
Ökonomen schlagen vor, einen Feiertag zu streichen, um das Wachstum in Deutschland anzukurbeln. Dies soll helfen, die Schuldenpakete für Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz zu finanzieren, die von Union und SPD mit Unterstützung der Grünen ausgehandelt wurden. PZ-Redakteur Andreas Wagner ist dafür, sein Kollege Lothar Neff hat Bedenken.
Pro: Andreas Wagner, PZ-Redakteur
Dänemark hat es vorgemacht. Das skandinavische Land mit einer sozialdemokratischen Ministerpräsidentin strich 2023 einen Feiertag, um die Lasten für höhere Rüstungsausgaben zu mindern. Ein Gutachten hob später den positiven Effekt für die Wirtschaftsleistung des Landes hervor. Nun empfehlen deutsche Ökonomen, sich angesichts der Krise in Deutschland ein Beispiel an Dänemark zu nehmen und einen gesetzlichen Feiertag zu opfern. Ihren Berechnungen zufolge könnte ein zusätzlicher Arbeitstag das Bruttoinlandsprodukt um bis zu neun Milliarden Euro steigern. Auch würde die Maßnahme den Fachkräftemangel etwas lindern, ein Arbeitstag mehr entspräche Tausenden Vollzeitstellen. Nach Jahren, in denen Arbeitnehmerin vielen Branchen niedrigere Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich durchsetzten und inzwischen vermehrt mehr Urlaubstage fordern, wäre es ein überschaubarer Verzicht und zumutbar. Zumal Deutschland laut OECD-Zahlen bei der effektiv geleisteten Arbeitszeit im europäischen Vergleich weit hinten liegt.
Kontra: Lothar Neff, PZ-Redakteur
„Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt!“ sangen Geier Sturzflug in ihrer Debütsingle 1982. Auf geht’s! Die deutsche Wirtschaft ist zum kranken Mann Europas geworden. Um das zu ändern reicht es nicht aus, einfach einen Feiertag zu streichen. Der angebliche volkswirtschaftliche Effekt von bis zu neun Milliarden Euro ist Ergebnis einer Milchmädchenrechnung. Denn die Auftragsbücher in vielen Betrieben sind leer – Kurzarbeit statt Überstunden sind dort angesagt. Gerade der Nordschwarzwald leidet unter der Krise in der Automobilindustrie. Wenn keine Arbeit da ist, kann diese auch nicht an einem Feiertag verrichtet werden, der kurzerhand populistisch zum Arbeitstag gemacht wird.
Die neue Bundesregierung muss jetzt liefern. Verlässliche Rahmenbedingungen, günstige Energiepreise und weniger Bürokratie. Dann können sich Unternehmer wieder auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren – nämlich etwas zu unternehmen. Dann gibt es in Deutschland auch wieder mehr Beschäftigung und mehr Wachstum.

