
- dpa
Der tragische Unfall auf einem Supermarktparkplatz in Bretten beschäftigt die Menschen auch Tage danach. Während am Mittwoch bessere Nachrichten aus dem Krankenhaus über die verletzten kleinen Kinder kamen, beginnt wegen des Alters des Unfallfahrers eine Debatte darüber, ob Senioren sich künftig einem Fahrtauglichkeits-Test unterziehen müssen.
{element}Am Montag hatte ein 88 Jahre alter Rentner eine fünffache Mutter getötet und zwei ihrer Kinder verletzt. Das zweijährige Mädchen, das schwere Kopfverletzungen erlitten hatte, ist außer Lebensgefahr. Das erklärte am Mittwoch der Karlsruher Polizeisprecher Ralf Minet. Das Kind wird weiterhin in einer Klinik stationär behandelt. Auch seine einen Monat alte Schwester bleibt zur Beobachtung im Krankenhaus.
Die Kinder waren mit ihrer 34-jährigen Mutter über den Supermarktparkplatz gegangen, als der Rentner mit seinem Wagen rückwärts aus einem Behindertenparkplatz gefahren war und sie erfasst hatte. Nach dem ersten Kontakt war der Mann nochmals rückwärts gefahren und hatte die Mutter gegen ein geparktes Auto gedrückt. Sie starb kurze Zeit später im Krankenhaus.
{element}Nach Polizeiangaben ist der Unfallfahrer schwerbehindert. Unfallzeugen berichteten, dass er auf Krücken angewiesen sei. Die Polizei wollte Vermutungen, bei seinem Renault handle es sich um ein Fahrzeug mit Automatikgetriebe, mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht bestätigen. Ein Sachverständiger rekonstruiert den Unfallhergang.
Experten warnen nach dem Unfall zwar davor, Senioren hinterm Steuer pauschal zu verurteilen. Doch nicht nur Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) plädiert für regelmäßige Gesundheitschecks – allerdings nicht beschränkt auf Rentner. „In anderen Ländern muss man alle zehn Jahre zu einem Hör-, Seh- und Reaktionstest. Und zwar egal, wie alt man ist, eben einfach nach einer bestimmten Frist“, sagte er am Mittwoch bei einem Verkehrstraining für Senioren in Stuttgart. „Und ich glaube, über sowas müssen wir auch in Deutschland nachdenken.“ Aus Sicht des Landesseniorenrates handelt es sich bei dem Unfall um einen dramatischen Einzelfall. „Die meisten älteren Menschen können ihre Fahrtüchtigkeit gut einschätzen“, sagte Geschäftsführerin Birgit Faigle. Der Landesvorsitzende Roland Sing empfiehlt älteren Autofahrern dennoch, freiwillig regelmäßig an Fahrsicherheitstrainings teilzunehmen. „Alle zwei Jahre wäre sicher sinnvoll“, sagte er.
Die Gemeinde Walzbachtal, aus der die Familie stammt, hat nun ein Spendenkonto eingerichtet, da der Unfall eine große Welle an Hilfsbereitschaft ausgelöst hat. Infos zum Spendenkonto gibt es auf der Homepage der Gemeinde Walzbachtal.