Spaß hat es gemacht, PZ-news aufzubauen: Das erfährt Laura Böhm, die Thomas Kurtz, Nina Tschan und Magnus Schlecht (von links) interviewt.
Röhr
Pforzheim
PZ-news ist mehr als nur die digitale PZ: „Wo wir sind, ist vorne“

Pforzheim. Alles anders, aktueller, multimedialer machen – mit diesem Ziel ist PZ-news.de 1997 gestartet. Dieser Pioniergeist lebt weiter und die Zukunft wird heute schon gestaltet. „Online mehr erleben“ – der Slogan aus alten PZ-news-Tagen begeistert heute keinen mehr, aber der Kern der Botschaft passt noch: PZ-news will mehr bieten als nur Lesestoff aus der „Pforzheimer Zeitung“, will überraschen und relevante Medienkanäle mit Originalinhalten bedienen.

„Immer mehr rückt das Live-Erlebnis in den Vordergrund, etwa mit Tickern von Wahlen oder anderen Großereignissen, die von der Redaktion in Echtzeit begleitet werden“, sagt Nina Tschan, Mitglied der Chefredaktion und Leiterin Digitales. Damit folgt sie einer 28-jährigen Tradition, denn als andere deutsche Verlage noch das World Wide Web belächelten, hat die PZ bereits 1996 den Entschluss gefasst, sich online zu präsentieren. Gleich zum Startschuss im Jahr 1997 gab es bei PZ-news.de eine eigene Onlineredaktion und den Wunsch, multimedial, interaktiv zu sein, den klassischen Tageszeitungsjournalismus mit neuen Onlineformaten zu ergänzen.

Rasanter Aufstieg und Abo-Modell

Mit der Neuausrichtung im Jahr 2008 machte sich PZ-news dann – überaus erfolgreich – auf den Weg, das reichweitenstärkste Onlineportal unter den deutschen Tageszeitungen vergleichbarer Größe zu werden. „Wo wir sind, ist vorne. Das war unser Motto damals“, erinnert sich Redakteur Thomas Kurtz an den rasanten Aufschwung. Noch mehr Experimente mit neuen Medien und Darstellungsformen, noch mehr Aktualität, noch näher am Geschehen und den Menschen dran und konsequent die Leser über Social Media mitnehmen – so hat PZ-news Maßstäbe in der deutschen Zeitungslandschaft gesetzt.

Dann der nächste große Schritt: PZ-news.de entwickelte ein Abo-Modell für seine exklusiven Inhalte. Die Frage damals, ob die User diesen Schritt von der Internet-Kostenloskultur hin zu einer fairen Bezahlung journalistischer Inhalte mitmachen würden, haben die Leser so beantwortet: PZ-news erreicht heute mit zwei Millionen Visits im Monat die Menschen aus der Region um Pforzheim. Die steigende Anzahl der Onlineabonnenten zeigt, dass PZ-news-Leser lokale, gut recherchierte Nachrichten lieben und deren Qualität und Aktualität auch wertschätzen.

Eigene Akzente setzen

So setzt die Online-Redaktion eigene journalistische Akzente, generiert multimediale, interaktive Inhalte und gewinnt bedeutende Journalistenpreise für aufwendige Multimedia-Reportagen. „Von Facebook über Instagram bis hin zu TikTok und Snapchat ist die PZ auf sämtlichen relevanten sozialen Netzwerken aktiv und bedient damit täglich Zehntausende Menschen – vor allem die jungen Generationen – mit Informationen und Werbung“, sagt Digitalmanager Magnus Schlecht, der 2007 den großen Relaunch von PZ-news verantwortete.

Und da sind sich die „Onliner“ ganz sicher: Wenn das nächste Big Thing um die Ecke biegt, wird garantiert PZ-news wieder ganz vorne mit von der Partie sein.

Wie war das denn eigentlich so?

Drei PZ-news-Generationen erinnern sich an ihr Wirken bei PZ-news. Digitalmanager Magnus Schlecht und Redakteur Thomas Kurtz mischen seit 2007 beim Onlineportal mit. Nina Tschan lenkt heute als Leiterin Digitales das Tagesgeschehen bei PZ-news. Laura Böhm hat das digitale Erfolgstrio befragt.

Was waren für euch persönlich die größten Meilensteine für PZ-news?

Thomas Kurtz: Die Neueinführung von PZ-news 2008. Da hatten wir zum Start auf Anhieb im ersten Monat vier- oder fast fünfmal so viele Visits als in den Monaten zuvor. Das wirkte fast so als hätten die Leser darauf gewartet. Und die Erfolgskurve schien kein Ende zu nehmen, denn wir hatten jahrelang jeden Monat mehr Visits als im Monat zuvor.

Nina Tschan: Alle Relaunches der PZ-news-Seiten waren irgendwie immer ein Highlight. Wenn ich jetzt aber eine besondere Zäsur benennen muss, dann wäre das für mich die Einführung der härteren Paywall. Das war 2019. Auch wenn da viele Nutzer verärgert waren, war dies ein richtiger und wichtiger Schritt in die Zukunft.

Magnus Schlecht: Eine Zäsur war auch, als wir auf Social Media durchgestartet sind. Wir haben früher als viele andere Verlage erkannt, dass sich die Medienwelt total in Richtung Facebook & Co. dreht. Dazu haben wir immer die richtigen Leute an Bord gehabt. Nina Tschan mit ihrer Video-Kompetenz hat uns da zum Beispiel sehr weitergebracht.

Welcher Beitrag schoss völlig überraschend durch die Decke?

Nina Tschan: Jemand hatte die Fake News in die Welt gesetzt, dass Kaufland in Pforzheim wegen Corona schließen wird. Wir haben recherchiert und der Artikel hieß dann „Muss das Kaufland wirklich schließen?“ oder so ähnlich. Die Richtigstellung hatte nach dem Wochenende dann 400.000 Aufrufe.

Magnus Schlecht: Ich sage nur: Windtor. Auf dem Fußballplatz in Grunbach hat ein Torwart einen Abstoß gemacht und durch heftigen Wind drehte sich der Ball und fiel zurück in sein eigenes Tor. Das ist damals unglaublich geklickt worden – der erste Beitrag, der so richtig viral ging.

Thomas Kurtz: Oft sind es Dinge, an die man selbst nicht glaubt, bis man sie ausprobiert hat. Ich hatte während der Coronapandemie ein ewig langes Facebook-Livevideo vom Aufstellen des Maibaums in Pforzheim-Eutingen moderiert – mit Feuerwehrleuten und dem Ortsvorsteher. Das hatte damals weit über sensationelle 60.000 Klicks.

Welcher Social-Media-Kommentar ist euch im Gedächtnis geblieben?

Thomas Kurtz: Urform der Leserinteraktion war das PZ-Forum. Hier sollten Artikel kommentiert werden. Wir mussten laufend Beleidigungen löschen und Kommentatoren sperren. Die waren sehr kreativ bei der Neuanmeldung. Dieses Katz-und-Maus-Spiel hat jedoch nicht unbedingt zu erbitterten Feindschaften geführt. Einer hat mich mal wegen eines offenbar missliebigen Kommentars von mir gegen Anfeindungen anderer User verteidigt. Sein Beitrag: „Der hat wenigstens Eier in der Hose.“

Nina Tschan: Da gibt es so viele Kommentare, die ich gar nicht alle aufzählen kann. Es gibt viele Statements, die total schön sind und uns in unserer Arbeit bestätigen und einem ein richtig gutes Gefühl geben. Aber natürlich gibt es auch einige, die mich heruntergezogen haben.

Magnus Schlecht: Als wir mit Snapchat angefangen haben, stand unter einer Story: „Ich liebe die Pforzheimer Zeitung.“ Dadurch war mir klar, dass wenn wir es richtig machen, wir über Social Media junge Menschen, die keine Zeitung mehr lesen, für die PZ begeistern können.

Was ist eure liebste PZ-news-Erinnerung?

Magnus Schlecht: Für mich war es der Moment im Jahr 2007, als es hieß „Mach das mal neu“. Was danach kam, war voller Kreativität, Innovation und Leidenschaft eines Teams von positiv Verrückten.

Thomas Kurtz: Es gibt zu viele liebste Erinnerungen. Aber eines ist mir wichtig: Ich kam im Herbst 2007 altersmäßig als Dinosaurier ins kleine PZ-news-Team. Alle waren damals so jung. Und die Neuen sind es ja heute immer noch. Das kann schon mal nervig sein, aber ich habe es trotzdem genossen. Vielleicht ist dieses Gefühl einer gewissen Altersmilde geschuldet, aber ich kann es nur jedem empfehlen, sich mit der Jugend auf Augenhöhe auseinanderzusetzen.

Nina Tschan: Da gibt es kein konkretes Erlebnis, aber ein allgemeines Gefühl: Ich musste bei meiner Arbeit schon so oft über meinen Schatten springen und mich überwinden, Dinge auszuprobieren. Das waren Situationen, die mich herausgefordert, aber im Endeffekt auch weitergebracht und geprägt haben. PZ-news ist ein wichtiger Teil meines Lebens.

Was sind die Ziele für die Zukunft von PZ-news?

Thomas Kurtz: PZ-news muss weiterhin so gut laufen und sich als Plattform mit dem gewissen Real-News-Sex-Appeal behaupten, dass ich beruhigt in Rente gehen kann.

Nina Tschan: Ich wünsche mir, dass wir allen aktuellen Entwicklungen gewachsen sind, dass wir diesen Trends folgen und dabei selbst eigene Impulse setzen. Wir wollen uns selbst immer wieder neu erfinden und Vorreiter sein. So wie bisher immer. Wir wollen zeigen, dass guter, vielseitiger Journalismus wertvoll ist, gerade auch online. Dass wir damit auch unsere Zukunft sichern können, denn die Zukunft der PZ liegt ein Stück weit in unseren Händen.

Magnus Schlecht: Mein Ziel ist es, dass PZ-news uns in eine Welt führt, in der das gedruckte Papier eine geringere Rolle spielt und wir dann trotzdem noch hier sitzen können und uns hoffentlich über PZ-news unterhalten können, weil es dank relevantem Journalismus immer noch erfolgreich ist. Und zwar nicht nur für den Onlinebereich, sondern als wichtigster Baustein für das ganze Unternehmen. Daran müssen wir arbeiten und uns für PZ-news sowie die digitale Zukunft insgesamt begeistern, sonst kriegen wir das nicht hin.