
Pforzheim. Diese Woche hat einmal mehr vor Augen geführt, welche Gefahren das Coronavirus mit sich bringt. An vier von fünf Tagen gab es neue Corona-Todesfälle im Enzkreis und Pforzheim. Am Freitag vermeldet das Gesundheitsamt Enzkreis/Stadt Pforzheim nun den Tod eines weiteren Mannes, Mitte 70 und aus dem Enzkreis stammend. Dazu kommen insgesamt 29 Neuinfizierte - eine auffallend hohe Zahl, die an schlimmste Pandemiezeiten aus dem späten Frühjahr erinnert.
Hoher Anstieg bei den Neu-Infektion in Pforzheim und im Enzkreis
Mit dem neuen Todesfall erhöht sich Anzahl der Corona-Todesfälle auf 28, in Pforzheim bleibt es bei neun Fällen. Schwankten bislang in dieser Woche die Zahlen der Neuinfizierten im einstelligen oder knapp zweistelligen Bereich, so ist der Anstieg am Freitag mit insgesamt 29 positiv Getesteten doch schon eher bedenklich. 13 Neuinfektionen wurden bei Pforzheimern (insgesamt 684) entdeckt, darunter ist eine Familie mit sechs betroffenen Personen. Die 16 Neuinfizierten aus dem Enzkreis (insgesamt 940) verteilen sich auf einen Corona-Fall in Birkenfeld und je zwei Fälle in Niefern, Illingen und Keltern sowie auf gleich neun Fälle in Mühlacker verteilen. Rein zahlenmäßig entwickelt sich die Senderstadt zu einem Corona-Hotspot, was die Stadtverwaltung schon zu Überlegungen bewegt hat, die sich um spezielle lokale und öffentliche Schutzmaßnahmen drehen. Ein zentraler Grund für die deutlich gestiegenen Fallzahlen in Mühlacker ist der Corona-Ausbruch im Seniorenheim St. Franziskus: Dort wurden nun insgesamt zehn Mitarbeiter und 18 Heimbewohner positiv getestet.
Mit dem Tempo der Neuinfektionen können die Zahlen der Genesenen, die nicht mehr ansteckend sind und als geheilt aus dem Krankenhaus entlassen wurden, nicht mithalten. Eine neue genesene Person in Pforzheim (insgesamt 622 Genesene) und vier neue Genesene im Enzkreis (insgesamt 833) reichen nicht aus, um die Zahl der aktuell noch Infizierten zu senken. Im Gegenteil: Für Pforzheim werden 53 Akut-Fälle gezählt, im Enzkreis sind es 79. Zum Vergleich: Am vergangenen Dienstag waren es in Pforzheim nur 26 Akut-Fälle, im Enzkreis 65.

Pforzheim nähert sich bei 7-Tage-Inzidenz dem Warnwert
Auch die 7-Tage-Inzidenz zeigt einen starken Aufwärtstrend beim Infektionsgeschehen. Der Inzidenz-Wert gibt an, wie viele Neuinfektionen es innerhalb der vergangenen sieben Tage pro 100.000 Einwohnern gab. Lag der Wert am Dienstag bei 8,7 Punkten in Pforzheim und bei 19 Punkten im Enzkreis, so sind es am Freitag 30,2 Punkte in Pforzheim und 24 im Enzkreis. Hier liegen der Stadt- und der Landkreis also weiterhin unter dem Warnwert von 35 Neu-Infektionen pro 100.000 Einwohnern und unter dem gefährlichen Schwellenwert von 50 Neu-Infektionen pro 100.000 Einwohnern. Wird der Schwellenwert überschritten, können zunächst lokale Gegenmaßnahmen ergriffen und Schutzmaßnahmen gezielt verschärft werden.

Zumindest in Pforzheim müsste man sich bereits überlegen, welche Maßnahmen man ergreifen könnte, um die Zahl der positiv Getesten nicht weiter so steigen zu lassen. In den vergangenen siegen Tagen gab es hier 38 Neu-Infizierte. Das sind zwar weniger als die im gleichen Zeitraum 48 positiv Getesteten im Enzkreis, aber da im Landkreis rund 200.000 Menschen leben, sind die 38 Neu-Infizierten unter den nur rund 125.000 Einwohnern verhältnismäßig mehr.


Corona-Situation im Mühlacker Seniorenzentrum spitzt sich zu - Neue Schutzregeln für die Stadt
Wie solche Reaktionen aussehen könnten, sieht man am Beispiel Mühlacker. Seit Freitag gelten dort verschärfte Pandemie-Bedingungen. Aufgrund der hohen Fallzahlen sind nur noch private Feiern mit maximal 50 Teilnehmern erlaubt, auf Beerdigungen muss zudem ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Der Mühlacker Oberbürgermeister Frank Schneider hat auch schon über weitere Schritte wie etwa Hallenschließungen nachgedacht.
Landkreis Calw beim Warnwert auf 30,8 Punkte
Im Landkreis Calw dürfte man ebenfalls schon einmal ein bisschen in diese Richtung sondiert haben. Der Warnwert liegt hier bei 30,8 Neu-Infektionen pro 100.000 Einwohnern in den vergangenen sieben Tagen. 88 Akut-Fälle werden im Kreisgebiet gezählt.
Am Freitag gab es allerdings nur drei positiv Getestete im Landkreis Calw, zwei davon leben in Bad Herrenalb, eine Person kommt aus Dobel. Im Kreis Calw werden nun insgesamt 1016 Corona-Fälle gelistet. Davon sind 32 Menschen gestorben und 896 wieder genesen, also nicht mehr anstecken, beziehungsweise geheilt aus dem Krankenhaus entlassen. Im Landkreis werden noch zwei Infizierte stationär behandelt, eine Person liegt auf der Intensivstation.

Stadt- und Landkreis Karlsruhe mit 264 Akut-Fällen
Auch im Stadt- und Landkreis Karlsruhe steigt die Zahl der Corona-Fälle weiter an. Hier gibt es jetzt 2395 positiv Getestete und 2032 Genesene sowie 99 Corona-Todesfällen, von denen über ein Drittel auf einen Corona-Ausbruch in einem Seniorenheim in Bretten-Neibsheim zurückzuführen sind. Der Raum Karlsruhe hat jetzt 264 Akut-Fälle, nachdem diese Zahl im Vormonat lange zweistellig geblieben ist.
Ohne Corona-Fälle sind die Gemeinden Zaisenhausen, Sulzfeld und Kürnbach im Osten des Landkreises Karlsruhe. Dazu gesellen sich noch Kronau und Walzbachtal.
Kritische Corona-Lage in Esslingen - Stuttgart unter 50er-Grenze
Der Landkreis Esslingen ist weiterhin der Corona-Hotspot in Baden-Württemberg. Die Stadt Stuttgart hat dagegen die kritische Grenze von 50 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen bisher nicht überschritten. Der Wert sank in Stuttgart im Vergleich zum Vortag von 43,7 auf 41,2, wie das Landesgesundheitsamt am Freitag mitteilte. In Esslingen stieg der Wert von 54,6 auf 56,3. Schwäbisch Hall (37,6) liegt als einziger sonstiger Landkreis in Baden-Württemberg über der Vorwarnstufe von 35.
Knapp unter den Warnwert liegen neben Pforzheim (30,2) und dem Landkreis Calw (30,8) die Stadt- und Landkreise Ludwigsburg (34,3), Heilbronn (34,0), Tuttlingen (33,4), Göppingen (31,8), Mannheim (31,9). und Ortenau (30,6).
Die Zahl der nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen im Südwesten stieg um 527 Fälle. Insgesamt haben sich nun 53.333 Menschen nachweislich mit dem Erreger Sars-CoV-2 angesteckt. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg um 1 auf 1899.


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