Agnes Schroth rüstet sich für den Einsatz. Foto: Meyer

Agnes Schroth liebt ihren Beruf als Polizistin in Pforzheim – und das trotz aller negativen Erfahrungen, die sie täglich im Streifendienst erlebt. Foto: Meyer
Pforzheim
Mehr Respekt, bitte – Polizistin Agnes Schroth: "Es ist erniedrigend, bespuckt zu werden!"

Pforzheim. Agnes Schroth ist Polizeioberkommissarin in Pforzheim. Im Dienst trifft sie täglich auf respektlose Menschen – und die beleidigen sie nicht nur.

Sie ist es gewohnt, beleidigt, bespuckt, mit unterschiedlichen Gegenständen, wie etwa Steinen oder Flaschen, beworfen und auch körperlich angegriffen zu werden. Respektlosigkeiten aller Art sind in ihrem Beruf, so beschreibt sie es selbst, Alltagsgeschäft. Tagtäglich müsse Agnes Schroth sich auf dem Weg zum Dienst darauf einstellen, dass ihr „da draußen“ die unangenehmsten Menschen begegnen könnten. Für sie ist das aber längst nichts Ungewöhnliches mehr, denn: Die 44-Jährige ist seit gut 24 Jahren Polizistin in Pforzheim – und das von der ersten Sekunde an mit Leidenschaft und Liebe zu ihrem Job. „Ich sehe es als meine Aufgabe, Menschen zu helfen, die Hilfe benötigen, sie zu schützen, wenn sie mich brauchen“, sagt die Oberkommissarin bestimmt. „Ich liebe die Herausforderung, das Beste aus allen Situationen zu machen, die mir begegnen.“ Ihr Beruf als Streifenpolizistin und Dienstgruppenleiterin am Revier Süd sei deshalb genau das Richtige für sie. Eben ein Traumjob durch und durch.

Dennoch gibt es dabei auch immer eine gewisse Schattenseite: „Oft begegnet mir Respektlosigkeit nicht nur auf verbaler Ebene, sondern auch in Form von körperlichen Angriffen“, beschreibt Schroth den Streifendienst. Mindestens einmal pro Schicht erlebe die 44-Jährige eine Respektlosigkeit. Beleidigungen von A bis Z, Tritte, Faustschläge – in den vergangenen Jahren habe sie schon vieles erlebt. Nicht verwunderlich: „Im Streifendienst fällt alles an“, erklärt sie, „von verlorenen Hunden bis hin zu psychisch Kranken, Schlägereien, Unfällen, Diebstählen, Nachbarschaftsstreitigkeiten.“ All dies erlebe ein Polizeibeamter als erste Einsatzkraft vor Ort.

Unverschämtheiten bis in den Gerichtssaal

Das Erschreckende: Immer wieder enden „ganz normale“ Einsätze im Gerichtssaal – auch für die Beamten. Erst vor rund zwei Wochen war Schroth wieder Teil einer solchen Verhandlung: „Es ging um einen Vorfall, bei dem ein polizeibekannter Mann während eines Einsatzes versucht hat, mich und meinen Kollegen mit Tritten, Bissen und Kopfstößen zu verletzen.“ Solche Gerichtstermine seien nicht angenehm, würden aber zu ihrem Beruf dazugehören – schon von Beginn an, als Schroth sich damals nach der Schule entschieden hatte, Polizistin zu werden.

Trotzdem, so sagt die erfahrene Beamtin, habe sie in den letzten Jahren einen deutlichen Anstieg der Respektlosigkeit gegenüber Polizeibeamten bemerkt. „Ich mache das an meinen eigenen Erfahrungen und auch an Gesprächen mit vielen Kollegen fest“, so Schroth. Einige der Kollegen seien im Einsatz bereits schwer verletzt worden. Teilweise sogar so schwer, dass der Dienst nicht mehr aufgenommen werden konnte. Sie selbst ist bisher aber von schlimmeren Verletzungen verschont geblieben. „Ich habe ein, zwei eingeklemmte Wirbel hinter mir, mehr nicht“, blickt sie zurück und ergänzt: „Sehr erniedrigend ist es, bespuckt zu werden.“ Das treffe sie – genau so wie das gezielte und geplante respektlose Vorgehen gegen Polizeibeamte. Etwa bei Großveranstaltungen wie einem Fußballspiel oder einer Demo, bei denen Schroth immer mal wieder als Teil einer Einsatzhundertschaft im Dienst ist. Hier wolle die Polizei eigentlich nur für das Wohl der Allgemeinheit sorgen. „Trotzdem werden die Einsatzkräfte angegriffen – manchmal sogar mit Knallkörpern, die gezielt ausknocken sollen“, erklärt die Polizistin, die kein Verständnis für so etwas hat. „Wir sind ja auch nur Menschen“, merkt sie an.

Ursachen lassen sich in der Kindheit finden

Doch warum verliert Respekt gegenüber Staatsgewalten immer mehr an Bedeutung? Für Schroth ist der Ursprung dieser Entwicklung eindeutig: „Es kommt auf die gute Kinderstube, auf die Erziehung an“, sagt sie überzeugt. Dafür müsse schon früh ganz viel getan werden. Sowohl von Seiten der Eltern – aber auch von Seiten vieler Vereine.

„Ich bin der Meinung, wenn man Sportvereine wieder mehr durch finanzielle Mittel unterstützen würde, würden vielleicht auch wieder mehr jüngere Kinder in die Vereine kommen.“ Diese lernen dort dann – egal ob Einzel- oder Mannschaftssportler – das soziale Verhalten, das Miteinander. Kinder würden dort Aufgaben, Verantwortungen und auch Verpflichtungen übernehmen. Schroths Meinung nach ist das der genau richtige Ansatz, um den Jüngsten den Respekt gegenüber anderen wieder näher zu bringen.

[ Die neue PZ-Serie "Mehr Respekt, bitte" geht der zunehmenden Respektlosigkeit auf den Grund. Warum ist das nötig? ]

Was ist Ihre Meinung zum Thema? Ist Ihnen selbst schon Respektlosigkeit entgegengebracht worden? Senden Sie uns eine E-Mail mit Ihren Erlebnissen an internet@pz-news.de.

WAS MICH WIRKLICH NERVT

„Ich arbeite nicht gegen die Gesellschaft!“

„Es nervt am meisten, wenn ich, Agnes Schroth, als Mensch beleidigt, angegriffen und zum Teil auch verletzt werde“, sagt die in Pforzheim tätige Polizistin. „Und das, obwohl ich meinen Beruf für und nicht gegen die Gesellschaft mache. Ich versuche, dafür zu sorgen, dass alle Menschen glücklich zusammen leben können.“ Dass das manche Menschen nicht verstehen wollen, ist schlimm für Schroth. Sie erwartet daher mehr Respekt, der ihr entgegengebracht werden soll.

WAS ICH MIR WÜNSCHE

„Anerkennung und Erfolg führen zu Respekt“

„Kinder bekommen als Teil einer Gruppe Anerkennung in Form von Erfolgen und Medaillen, wenn sie etwas geleistet haben“, sagt Agnes Schroth. Für die Zukunft wünsche sich die Polizistin deshalb mehr Unterstützung für Sportvereine. Vor allen Dingen eben wegen der Kinder. Erfolg motiviere und führe zu mehr Respekt gegenüber anderen Menschen. Die Chancen seien groß, dass Kinder dies in ihren Alltag übernehmen würden und sich dadurch die Gesellschaft ändere.

Themen