Das 3D-Modell der Schloßkirche ermöglicht beim Tag des offenen Denkmals spannende Perspektiven auf das Bauwerk. Foto: Moritz
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Mit der Maus auf Entdeckungstour durch Pforzheim: Virtueller Tag des offenen Denkmals bietet spannende Einblicke

Pforzheim. Vom Burghof der Ruine Liebeneck im Würmtal an den Schreibtisch von Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch im Neuen Rathaus und danach in die Sakristei mit dem Museum Johannes Reuchlin an der Schloßkirche in nur wenigen Sekunden. Was dem Besucher beim Tag des offenen Denkmals in den vergangenen Jahren sportliche Höchstleistungen abverlangt hätte, ist bei der diesjährigen Digitalversion des Aktionstags kein Problem.

Möglich machen das virtuelle Rundgänge, Erklärvideos, Texte und Fotos, die das Kulturamt auf der städtischen Internetseite zur Verfügung stellt. Besonders detailreich und spannend sind die Einblicke für jene, die eine VR-Brille besitzen. Denn einige der Touren, zum Beispiel im Neuen Rathaus, wirken dank moderner Technik dann besonders real und lassen vergessen, dass man sich coronabedingt in diesem Jahr nicht hautnah ein Bild der Denkmäler machen kann.

Dem Informationsgehalt tut der Internetausflug aber keinen Abbruch. Tatsächlich bietet der digitale Denkmaltag sogar den Vorteil, dass die Ausführungen nochmals angehört werden können, sollte man ein Detail überhört haben. Und an Details fehlt es bei der Online-Premiere von Pforzheims Denkmälern nicht.

3D-Modelle ermöglichen völlig neue Perspektiven

Allen voran beim Steinernen Geschichtsbuch der Stadt, der Schloß- und Stiftskirche St. Michael. So erfährt man, dass der Namensgeber und Schutzpatron des 1342 erstmals urkundliche erwähnten Sakralbaus, Erzengel Michael, gleich an mehreren Stellen auftaucht: Zum Beispiel als Schlussstein, der wie ein Wunder das Bombardement am 23. Februar 1945 überstand, als Holzrelief im Eingangsbereich des Westportals oder als Figur in der 2016 rekonstruierten Sonnenuhr am Turm.

Auch dass der Haupteingang der Kirche in früheren Zeiten wohl das westliche „Brautportal“ war – vor dem die weltliche Trauung stattfand, ehe es zum Gottesdienst ging, erfährt man bei der Tour. Erst vor Kurzem wurde die Schloßkirche vermessen und ein 3D-Modell erstellt. Das Ergebnis sind zwei Rundgänge: eine für den Innenraum, eine für den Außenraum. Eingeteilt in Kapitel ist die Tour informativ und ermöglicht neue Perspektiven – wobei die Auflösung des Modells nicht an das Original heranreicht.

Anders ist das bei den Rundgängen durch das EMMA Kreativzentrum, die Burgruine Liebeneck oder auch die evangelische Kirche Huchenfeld. Hier wurde mit Fotos statt einem 3D-Modell gearbeitet, was die Räume aber auch weniger plastisch wirken lässt. Besonders spannend kommt das Neue Rathaus daher, in dem man sich durch verschiedene Etagen klicken und mit Erklärvideos zu ausgewählten Punkten – wie der Bürgermeister-Galerie oder der „Endzeit“-Skulptur auf dem Dach des Baus – informieren lassen kann.

Die Rundgänge sind noch den ganzen September auf www.pforzheim.de/denkmaltag abrufbar.