Hinter der Fassade der Tradwives steht ein patriarchales Weltbild, das den Feminismus zerstört, sagt PZ-Volontär Aaron Fieß.
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Pforzheim
Tradwife-Trend: Warum das scheinbar perfekte Familienmodell Frauen in Abhängigkeit drängt

Das Leben als Tradwife klingt verlockend: klare Strukturen, nicht zur Arbeit müssen, eine glückliche Familie. Aber der Schein trügt. Wer in diese Familienkonstellation eintritt, zieht sich ein enges Korsett an.

Ein Kommentar von PZ-Redaktionsmitglied Aaron Fieß

Denn die Tradwife ist nicht nur Hausfrau, sondern Mädchen für alles. Das einzige, was ihr erspart bleibt, ist das Sparen, denn Geld gibt es für die Tätigkeit nicht. Voll abhängig vom Mann – von wem auch sonst? – und von seiner finanziellen Kraft lebt es sich so lange gut, bis die eigenen Wünsche vom traditionellen Familienbild abweichen. Denn was, wenn die Frau doch etwas Zeit für sich braucht? Unmöglich, das Essen muss auf den Tisch. Und wenn die Beziehung nicht mehr läuft, was dann? Ohne Konten oder andere Rücklagen auf den eigenen Namen – und selbst der gehört zur Hälfte dem Mann – lässt es sich nicht leicht aussteigen aus dem traditionellen Lebensalltag.

Seit über 200 Jahren setzen sich Menschen dafür ein, dass Frauen Gleichberechtigung erfahren und arbeiten dürfen. Die Tradwives sind eine Gegenbewegung, die nicht nur das Leben wie vor 80 Jahren gutheißt, sondern es als die Lösung aller sozialen Probleme sieht. Dass es andere Lebensformen gibt, wird vielleicht noch toleriert, aber keinesfalls gutgeheißen.

Wie beurteilen Sie den Trend der Tradwives?

Das traditionelle Leben kann schön sein, aber die romantisierenden Videos auf Social Media geben Einblicke in ihren Alltag, der so nur vor der Kamera stattfindet. Hinter der Fassade steht ein patriarchales Weltbild, das den Feminismus zerstört.