
Stammzellenspende dringend gebraucht: Ehemaliger Bad Wildbader Polizeichef ist schwer erkrankt
Bad Wildbad. Fredy Pfeiffer hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen, er ist nie um eine Antwort verlegen. Sein unvergleichlicher Humor ist legendär, sowohl beim TSV Auerbach, dessen Vorsitzender er ist, als auch beim Polizeiposten Bad Wildbad, den er bis vor einem Jahr geleitet hat. Nur kurz konnte der Polizeihauptkommissar seinen Ruhestand genießen, bis vor wenigen Monaten eine schlimme Diagnose sein Leben von heute auf morgen auf den Kopf stellte.
Myelodysplastisches Syndrom, eine krankhafte Veränderung des Knochenmarks, die eine normale Bildung von Blutzellen unmöglich macht. Er ist dringend auf eine passende Stammzellenspende angewiesen, um zu überleben. Trotz der schlimmen Nachricht, die ihm die Ärzte im Juni unterbreiteten, strahlt der 61-Jährige einen großen Optimismus aus, auch wenn er ein kleines bisschen leiser und nachdenklicher geworden ist.
Im Mai vergangenen Jahres nahm Fredy Pfeiffer seinen Hut beim Polizeiposten Bad Wildbad. "Im Kopf fühle ich mich wie 30. Darum habe ich mir auch gerade eine Moto-Cross-Maschine gekauft," hatte er anlässlich seines Abschieds aus dem Polizeidienst der PZ lachend in den Block diktiert. Er freute sich auf den Ruhestand und hatte viele Pläne. Doch nach Ostern spürte er die ersten Beschwerden. Herzrasen, Atemnot, Übelkeit, Erschöpfung – der Sportler konnte keine 150 Meter mehr joggen, ohne völlig außer Atem zu sein. Im Klinikum in Langensteinbach stellten die Ärzte schließlich fest, dass sich in seinem Körper nur noch ein Drittel Blut befand. Im Klinikum Karlsruhe erfolgte dann die niederschmetternde Diagnose.
Doch Pfeiffer lässt sich nicht in die Knie zwingen, nimmt sein Schicksal in die Hand. Durch eine Bluttransfusion kommen seine Kräfte zurück. "Das ist, wie wenn du dich von einem Mofa auf eine 100 PS starke Maschine setzt", stellt der leidenschaftliche Motorradfahrer einen anschaulichen Vergleich auf. Es geht ihm ganz gut im Moment. Auch wenn in der Datenbank kein Stammzellenspender, dessen Blut zu mindestens 90 Prozent übereinstimmen muss, für ihn gefunden werden konnte. Die Übertragung des Bluts eines „genetischen Zwillings“ würde eine 40- bis 60-prozentige Überlebenschance bedeuten. "Mit dem passenden Blut könnte ich wieder ganz gesund werden", sagt der lebensfrohe Auerbacher. Er möchte nicht darüber nachdenken, wie viel Zeit ihm noch bleibt ohne diese Spende.
"So ist es halt, was soll ich machen? Wenn ich in drei Jahren den Löffel abgeben muss, kann ich es nicht ändern", sagt er.
Der überzeugte Badener macht sein Schicksal nun öffentlich, um so viele potenzielle Stammzellenspender wie möglich anzusprechen und die Menschen zu einer Typisierung zu motivieren. "Einen genetischen Zwilling zu finden, wäre wie ein Sechser im Lotto", so Pfeiffer. Mit seinem Aufruf, sich typisieren zu lassen, hilft er auch anderen Patienten. Mehr Registrierte in der Datenbank bedeuten schließlich mehr Hoffnung für alle Patienten, die auf einen Stammzellenspender warten.
Der erste Aufruf in den sozialen Netzwerken schlug ein wie eine Bombe. Mehrere Fußballvereine aus der Region bieten Typisierungsaktionen in den Kabinen an. Polizeikollegen verbreiten den Aufruf. Freunde, Wegbegleiter, Vereins- und ehemalige Arbeitskollegen lassen sich typisieren und spenden Geld an den Verein "blut.eV – Bürger für Leukämie- und Tumorerkrankte", der die Aktion federführend betreut. Aus Bad Wildbad gab es einen großen Geschenkkorb. Am 2. Oktober, voraussichtlich von 10 bis 17 Uhr, findet in der Auerbacher Talblickhalle eine öffentliche Typisierungsaktion statt. Fremde melden sich bei Fredy Pfeiffer, um ihm Mut zu machen.
Diese Unterstützung macht ihm Mut und lässt ihn weiter hoffen. Sie trägt ihn durch diese schwere Zeit. Vielleicht wendet sich das Blatt und Pfeiffers sehnlichster Wunsch geht in Erfüllung:
"Ich wäre so gerne noch viele Jahre lang ein Wegbegleiter für meine Söhne und meine Partnerin."
So funktioniert die Registrierung bei blut.eV
Der Verein „blut.eV Bürger für Leukämie- und Tumorkrankte“ aus Weingarten koordiniert die Typisierungsaktionen für Fredy Pfeiffer. Blutkrebs kann häufig durch eine Stammzelltransplantation geheilt werden. Dabei werden gesunde Blutstammzellen eines Knochenmarkspenders übertragen, nachdem die kranken Stammzellen des Patienten durch Chemotherapie zerstört wurden. Wird in der Familie kein passender Stammzellenspender gefunden, beginnt die Suche nach einem fremden Spender. Über den Verein können die Registrierungs-Sets angefordert werden. Außerdem führen die Mitglieder auch Typisierungsaktionen durch.
Die komplette Arbeit von blut.eV ist durch Spenden finanziert. Allein die Registrierung eines neuen Stammzellspenders kostet blut.eV 40 Euro.
Die Vereinsmitglieder von blut.eV haben es sich zur Aufgabe gemacht, regional bestehende onkologische Versorgungslücken zu schließen. Dabei berücksichtigen sie die Bedürfnisse von Patienten und Angehörigen in allen Stadien einer Krebserkrankung: von der Diagnose, über die Zeit der Therapie, bis hin zur Nachsorge und Bewältigung des veränderten Alltags nach einer Krebserkrankung.
Über 102.000 Spender konnten bis heute gefunden werden und mehr als 750 Menschen wird mit einer Stammzellspende die Chance auf Heilung geschenkt.
Weitere Informationen und das Registrierungs-Set gibt es bei blut.eV, Telefon: (07244) 60830, E-Mail: info@blutev.de, Homepage: www.blutev.de