Sammeln für die Ukraine: Paul Cerkies, Hans-Christoph Behler (Rutronik), Marcus Mürle, Philippe Singer, Frank Johannes Lemke (vorne, von links), Khryztyna Moshenska, Marius-Andrej Balan, Ovidiu Mihai, Carla Cuculeanu (DRG, hinten, von links). Foto: Moritz
Pforzheim
Spenden-Laster auf Pforzheimer Messplatz stehen bereit: Bündnis sammelt Hilfsgüter für ukrainische Bevölkerung

Pforzheim. Entsetzen über Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine – Mitgefühl mit der leidenden Bevölkerung: Allerorten wird gespendet und gesammelt. Und schnellstmöglich Hilfsgüter transportiert: ab Donnerstag auch auf dem Messplatz. „In Krisenzeiten ist der gesellschaftliche Zusammenhalt in Pforzheim und dem Enzkreis groß“, sagt Caritas-Chef Frank Johannes Lemke aus Erfahrung und hofft auf entsprechende Resonanz.

Angesprochen wurde er von seinem CDU-Parteifreund, dem Bezirksvorstandsmitglied Philippe Singer und der wiederum von Marcus Mürle, einem der beiden Chefs des mobilen Corona-Test-und Impfzentrums auf dem Messplatz (M+S). Hinter dem wiederum steht die Firma Rutronik, die die Anschubfinanzierung des größten und ersten Testzentrums übernommen hatte und logistische Unterstützung leisten wird. Mürle kündigt in diesem Zusammenhang die unmittelbar bevorstehende Gründung eines „Lisa-hilft-Netzwerks“ an.

Die Waren können wochentags von Montag bis Freitag zwischen 8 und 17 Uhr und am Wochenende von 10 bis 16 Uhr abgegeben werden. Sind die Fahrzeuge voll, geht’s los. Benötigt werden Konserven aller Art, Nudeln und Reis, Mehl und Zucker, Süßigkeiten, H-Milch, Hygieneartikel wie Toilettenpapier, Papierhandtücher, Windeln und Babyöl. Mürle stellt auch die Fahrer, die das Material bis an die polnisch-ukrainische Grenze in Lemberg bringen, von wo aus der Malteserhilfsdienst Caritas International ablösen und die benötigten Güter in die Ukraine bringen werde. Unterstützung kommt auch von der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft (DRG) – deren Vorsitzende bekanntlich Oana Krichbaum ist, CDU-Stadträtin und Frau des CDU-Bundestagsabgeordneten Gunther Krichbaum, der seine Beziehungen zu den osteuropäischen Konsulaten zugunsten der humanitären Hilfsleistung spielen ließ. „Das alles muss ja schnell in die Gänge kommen“, sagt Lemke.

Persönlich betroffen

Rasch war auch der Kontakt hergestellt zu den Weltmeistern in den lateinamerikanischen Tänzen, Khryztyna Moshenska und Marius-Andrej Balan. Die gebürtige Ukrainerin und ihr aus Rumänien stammender Partner, Aushängeschilder des Schwarz-Weiss-Clubs Pforzheim, sind unmittelbar durch die Ereignisse in der Ukraine tangiert: Khryztynas Eltern und die 86-jährige Großmutter leben in einem Außenbezirk der hart umkämpften Stadt Charkiw; Bruder, Schwägerin und Neffe sind auf der Flucht ins Landesinnere. „Jedes Mal, wenn wir telefonieren, hören wir im Hintergrund Schüsse ohne Ende“, berichten Khryztyna und Marius-Andrej, „die Leute haben kaum noch etwas zu essen, weil sie sich nicht auf die Straße trauen.“ Ihre Großmutter, sagt Khryztyna, sei gerade an Corona erkrankt. „Meine Eltern wollen sie nicht alleine hier sterben lassen.“

Vieles zerstört

Durch die systematische Belagerung ukrainischer Städte, so wie auch von Charkiw bei gleichzeitiger Zerstörung von öffentlichen Einrichtungen, Supermärkten und Lebensmittelzentrallager, Tankstellen und Krankenhäusern, solle die ukrainische Bevölkerung bis zur totalen Aufgabe zermürbt werden, sagt Lemke. Da könne man nicht tatenlos zusehen.