Digitale Abstimmungen im Kreistag scheinen leichter gesagt als getan.
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Analog oder digital – die Qual der Wahl im Kreistag

War es Verzweiflung oder eher Resignation in seinem Blick, als das Haupt von Landrat Bastian Rosenau in der Sitzung des Verwaltungs- und Wirtschaftsausschusses (VWA) in Richtung der Tischplatte sank? Ganz eindeutig erschloss sich das dem geneigten Beobachter auf der Pressebank nicht, zumal gleichzeitig der Anblick der Kreisrätinnen und Kreisräte fesselte, wie diese auf ihren Handys herumtippten.

Eine Kolumne von PZ-Redakteur Nils Gundel

Wer jetzt aber zu dem Schluss kommt „Dem Landrat geht es ja wie den Lehrern: Keiner hört zu, alle nur am Bildschirm“, der liegt falsch. Die Handynutzung war nämlich nicht nur explizit gefordert, sie soll – der Theorie nach – Abstimmungen in den Kreistagsgremien künftig beschleunigen. Immerhin mussten bislang die Handzeichen von bis zu 60 anwesenden Rätinnen und Räten ausgezählt werden – was immer wieder Fehler und Neuauszählungen zur Folge hatte.

In der Praxis will ein solches System natürlich getestet werden. Was in anderen Ausschüssen zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis führte, klappte im VWA dann tatsächlich. Und die Kreisräte Heiko Faber (FWV) und Helge Viehweg (SPD) stellten direkt mit einigem Amüsement fest, dass die Abstimm-App auf ihren Handys sie fragte: „Wollen Sie tatsächlich mit „Nein“ abstimmen?“ Die Antwortmöglichkeiten: „Ja“ und „Nein“. Das, so scherzten die beiden, sei zwar grundsätzlich gut, dürfte aber sicher auch mal für Verwirrung sorgen. Schließlich ist ein Ja zum Nein im Ergebnis ein Nein. Was man dank Faber jetzt auch weiß: An einem leeren Handyakku wird die Digitalisierung der Kreisratsabstimmungen nicht scheitern. Für solche Fälle wird nämlich eine Powerbank vorgehalten.

Also alles digital im Kreistagssaal? Nein, denn in den Ausschüssen wird weiter händisch abgestimmt. Natürlich aus rein pragmatischen Gründen: Es geht einfach schneller.

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