Der künftige Kanzler steht vor einer großen Aufgabe, findet PZ-Chefredakteurin Anke Baumgärtel.
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Politik
Der Kanzler muss die Mitte einen: Gewinner sind die AfD und Linken

Am Ende ist die Rechnung der Union nicht aufgegangen. Auch wenn die Ampelparteien abgestraft wurden und sie stärkste Kraft im Bundestag sein wird: Ihr angestrebtes Ergebnis haben CDU und CSU verfehlt. Daran trägt auch Kanzlerkandidat Friedrich Merz eine Mitschuld, der zuletzt viele gegen sich aufbrachte, indem er versuchte, die Asylpolitik mit AfD-Stimmen zu verschärfen.

Ein Kommentar von PZ-Chefredakteurin Anke Baumgärtel 

Als die wahren Sieger gehen andere aus der Wahl hervor: Die AfD konnte ihren Anteil im Vergleich zu 2021 verdoppeln und ist nun zweitstärkste Kraft. Die Linke feiert mit einem fulminanten Ergebnis ihr Comeback im Parlament. Von wegen, Links ist vorbei, wie Merz am Samstag zum Wahlkampffinale betonte.

Dort hatte der Mann, der mit großer Wahrscheinlichkeit der neue Kanzler wird, all jene als „Spinner“ abgestempelt, die sich gegen Rechts stellen. Das ist auch ein Schlag ins Gesicht derer, die beim Gedenktag in Pforzheim 80 Jahre nach dem Bombenangriff klare Kante zeigten. Und es ist nicht schlau, denn ohne mindestens eine Partei links der Union wird er nicht regieren können.

Die Aufgabe des künftigen Kanzlers ist klar: Er muss die Mitte wieder vereinen. Es gilt, sich zusammenzuraufen und das Land nicht weiter zu spalten. Denn die Herausforderungen sind groß: Widmete sich der Wahlkampf größtenteils der Migration, braucht es Lösungen von Klimaschutz bis Rente. Es ist nicht die Zeit, sich anzufeinden. Zu ernst ist die Lage in Europa und auf der Welt. Die Wähler haben das erkannt – die Beteiligung war historisch.

Was Deutschland braucht, ist eine stabile, vernünftige Regierung – und das schnell. Denn Fakt ist auch: Anders als etwa in Österreich sind die demokratischen Parteien in Deutschland noch stärker als die extremen Ränder. Aber eben nur gemeinsam. Bleibt also zu hoffen, dass Merz zu seinem Wort steht. Eine Koalition mit der AfD wäre fatal.