Es fehlte jetzt eben komplett die Teilnahme des linkeren politischen Lagers. Fast als wollte das rot-rot-grüne Spektrum in Pforzheim mangels eigener Erfolgschancen die Wahl durch möglichst geringe Beteiligung delegitimieren, schreibt PZ-Redakteur Marek Klimanski in seiner Kolumne.
Meyer
Pforzheim
Miserable Wahlbeteiligung: Warum es Dimitrij Walter im Pforzheimer OB-Wahlkampf gebraucht hat

Nein, ich hätte Dimitrij Walter wahrhaftig nicht als Pforzheimer Oberbürgermeister gebraucht. Im Grundsatz glaube ich zwar, dass er global das Gute und in vielen Einzelbereichen das Richtige will, aber vom Rüstzeug her fehlt es ihm doch am Grundlegenden. Gebraucht haben wir ihn in diesem Pforzheimer OB-Wahlkampf trotzdem. Als einzigen erklärten Herausforderer des Amtsinhabers. Wo wäre denn die bereits miserable Wahlbeteiligung von 23,5 Prozent ohne ihn gelegen?

Eine Kolumne von PZ-Chefreporter Marek Klimanski

Bei 15 Prozent, bei zehn, bei acht? Dass die Leute nicht wählen gehen, weil „der Boch“ es eh wieder wird – das kann ja wohl, um mit dem unlängst verstorbenen Werner Lorant zu sprechen, nicht mein Ernst sein. Irgendwann stellt sich nämlich tatsächlich die Frage nach der Legitimation eines Gewählten. Noch ist das nicht so – OB Peter Boch hat ziemlich exakt so viele Stimmen erhalten wie bei seiner ersten Wahl 2017 gegen den respektablen Amtsinhaber Gert Hager. Was damals eine klar ausreichende Legitimation darstellte, reicht natürlich auch heute.

Es fehlte jetzt eben komplett die Teilnahme des linkeren politischen Lagers. Fast als wollte das rot-rot-grüne Spektrum in Pforzheim mangels eigener Erfolgschancen die Wahl durch möglichst geringe Beteiligung delegitimieren. Neben dem OB war es eben Dimitrij Walter, der dem etwas entgegensetzte. Lob und Preis ihm, also dafür. Und für etwas Zweites: Seine Bewerbung lässt die Legende gar nicht aufkommen, eine Kandidatur wäre zu aufwendig gewesen. Die SPD verfügt alleine schon in ihrer Ratsfraktion über respektable Persönlichkeiten. Wer etwa Stadträtin Nathalie Schönfeld im Ratssaal argumentieren hört, hegt keinen Zweifel, dass sie eine OB-Wahl-Podiumsdiskussion schlechtestenfalls unfallfrei bewältigt. Und das Geld für einen Wahlkampf nebst Plakaten werden SPD wie Bündnisgrüne ja mindestens in dem Maß haben wie Walter. Wahlen brauchen Wähler, Wähler brauchen ein Personalangebot. Und ernstzunehmende politische Kräfte brauchen auch eines. Das Interesse an der Wahl war nämlich keineswegs gering – in Summe gut sechsstellige Zugriffszahlen auf die Berichterstattung bei PZ-news zum Wahltag belegen das. Nicht zuletzt auch hier – dank Dimitrij Walter.

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