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Pforzheim. Er ist langjähriger Rettungsschwimmer und Vorsitzender des Schwimmvereins. Doch ausgerechnet im Wasser verliert Josef zwei Mal das Bewusstsein und muss selbst gerettet werden. Nun schützt ihn ein subkutaner Defibrillator, der erstmals in Pforzheim implantiert wurde, wie das Helios Klinikum Pforzheim mitteilt.
Demnach war Josef am ersten Februar schwimmen, als er plötzlich ohnmächtig wurde. Auf eine zehnminütige Wiederbelebung folgte ein einwöchiger Krankenhausaufenthalt im Helios Klinikum Pforzheim. Die erforderlichen Untersuchungen zeigten, dass einer seiner bereits implantierten Koronarstents, welcher verengte Blutgefäße offenhält, verschlossen war. Deshalb wurde das Herz nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, es kam zum Herzversagen. Mit Hilfe eines Ballonkatheters wurde der Stent bei einer sogenannten Ballondilatation im Herzkatheterlabor des Klinikums wiedereröffnet.
„Es ist seltsam, als Rettungsschwimmer plötzlich selbst auf Hilfe angewiesen zu sein. Für mich weniger, denn ich habe davon nicht viel mitbekommen. Aber natürlich für meine Frau, die sofort vorbildlich gehandelt und Hilfe gerufen hat, um mich aus dem Wasser zu ziehen und zu reanimieren. Ich bin dankbar, dass sie so schnell reagiert hat, denn die Situation im Wasser hätte auch ganz anders ausgehen können,“ weiß der erfahrene Rettungsschwimmer.
Das Schwimmen sein zu lassen, ist für den 67-Jährigen keine Option. Zurück aus seiner zweiwöchigen Reha, ist er also wieder seiner Leidenschaft nachgegangen. Doch am 20. März verlor er beim Schwimmen wieder das Bewusstsein, musste notärztlich versorgt werden und wurde ins Helios Klinikum Pforzheim eingeliefert.
„Wir haben Josefs Herz erneut untersucht. Dieses Mal wurden die Herzrhythmusstörungen durch eine Herz-Muskel-Entzündung ausgelöst. Das Herz unseres Patienten hat eine gute Pumpleistung, doch er hat ein erhöhtes Risiko für Kammerflimmern. Um diese lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung unmittelbar zu behandeln, haben wir uns entschieden unserem Patienten einen sogenannten subkutanen Defibrillator zu implantieren,“ erklärt seine Operateurin, Dr. Hannah In der Wische, Oberärztin in der Kardiologie, die Prof. Dr. Ilka Ott als Chefärztin leitet.


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Erstmals wurde ein subkutaner Defibrillator (s-ICD) in Pforzheim implantiert: Ein komplexer operativer Eingriff, bei dem der Defibrillator unter der Haut eingesetzt wird und keine Elektroden im Herzen platziert werden müssen. Der s-ICD überwacht den Herzrhythmus und gibt bei lebensbedrohlichem Herzrasen oder Kammerflimmern Elektroschocks ab. So wird der normale Herzrhythmus wiederhergestellt und das Herz kann wieder Blut durch den Körper pumpen. Die Operation erfolgte mit Unterstützung von Dr. Ina Schade, Fachärztin für Thorax- und Herzchirurgie und leitende Oberärztin der Klinik für Thoraxchirurgie am Helios Klinikum Pforzheim. „Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit in unserem Klinikum erlaubt uns, innovative operative Eingriffe durchzuführen und ermöglicht ganz neue Therapiemethoden,“ freut sich Prof. Dr. Ilka Ott, Chefärztin der Kardiologie.
Vorteil des s-ICD ist ein geringeres Komplikationsrisiko: Da keine Sonden im Herzen eingesetzt werden, bleiben Komplikationen wie zum Beispiel ein Sondenbruch oder eine Blutgerinnselbildung an der Sonde aus. Im Gegensatz zum klassischen Defibrillator (ICD) kann der s-ICD das Herz nicht wie ein Schrittmacher stimulieren. Eine Funktion, die Josef derzeit nicht benötigt, da bei ihm der Herzschlag selbst nicht beeinträchtigt ist.
„Mit dem subkutanen Defibrillator unter der Haut kann der leidenschaftliche Schwimmer weiterhin seinem Hobby nachgehen. Erneute Herzrhythmusstörungen würde der s-ICD detektieren und sofort einen Schock auslösen, sodass Josef unmittelbar sein Bewusstsein wiedererlangt. Wir haben dies bereits während der OP simuliert und gezeigt, dass unser Patient durch den implantierten Defibrillator geschützt ist,“ bestätigt Dr. Hannah In der Wische.


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Bereits nach zwei Wochen konnte Josef das Krankenhaus verlassen. Er kann weiterhin körperlich aktiv sein, was er bereits beim Spazierengehen mit seiner Frau oder in einem Ferienpark mit seiner Familie ausprobiert hat. Wichtig ist, dass er seine Medikamente einnimmt und seinen s-ICD halbjährlich ambulant überprüfen lässt. Dabei wird die Funktion des Gerätes regelmäßig getestet und ausgelesen. Je nach Häufigkeit hält das Gerät bis zu acht Jahren und kann dann ausgetauscht werden.

Josef zeigt sich sichtlich zufrieden: „Zum Glück gab es seit der Implantation meines neuen Begleiters keine Zwischenfälle – auch nicht bei Schwimmen. Ich bin sehr dankbar für die professionelle medizinische Versorgung im Helios Klinikum. Schließlich will ich noch 30 Jahre leben, meine Enkel aufwachsen sehen und nächstes Jahr die Hochzeit meines Sohns ausgelassen feiern.“

