
Sprengungen begleiten Gegenvortrieb vom Südportal des Arlinger Tunnels an der B294 in Richtung Norden
Pforzheim. Nach der Weihnachtspause wurden die Bauarbeiten des Arlinger Tunnels im Zuge des Baus der Westtangente am 5. Januar 2021 wieder aufgenommen. Die Vortriebsarbeiten des Rettungsstollens sowie die Vortriebsarbeiten der Kalotte der Hauptröhre (obere Hälfte des Tunnelquerschnitts) konnten im Jahr 2020 vollständig abgeschlossen werden. Nun wird die Strosse (Sohle) der Hauptröhre (untere Hälfte des Tunnelquerschnitts) von Norden nach Süden in Richtung des Südportals vorangetrieben. Das macht Sprengungen erforderlich und bringt Belästigungen durch Lärm und Erschütterungen für die Anwohner.
Aktuell liegen die Tunnelvortriebsarbeiten circa 100 Meter von der Arlinger Straße entfernt, in etwa bei Tunnelmeter 1030. Um die Vortriebsarbeiten zu beschleunigen und die Dauer der Beeinträchtigungen für die Anwohner so gering als möglich zu halten, erfolgt der bergmännische Tunnelvortrieb der Strosse parallel auch vom Südportal aus in Richtung Norden, im sogenannten Gegenvortrieb. Die ersten rund zehn Tunnelmeter der Sohle sind bereits aufgefahren. Aufgrund der anstehenden Geologie (Festgestein) erfolgt der noch ausstehende bergmännische Vortrieb grundsätzlich unter Einsatz von Sprengmitteln.
Durch die unmittelbare Nähe zur Bebauung werden die Erschütterungen in Folge der Sprengungen deutlich wahrnehmbar sein. Die Tunnelvortriebsarbeiten werden durch baubegleitende Kontrollmessungen an der Oberfläche und in den Gebäuden durch Sprengerschütterungsmessgeräte kontinuierlich überwacht. Es besteht keinerlei Gefährdung für die darüber liegenden Gebäude.
Für die bergmännischen Tunnelvortriebsarbeiten liegt den ausführenden Bauunternehmen grundsätzlich eine Ausnahmegenehmigung für Sonn- und Feiertage sowie für einen 24-Stunden-Betrieb vor. Zur Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich der Lärmemissionen beschränken sich die Arbeitszeiten bezüglich des oben genannten Gegenvortriebs jedoch wie folgt: Werktags wird von 6 Uhr bis 20 Uhr gearbeitet, an Sonn- und Feiertagen ruht der Gegenvortrieb vom Südportal her.
Die Vortriebsarbeiten vom Norden aus in Richtung Südportal werden weiterhin im 24-Stunden-Betrieb sowie an Sonn- und Feiertagen ausgeführt. Die Sprengzeiten werden aber täglich auf 6 Uhr bis 20 Uhr begrenzt. Sobald die Vortriebsarbeiten auch von Richtung Norden aus in den Bereich der Arlinger Straße voranschreiten, wird der 24-Stunden-Betrieb sowie das Arbeiten an Sonn- und Feiertagen hinsichtlich der Lärmemissionen neu bewertet und, falls notwendig, beschränkt.
Das Regierungspräsidium Karlsruhe bittet Anwohner und Verkehrsteilnehmer auf der B294 durchs Enztal für die Belastungen und Behinderungen um Verständnis.
Zahlen und Fakten zum 1. Bauabschnitt der Westtangente
Ausgangslage
Im Innenstadtbereich Pforzheims treffen die Verkehrsströme dreier Bundesstraßen aufeinander. Die B10 kommt aus Karlsruhe und führt in Ost-West-Richtung nach Stuttgart, die B294 aus dem Enztal führt in Süd-West-Richtung nach Bretten. Aus der Stadtmitte in Richtung Nagold führt die B463 in Süd-Richtung. Bedingt durch eine fehlende Verkehrsverbindung zwischen den qualifizierten Straßen im gesamten Raum westlich außerhalb von Pforzheim sowie dem ein- und ausströmenden Ziel- und Quellverkehr entsteht im Innenstadtbereich ein großer Anteil an Durchgangsverkehr mit entsprechend hohem Schwerverkehrsanteil. Daneben wird das beschriebene Netz an Wochenenden zusätzlich durch Freizeitverkehr belastet, der mangels alternativer Fahrtrouten in den Schwarzwald entsteht. Dies verdeutlicht den unmittelbaren Bedarf einer leistungsfähigen Ortsumfahrung westlich von Pforzheim.
Von der A8-Anschlussstelle Pforzheim-West bis zur B294 im Brötzinger Tal führt der der 1. Bauabschnitt der Westtangente. Der 2. Bauabschnitt soll dann zumeist unterirdisch hinter Dillweißenstein ins Nagoldtal zur B463 führen. Mit der Fertigstellung der kompletten Westtangente müsste der gesamte Autobahnverkehr in den Schwarzwald, insbesondere der Schwerlastverkehr, nicht mehr durch Pforzheim fahren.
Planungsstand: Im Bau
Vorhabenträger: Bund, Stadt Pforzheim
Kosten: rund 122,5 Mio. €
Baulänge: rund 2,75 km
Baubeginn: 2009
Bauende: voraussichtlich Ende 2023
Teilabschnitt 1.01
Der Bauabschnitt 1.01, welcher die Anbindung der A8-Anschlussstelle Pforzheim West an die B10 umfasst, konnte bereits im Jahr 2012 baulich fertiggestellt werden.
Bauzeit: 2009 - 2012
Baukosten: rund 10,0 Mio. €
Teilabschnitt 1.02
Der im April 2019 fertiggestellte Bauabschnitt 1.02 beginnt im Norden im direkten Anschluss an die A8-Anschlussstelle Pforzheim-West und führt anschlussfrei in Richtung Süden, während die Heilbronner Straße und der Römerwestweg gekreuzt werden, bevor der Anschluss an die Dietlinger Straße (L562) das Ende des Bauabschnittes markiert.
Bauzeit: November 2015 - April 2019
Baukosten: rund 20,0 Mio. €
Teilabschnitt 1.03
Der Bauabschnitt 1.03 umfasst den Streckenabschnitt des Arlinger Tunnels einschließlich der Anbindung an die B294 beziehungsweise den Anschluss an das Gewerbegebiet Oberes Enztal. Das künftige Nordportal und somit der Beginn des neuen Streckenabschnitts liegt circa 100 m südlich der L562 (Dietlinger Straße), nordwestlich des Ortsteils Pforzheim-Arlinger. Von Nord nach Süd unterquert der Tunnel den Höhenrücken des Arlingers. Das Bauvorhaben besteht aus dem eigentlichen Verkehrstunnel, der Hauptröhre, und einem im Osten angelegten Rettungsstollen sowie weiteren Teilbauwerken (vier Querschläge, drei Betriebszentralen, zwei Pannenbuchten, ein Löschwasserbecken, ein Havariebecken).
Die Länge des Tunnels beläuft sich auf 1,3479 Kilometer. Der Rettungsstollen hat eine Länge von 1,0773 Kilometer. Im Bereich des Nord- sowie Südportals werden die ersten circa 50 Meter in offener Bauweise gebaut. Der größte Teil des Tunnels wird in bergmännischer Bauweise hergestellt. Als Bauverfahren hierfür wird die neue österreichische Tunnelbauweise verwendet. Diese findet Anwendung auf Grund des inhomogenen Gebirges um auf gebirgsschonende Weise das Material auszubrechen. Es werden temporäre Sicherungen aus Spritzbeton, Ausbaubögen, Gebirgsankern und Spießen eingesetzt. Insgesamt werden in diesem Bauabschnitt circa 330.000 Kubikmeter Aushub- und Ausbruchmassen anfallen.
Die Bauzeit für die Rohbauarbeiten einschließlich der notwendigen Betriebsausstattung ist mit rund viereinhalb Jahren veranschlagt.
Bauzeit: Mai 2019 - voraussichtliches Ende 2023
Baukosten: rund 92,5 Mio. €