
In Australien ist ein Verbot bereits beschlossene Sache, in Deutschland gibt es noch eine große Debatte: Social-Media-Plattformen wie Tiktok oder Instagram sollten nach Ansicht des Grünen-Politikers Cem Özdemir für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren verboten werden. Aber ist das eine wirkliche Lösung? Zwei PZ-Mitarbeiter sind sich da uneinig.
Pro: PZ-Redakteur Lothar Neff
"Ein Nutzungsverbot bis 16 Jahre geht in die richtige Richtung."
Aus dem Bauch heraus bleibt eigentlich nur ein klares Ja. Die Nutzung Sozialer Medien sollte nur Menschen mit der nötigen Lebenserfahrung vorbehalten sein. Es geht dabei nämlich um die Kontrolle der eigenen Aufmerksamkeit, wie es Zukunftsforscher Tristan Horx ausdrückt. Wenn heute über 50 Prozent der Zwölfjährigen meist unkontrolliert in Sozialen Medien unterwegs sind, ist das besorgniserregend. Horx spricht gar vom Ende der Kindheit.
Auch wenn man diese Aussage nicht teilt, bleibt die Befürchtung, dass sich das soziale Verhalten unserer Kinder verändert. Der intensive Handykonsum hat Folgen, die langfristig noch gar nicht absehbar sind. Ein Nutzungsverbot bis 16 Jahre – wie in Australien beschlossen – geht in die richtige Richtung. Die Nationalakademie Leopoldina fordert, dass Kinder unter 13 Jahren keine Social-Media-Accounts einrichten dürfen. Bei Kindern unter 16 müsse man Livestreaming, Push-Benachrichtigungen und endloses Scrollen verhindern. Das ist ein angemessener Ansatz.
Kontra: PZ-Redakteurin Lisa Scharf
"Ein Verbot wäre nicht umsetzbar – und nicht fair.“
Die Gefahren, die von Sozialen Medien vor allem für junge Menschen ausgehen, sind unbestritten. Ein Verbot für unter 16-Jährige, wie es Cem Özdemir jetzt fordert, würde die Probleme aber nicht lösen – und wäre deshalb der falsche Weg. Zum einen ist ein solches Verbot schlicht nicht umsetzbar. Das mag plump klingen, ist aber die Realität. Schon jetzt gelten für viele Social-Media-Apps eigentlich Altersgrenzen – ernsthaft überprüft werden diese aber nicht, auch weil das in der Praxis schwer zu gewährleisten ist. Zum anderen sind Tiktok, Instagram und Co. längst ein fester Bestandteil im Leben junger Menschen. Sie im Umgang mit den Plattformen zu schulen und zu sensibilisieren, ist richtig. Die Jugendlichen komplett von der Nutzung auszuschließen, wäre dagegen weder fair noch realistisch.
Vielmehr sollten die Betreiber der großen Plattformen in die Pflicht genommen werden, endlich konsequent gegen illegale Inhalte, Hass und Hetze vorzugehen. Das wäre für die Politik der deutlich steinigere Weg – aber auch der nachhaltigere. Und damit der bessere.


