Pforzheim. Die Auseinandersetzungen an der Brüderstraße hinter Galeria Kaufhof sowie im Bereich der unteren Lammstraße bis zur Zerrennerstraße haben eine neue kriminelle Stufe erreicht. Gab es am Montag um 16 Uhr und 20.45 Uhr zwischen zwei bis drei Dutzend vorwiegend jüngeren Männern bislang nur viel Geschrei, Geschubse, Schläge und vereinzelte Reizgasattacken auf offener Straße, so wurde am Mittwochabend gegen 18 Uhr ein Friseurgeschäft an der Brüderstraße überfallen, teilweise verwüstet und mit Reizgasschwaden vorläufig unbenutzbar gemacht.
Vier bis fünf Männer sollen in den Friseursalon eingedrungen sein und randaliert haben. Sie versprühten wohl in größerer Menge Reizgas, was unter anderem dazu geführt haben soll, dass eine Person im Geschäft so schwer verletzt wurde, dass sie vom Rettungsdienst in eine Klinik verbracht wurde. Nähere Angaben zur Person konnte die Polizei am Mittwochabend nicht machen. Auch die Untersuchung des Tatorts gestaltete sich langwierig, denn zuerst musste das Friseurgeschäft ausgiebig gelüftet werden.
Rund 30 bis 40 Schaulustige, zumeist Mitbürger mit türkisch- oder arabischstämmigem Migrationshintergrund, hatten sich in der Nähe des Tatorts versammelt. Viele von ihnen schienen über die Tat sehr aufgebracht gewesen zu sein. Der Inhaber einer benachbarten Gaststätte hatte sich gegenüber der PZ beklagt, dass er, obwohl er nichts mit den Auseinandersetzungen zu tun habe, sehr darunter leiden müsse, weil seine Gäste nicht in diese Art von Konflikten geraten möchten.
Rechtzeitig bevor die Streifenwagen am Montag an den Tatorten der handgreiflich gewordenen Streitereien vorgefahren waren, hatten sich die Beteiligten in diversen Kleingruppen entfernt. So konnte die Polizei keine Prügelszenen mehr entdecken.
Handelt es sich bei den Schlägern um Mitglieder von zwei Großfamilien, die schon länger im Clinch liegen? Das haben Polizisten offenbar bei den Untersuchungen und Befragungen am Montag erfahren. Wenn ja, wird sich die Spirale der Gewalt nach dem Überfall auf das Friseurgeschäft weiterdrehen? Hatten die Auseinandersetzungen tatsächlich nur persönliche Motive, wie sie bei Familienfehden vorkommen, oder geht es hier schon um das Abstecken von Revieren zweier rivalisierender Clans? Auf die Polizei kommt auf jeden Fall eine Menge Arbeit zu, denn bei der großen Menge an Beteiligten dürfte eine noch größere Menge an Befragungen im Raum stehen, und bislang wird in solchen Fällen eher geschwiegen, denn ausgesagt.
