Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat die Aktivrente als Teil einer umfassenden Reformagenda verteidigt. Sie stärke unsere Wirtschaft und sichere Arbeitsplätze. Das sieht auch PZ-Redakteur Lothar Neff so. Sein Kollege Andreas Wagner sagt: Die Aktivrente löst die Probleme nicht.
Pro: PZ-Redakteur Lothar Neff
"Die steuerfreie Aktivrente bietet einen vielversprechenden Ansatz."
Die Aktivrente könnte die Erwerbstätigkeit von Rentnern in Deutschland um bis zu zehn Prozent steigern. Das belegt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. Demnach könnten durch das Modell rechnerisch bis zu 33.000 Vollzeitstellen besetzt werden – das wäre ein kleiner, aber wichtiger Beitrag gegen den drohenden Fachkräftemangel. Die Pläne der Bundesregierung sehen vor, dass Rentnerinnen und Rentner von 2026 an bis zu 2000 Euro im Monat steuerfrei hinzuverdienen können. Unter den aktuellen steuerlichen Bedingungen will die Mehrzahl der älteren Menschen im Ruhestand nicht mehr weiterarbeiten. Denn neben ihrer Rente müssen sie auch den Hinzuverdienst voll versteuern.
Das ist kein wirklicher Anreiz, um länger zu arbeiten. Die steuerfreie Aktivrente bietet dagegen einen vielversprechenden Ansatz, um den Verbleib in der Beschäftigung zu fördern und zugleich die teilweise hohen Abschläge bei der Altersrente auszugleichen.
Kontra: PZ-Redakteur Andreas Wagner
"Die Aktivrente löst die Probleme nicht."
Dass in vielen Branchen Fachkräfte fehlen oder knapp zu werden drohen, ist kein Geheimnis. Ob die Aktivrente ein geeignetes Mittel ist, um den Mangel etwas abzufedern, ist fraglich. Die Wirkung der ohnehin auf Angestellte beschränkten Aktivrente wird vermutlich überschaubar bleiben. Eine aktuelle Studie geht von einem nur moderaten Beschäftigungseffekt aus. Der Preis dafür wäre aber hoch, Wirtschaftsverbände gehen von Steuer-Mindereinnahmen von bis zu 1,4 Milliarden Euro aus.
Zur Aktivrente gibt es bessere Alternativen – wie eine flexiblere Ausgestaltung von Arbeitsverträgen älterer Beschäftigter. Auf den Prüfstand gehört aber auch die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren – die viele nutzen, um so früh wie möglich aus dem Erwerbsleben auszuscheiden. Doch an diese Regelung traut sich die Politik genauso wenig ran wie an ein höheres Renteneintrittsalter. Lieber wird ein neues Projekt aufgetischt. Die Aktivrente löst aber weder das Problem, dass schon jetzt zu wenige Erwerbstätige zu viele Rentner finanzieren, noch den Fachkräftemangel.


Pro & Kontra: Sollte die Mütterrente ausgeweitet werden?



