Mehr als 20.000 neue Mitglieder für die Grünen. Die Partei ist weiblicher, ostdeutscher und jünger geworden. Foto: Stefa
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Vier Grüne wollen in den Landtag: Drei Konkurrenten für Stefanie Seemann bekannt

Enzkreis. Dass Stefanie Seemann 2021 erneut für den Enzkreis in den Landtag einziehen möchte, ist bereits lange klar. Dass es an der Basis aber durchaus Kritik an Seemanns Arbeit gibt, wird bei Gesprächen mit Mitgliedern deutlich. Seemann sei „bemüht, aber bemüht alleine bringt noch keinen Sieg“, heißt es da etwa. Oder: Von den grünen Erfolgen im Landtag komme im Wahlkreis nichts an. Mangelnde Kommunikation werfen Kritiker der Abgeordneten vor. Andere erkennen „inhaltlich und rhetorisch“ Defizite. Dass es im Wahlkreis gleich drei Gegenkandidaten gebe, die teils durchaus das Zeug dazu hätten, der Mandatsträgerin gefährlich zu werden, spreche Bände.

Dass die Grünen im Kreis Seemann nicht konkurrenzlos das Feld überlassen würden, stand längst im Raum. Nun ist auch bekannt, wer seinen Hut in den Ring geworfen hat. Klaus Fingerhut vom Kreisvorstand der Grünen hält sich jedoch bedeckt, lediglich Namen, Alter, Wohnort und Beruf der Bewerber waren von ihm zu erfahren. Nicht alle von ihnen waren für die PZ bislang telefonisch zu erreichen.

Das sind die Herausforderer

Eine der Bewerberinnen ist Pina Stähle, ein relativ neues aber dafür äußerst präsentes Gesicht in der Kommunalpolitik. Die Landwirtin und Bauernhofpädagogin betreibt in Tiefenbronn den Römerhof. 2019 hat die 35-Jährige den Sprung in gleich zwei Gremium geschafft: Seither sitzt sie für die Liste Mensch und Umwelt (LMU) im Tiefenbronner Gemeinderat und für die Grünen im Kreistag.

"Es bringt nichts, sich nur über die Politik zu beschweren.."

Pina Stähle

Anfang des Jahres war Stähle zudem Gründungsmitglied des Grünen-Ortsverbands Neuhausen und Tiefenbronn. „Ich will etwas bewegen, noch mehr machen“, sagt sie. „Es bringt nichts, sich nur über die Politik zu beschweren.“ Stähle präsentiert sich als Macherin. Dass sie die Arbeit in der Landespolitik besser machen würde als Seemann will sie nicht sagen, – „aber anders.“ Landwirtschaftliche Themen lägen ihr am Herzen sowie der sorgsame Umgang mit der Natur, etwa wenn es um die Erschließung neuer Baugebiete gehe. Auch den Breitbandausbau gelte es voranzutreiben.

Die zweite Bewerberin ist Christine Fischer aus Ersingen. Die 54-Jährige ist Lehrerin und auf vielen Ebenen engagiert. So kennt man sie unter anderem als Mitglied der Initiative „Critical Mass“ und Vorsitzende des Aufsichtsrats der Solidarregion Pforzheim Enz. Auch kommunalpolitisch ist Fischer aktiv: als Fraktionssprecherin der Liste Mensch und Umwelt im Kämpfelbacher Gemeinderat und im dortigen Ortsverband der Grünen. Den Einzug in den Kreistag hatte sie 2019 nicht geschafft.

„Ich denke aber, die Mitglieder wissen, was ich in den vergangenen Jahren alles geleistet habe und daher gehe ich guten Mutes in die Nominierungsveranstaltung."

Stefanie Seemann

Dritter Herausforderer ist Marcel Hlawatsch aus Niefern-Öschelbronn. Der 50-Jährige ist bislang kommunalpolitisch noch nicht in Erscheinung getreten. Er ist Vertriebsdirektor beim Kleidungsunternehmen Williamson-Dickie Europe.

Seemann ist „guten Mutes“

Auf die Konkurrenz angesprochen, gibt sich Stefanie Seemann gelassen. „Ich wusste ja bereits seit einiger Zeit, dass es Gegenkandidaten gibt, daher ist es keine Überraschung für mich. Und dass es sie gibt, ist auch völlig legitim und gerade bei den Grünen im Enzkreis auch nichts Unübliches“, teilt sie mit. „Ich denke aber, die Mitglieder wissen, was ich in den vergangenen Jahren alles geleistet habe und daher gehe ich guten Mutes in die Nominierungsveranstaltung.“ Diese ist für den 2. Juli geplant. Näheres zu Ort und Zeit ist bislang nicht bekannt.

Vorab soll es laut Fingerhut für die Mitglieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine Vorstellungsrunde der Kandidaten geben – online, wie so vieles dieser Tage. Theoretisch ist es bis zur Nominierung möglich, dass sich noch weitere mögliche Kandidaten melden. Fingerhut glaubt aber nicht wirklich daran: „Wir haben ja jetzt schon eine Reihe an Bewerbungen“, sagt er.