
Ötisheim. In einem kleinen Garten am Ortsrand von Ötisheim zwitschert und raschelt es ungewöhnlich viel. Zwischen Volieren, Wärmelampen und Futterschalen kümmern sich zwei Frauen um jene, die sonst kaum eine Überlebenschance hätten: verletzte Wildvögel.
Aus einem Zufall wurde Leidenschaft. „Angefangen hat alles mit einem verletzten Vogel, den Nachbarn gefunden haben“, erzählt Melanie van Beers.
„Wir wollten einfach helfen – und daraus wurde eine Herzensaufgabe.“
Gemeinsam mit ihrer Partnerin Maria-Helena van Beers gründete sie das Projekt „Notfedern“, das heute Vögel aus der ganzen Region aufnimmt: Tauben, Mauersegler, Amseln, Spatzen – viele Opfer von Katzen oder aus dem Nest gefallene Jungvögel. Jeder Vogel bekommt einen Namen, jede Art ihre eigene Pflege.


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Von der Erstversorgung über spezielles Futter bis hin zum Flugtraining im heimischen Büro – Geduld, Wissen und Zeit sind gefragt. Inzwischen sind es über 280 Tiere im Jahr. Beide Frauen arbeiten Vollzeit und finanzieren Futter, Boxen und Tierarztkosten selbst. Unterstützung gibt es kaum. Die Arbeit fordert ihren Preis: Spezialfutter, Inkubatoren und medizinische Versorgung kosten mehrere Tausend Euro jährlich. Manche Jungvögel brauchen alle 20 Minuten Futter, rund um die Uhr.
Großes Herz für Tiere
Dank Homeoffice und eines verständnisvollen Arbeitgebers ist das für Melanie möglich. Urlaub hatten die beiden seit fünf Jahren nicht mehr. Trotz aller Mühe überlebt nicht jeder Vogel. „Das ist jedes Mal traurig“, sagen sie, „aber wir trösten uns damit, dass wir wenigstens geholfen haben.“
Ihr größter Wunsch: mehr Achtsamkeit im Umgang mit der Natur. „Lasst im Garten auch mal eine Ecke wild wachsen“, appelliert Melanie. „So finden Insekten und Vögel Nahrung.“ Viele Verletzungen seien vermeidbar, wenn Katzen während der Brutzeit im Haus blieben. Bei Stadttauben seien viele ausgesetzte Zucht- oder Brieftauben, die sich unkontrolliert vermehrten. „Betreute Taubenhäuser wären eine gute Lösung“, so Melanie. Dort könnten Kunsteier zur tierschutzgerechten Verringerung der Population beitragen. Kein Brot zu füttern, sei wichtig: „Sie sind reine Körnerfresser – und sehr liebenswerte Tiere.“
