auch baulich wieder alles herzustellen. Dennoch geht die Stadtverwaltung von einem regulären Schulstart zum 8. Januar aus.

Keine längeren Weihnachtsferien

Die Fritz-Erler-Schüler haben nun aber nicht etwa einfach eine Woche länger Weihnachtsferien. Die Berufsschüler werden laut Baust bis Weihnachten in ihren jeweiligen Betrieben tätig sein, und die Gymnasiasten sollen Arbeitsaufträge erhalten, werden also quasi im Home-Office dazulernen.

Einzelne Bereiche der Schule doch zu nutzen, sei nicht möglich. Grund ist laut Baust die offene Bauweise des Komplexes, die das Lokalisieren und Identifizieren des Befalls erschwere. Auch auf die Nutzung der Sporthalle und des Fritz-Erler-Bades hat der Fund Auswirkungen: "Aufgrund der baulichen Verbindung bleiben als Vorsichtsmaßnahme die Sporthalle und das Fritz-Erler-Bad ebenfalls geschlossen", heißt es vonseiten der Stadt. Eine Schließung sei zunächst bis einschließlich Dienstag, 17. Dezember, vorgesehen. Sowohl bei der Halle als auch beim Bad befinde sich die Stadt Pforzheim bereits im Gespräch mit den von der kurzfristigen Schließung betroffenen Vereinen. Das Fritz-Erler-Bad hatte erst seit wenigen Tagen wieder offen: Nachdem es im Sommer wegen baulichen Mängeln kurzfristig geschlossen worden war, hatte sich die Wiedereröffnung immer wieder verzögert. Erst am 2. Dezember wurde es wieder eröffnet, so dass etwa die Wasserballer endlich wieder in ihrer Heimstätte trainieren konnten. Eine Traininseinheit später heißt es nun erneut: draußen bleiben.

Zahlreiche Nachrichten erreichten die Redaktion

Die Redaktion ist auf den Vorfall über zahlreiche Nachrichten und Anrufe aufmerksam geworden. "Wir haben gerade eine Arbeit geschrieben", berichtete etwa ein Zehntklässler, der sich am Morgen via Snapchat bei der PZ gemeldet hat. "Dann kam einer rein und hat gesagt, wir müssen sofort die Schule verlassen - wegen akutem Rattenbefall." Mehrere andere Schüler berichteten noch vor der offiziellen Bestätigung davon, dass erst am 8. Januar wieder Unterricht sein werde.

Was einige Schüler angesichts der verfrühten Weihnachtsferien freute, wirft einmal mehr ein schlechtes Licht auf Pforzheims Schullandschaft. War doch beispielsweise die Nordstadtschule im Mai 2011 aufgrund der nicht nachweisbaren Standsicherheit der Decken aus Sicherheitsgründen geschlossen worden. Ad hoc mussten damals Interimslösungen und Containern sichergestellt werden. Anfang 2018 lag der Sanierungsstau an Pforzheims Schulen laut Stadtverwaltung in den kommenden fünf Jahren bei 45 Millionen Euro – für die nächsten sechs bis 30 Jahre gar bei 137 Millionen Euro. Gesichert ist inzwischen die Sanierung des Reuchlin-Gymnasiums.