Als im Vatikan weißer Rauch aufstieg, kannten Freude und Aufregung kein Halten mehr – vor allem bei den gut 1,4 Milliarden Katholiken weltweit.
Marijan Murat/dpa
Politik
Einer, der Hoffnung macht: Warum die Wahl von Leo XIV. so bemerkenswert ist

Die Welt hat am Donnerstagabend einen seltenen Moment der Einigkeit erlebt. Als im Vatikan weißer Rauch aufstieg, kannten Freude und Aufregung kein Halten mehr – vor allem bei den gut 1,4 Milliarden Katholiken weltweit. Aber nicht nur sie verfolgten gespannt das Geschehen. Menschen, die sich in den Armen liegen, die zu Tränen gerührt sind und miteinander feiern: Es sind Bilder wie diese, die berühren. Umso mehr in einer Zeit, in der das Trennende weit mehr im Fokus steht als das Einende.

Ein Kommentar von PZ-Redakteurin Lisa Scharf

Die große Aufmerksamkeit zeigt aber auch, wie gewaltig die Aufgabe ist, vor der der neue Pontifex steht. Keinem Papst wird es gelingen, alle Gläubigen zufriedenzustellen, das ist schlicht unmöglich. Doch die Hoffnung und die Erwartung sind groß, dass Leo XIV. hält, was seine Biografie verspricht: Dass er die bestehende Polarisierung nicht nur nicht weiter vertieft – sondern dass es ihm gelingt, Brücken zu bauen. Zwischen jenen, denen die Modernisierung der Kirche bei weitem nicht schnell genug geht und jenen, die an alten Werten festhalten wollen.

Mit der Wahl des US-Amerikaners haben sich die Kardinäle zudem auf bemerkenswerte Art und Weise einem Trend widersetzt, der sich zuletzt in einigen demokratischen Ländern gezeigt hat: Nach Jahren mit einer progressiven Führungsfigur an der Spitze einen umso konservativeren Nachfolger zu wählen. Mit der Wahl von Kardinal Robert Prevost haben sich die Kirchenmänner klar gegen das Rückwärtsgewandte – und damit gegen eine Kirche von gestern – entschieden. Ein Zeichen dafür, dass die Mehrheit der Geistlichen erkannt hat, dass es der falsche Weg wäre, zu versuchen, die Zeit zurückzudrehen und den unter Franziskus erreichten Fortschritt gleich wieder zu begraben. Das macht Hoffnung für die Amtszeit des neugewählten Papsts. Und auch für die Zukunft der Kirche insgesamt.

Der Pontifex selbst hat mit seinen ersten Worten auch gleich eine klare Botschaft an die Gläubigen und die Weltgemeinschaft gesandt: eine Botschaft des Friedens, verbunden mit der Erinnerung an die Arbeit seines Vorgängers. Da Leo XIV. mit seinen 69 Jahren noch als vergleichsweise jung für einen Papst gilt, darf man davon ausgehen, dass er viel vorhat in seinem Pontifikat. Manche träumen schon von einer neuen Ära der katholischen Kirche, das Fundament dafür hat Franziskus bereits gelegt.

Ob er diese großen Erwartungen erfüllen kann, muss Leo XIV. erst noch beweisen. Einer der zentralen Aufgaben als Kirchenoberhaupt kommt er aber schon jetzt nach: Er spendet Hoffnung.