Ein American Staffordshire Terrier mit Maulkorb.

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Pforzheim
Kampfhunde: So ist die Situation in Pforzheim und im Enzkreis

Pforzheim/Enzkreis/Bad König. Ein sieben Monate alter Junge aus dem südhessischen Bad König ist nach einem Biss des Familienhundes gestorben. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft gestern mitteilten, biss das Tier das Baby am Vortag in den Kopf. Erst Anfang April hatte in Hannover ein Kampfhund eine 53-jährige Mutter und ihren 27-jährigen Sohn totgebissen. Laut Behörden könnte der Hund ein Staffordshire-Mischling sein.

In Pforzheim und dem Enzkreis halten sich die Probleme mit Kampfhunden in Grenzen. Dass der Polizei Bisse solcher Tiere gemeldet werden, komme „sehr selten“ vor, wie Dieter Werner von der Pressestelle des Karlsruher Polizeipräsidiums sagt. Erfasst werden solche Vorfälle aber nicht.

In Pforzheim sind 3.913 Hunde registriert (Stand September 2017), 42 davon werden als gefährlich eingestuft, sind aber nicht zwingend Kampfhunde, wie die Stadt auf Anfrage mitteilt. Aktuell gibt es 34 Kampfhunde in der Goldstadt, im August 2017 waren es noch 22. Die steigende Zahl ließe sich „durch die besseren Identifizierbarkeit der Kampfhunderassen mittels Gentest begründen“, erklärt Ljiljana Berakovic.

2017 gab es in Pforzheim zwei schwerwiegende Beißvorfälle unter Hunden, Menschen wurden aber nicht verletzt. In anderen Teilen des Landes ist das anders: In Stetten am kalten Markt (Kreis Sigmaringen) wurde im vergangenen Sommer eine 72 Jahre alte Frau von einem Kangal angegriffen. Die Frau starb. Änderungsbedarf sieht die Landesregierung dennoch nicht: Mit der Kampfhundeverordnung existiere seit dem Jahr 2000 eine Regelung, die sich bewährt habe und ausreichend Gewähr dafür biete, dass von Kampfhunden keine Gefahren für Menschen und andere Tiere ausgehe, heißt es auf Anfrage im Innenministerium.

„Die Gefährlichkeit eines Hundes hat nichts mit der Rasse, sondern mit seiner Sozialisation zu tun“, betont indes Kristin Hinze. Die Leiterin des Pforzheimer Tierheims ärgert sich über den schlechten Ruf, den Kampfhunde – im Fachjargon Listenhunde genannt – haben. Denn meist seien es die Versäumnisse des Halters, die Hunde „gefährlich“ machten – durch Vernachlässigung oder das Fehlen von klaren Regeln. Dazu komme: „Jeder Hund hat durch seine Züchtung ein besonderes Talent, das er auch ausleben muss.“ Bei Listenhunden wie dem Staffordshire Terrier sei das die Suche nach Menschen. „Wird diese Befähigung nicht bedient, langweilen sich die Hunde. Der Halter muss also zu speziellen Trainings gehen. Da das aber recht zeitintensiv ist, machen das nicht viele.“ Im Pforzheimer Tierheim, wo derzeit drei Staffordshire Terrier leben, habe man bislang noch keine negativen Erfahrungen mit sogenannten Kampfhunden gemacht, betont Hinze.

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