
- Lena Knöller
Bad Wildbad/Karlsbad. Viele Jahre hat Fredy Pfeiffer als Polizist der Gemeinschaft gedient – nun ist er selbst auf die Hilfe anderer angewiesen. Der ehemalige Bad Wildbader Polizeichef bekam im Juni eine niederschmetternde Diagnose: Myelodysplastisches Syndrom (MDS), das es seinem Körper unmöglich macht, eigene Blutzellen zu bilden.
„Mein Arzt erklärte mir, dass die Spanne der Krankheitsbilder dabei riesig ist. Manche brauchen nur Tabletten, bei anderen, wie mir, führt es zu Blutkrebs“, so Pfeiffer. Doch der lebensfrohe Karlsbader lässt sich nicht unterkriegen. „Ich bin gerade noch jung genug für eine Transplantation von Stammzellen“, sagt der 62-Jährige. In der Datenbank wurde kein passender Spender gefunden, dessen Blut zu mindestens 90 Prozent übereinstimmt und so startete Pfeiffer einen Aufruf (Die PZ berichtete).
Nun, drei Wochen nach der Veröffentlichung von Pfeiffers Schicksal über den Verein „blut.eV – Bürger für Leukämie- und Tumorerkrankte“, entsteht Hoffnung: Bereits 685 Typisierungssets verschickte der Verein in der kurzen Zeit. Und das nach ganz Deutschland. Pfeiffer ist überwältigt: „Die Aktion hat richtig eingeschlagen.“ Als pensionierter Polizist ist der Badener bekannt bei seinen Kollegen. So sprangen auch verschiedene Präsidien deutschlandweit auf, als Pfeiffers Geschichte über das Polizeipräsidium Pforzheim nach außen getragen wurde. „Drei Tage nach der Veröffentlichung hing bereits ein Text über mich auf einer Wache in Schleswig-Holstein“, sagt der ehemalige Wildbader Polizeiposten-Leiter. All seinen Kollegen in ganz Deutschland sei er sehr dankbar für ihre Unterstützung.

Um mehr Menschen zu einer Spende zu bewegen, führten auch verschiedene Fußballvereine der Region Typisierungsaktionen durch. Und das erfolgreich: Mehr als 50 Personen ließen sich in diesem Zuge registrieren. „Ohne Scheiß, ich bin optimistisch“, so Pfeiffer, der sich nicht in die Knie zwingen lässt. Er betont, dass jeder Einzelne helfen könne: „Wenn es keinen passenden Spender für mich gibt, habe ich die Arschkarte. Aber immerhin kann durch jeden weiteren Registrierten allen geholfen werden – der gesamten Menschheit.“
Auf einfachem Weg kann jeder möglicherweise Leben retten: Es müssen lediglich Registrierungssets angefordert werden, etwa über den Verein blut.eV oder andere Organisationen. Eine Speichelprobe oder etwas abgenommenes Blut beim Hausarzt genügen, um die Werte in der Datenbank zu erfassen. Die Registrierungen werden von allen Organisationen im Zentralen Knochenmarkspender-Register vernetzt. „Weltweit gibt es 38 Millionen Spender. Das hört sich im ersten Moment viel an, doch bei fast acht Milliarden Menschen ist das eigentlich nichts“, so Pfeiffer. Dabei tue die Stammzellenspende niemandem weh. „Es ist heute kein Eingriff mehr nötig, um Knochenmark zu entnehmen. Bei einer Spende muss lediglich Blut abgenommen werden“, erklärt der Rentner. Er habe sich mit dem Thema nie wirklich beschäftigt, gibt der 62-Jährige zu und sagt: „Aber irgendwann ist es eben so weit.“ Die Krankheit stellt Pfeiffers Leben auf den Kopf. Normalerweise stehen für ihn jedes Jahr Motorrad-Touren mit seinen „Enduro-Freunden“ an. „Dieses Jahr kann ich nicht mit.“ Die Hilfe seiner Familie und Freunde schätzt er ungemein: „Das überwältigt und berührt mich sehr.“


Stammzellenspende dringend gebraucht: Ehemaliger Bad Wildbader Polizeichef ist schwer erkrankt
Wäre Pfeiffer Politiker, würde er etwas Grundlegendes ändern: Nach seiner Auffassung wäre es sinnvoll, jedes Kind automatisch typisieren zu lassen, bis es mit 18 Jahren selbstverständlich selbst über die Registrierung bestimmen könne. Doch derzeit müssen die Spender aktiv mobilisiert werden. Jede geteilte Nachricht auf den sozialen Netzwerken sei laut Pfeiffer hilfreich: „Soziale Medien können auch Fluch sein – aber für die Verbreitung sind sie ein Segen.“ Auch die Typisierungen vor Ort können helfen, den „genetischen Zwilling“ zu finden. So plant der Verein blut.eV Anfang Oktober eine Aktion. Der Karlsbader freut sich, mit solchen Projekten nicht nur sich selbst, sondern allen helfen zu können: „Auf diesem Weg kann ich Gutes tun, denn die Suche nach einem Spender ist wie die nach einer Nadel im Heuhaufen.“
Die Typisierungsaktion des Vereins blut.eV findet am 2. Oktober von 10 bis 18 Uhr in der Talblickhalle Auerbach statt. Man kann ohne Anmeldung daran teilnehmen. Infos zu Typisierungssets gibt es hier.