Da ist sie, die Burg Liebenzell: Frieda und Clara (von links) haben sie im Wald gegenüber entdeckt.
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Wanderserie "Raus geht's": Auf Spurensuche mit der App in Beinberg

Bad Liebenzell-Beinberg. Schon seit Tagen steht die Hitze über dem Land, die Sonne brennt vom Himmel, die Böden sind trocken. Beste Voraussetzungen also, um eine gemütliche Sonntag-Nachmittag-Wanderung mit der Familie zu machen. Und besonders schön ist es, vor allem für die Kinder, wenn man dabei auch noch etwas erkunden kann.

Los geht es also am Dorfplatz von Beinberg, wo ein Brunnen gleich eine willkommene Erfrischung liefert. Gemeinsam wollen wir bei dieser Wanderung herausfinden, warum der Bad Liebenzeller Höhenstadtteil auch als Waldhufendorf bekannt ist. Unterstützung bekommen wir hierbei durch eine digitale Schnitzeljagd über die App „Actionbound“, geeignet etwa ab dem Grundschulalter.

Unterwegs gilt es, in der App Rätsel zu lösen.
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So haben unsere Schuhe nach der gemütlichen Runde nicht ausgesehen.
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Unsere erste Station führt uns an der kaum befahrenen Ortsdurchfahrt entlang bis zu einem Spielplatz am Ortseingang. Hier können wir Eltern uns auf einer gemütlichen Himmelsliege von den wenigen gewanderten Metern ausruhen, während die Kinder klettern, schaukeln und wippen. Doch da der Großteil der Wanderung noch vor uns liegt, geht es gleich weiter. Der Weg führt zunächst in der prallen Sonne an der ruhigen Straße entlang. An den Stationen und über die App erfahren wir, wie die ersten Siedler im Mittelalter hier oben ankamen und vor welchen Schwierigkeiten sie standen. Heute merkt man davon nicht mehr viel. Wenn man das idyllische Dorf umwandert, was man übrigens natürlich auch ohne App, dafür aber mit Unterstützung durch Infotafeln machen kann, fühlt man sich zum Teil wirklich etwas zurückversetzt in die Vergangenheit. Es ist ruhig, eine Herde Kühe liegt träge in der Sonne, ab und zu muht eine Kuh lauthals, wenn ein Wanderer vorbeikommt. Der Weg wechselt zwischen Licht und Schatten, zwischen Feldern und Wald. Hier rauscht der Wind in den Wipfeln, in den Wiesen hört man zirpende Grillen.

Und immer wieder sind da Spuren, die vom harten Leben der Siedler zeugen. Wie zum Beispiel die Hecken zwischen den Feldern, die die einzelnen Grundstücke begrenzten. Rüdiger Krause, Vorstand im Förderverein Beinberg, erzählt in der App immer wieder Wissenswertes zu den einzelnen Stationen. Doch wie war das eigentlich damals alles? Mit Beginn des Hochmittelalters entschieden sich die Grafen von Calw, Siedler in den Schwarzwald zu holen. Hier gab es damals vor allem eines: Urwald. Also machten die Grafen ein spannendes Angebot: Jeder, der sich niederlässt, bekommt einen Streifen Land. Auf einer Hälfte soll es Getreide geben, auf der anderen Wald. Das Ganze nannte man eine „Hufe“ Land. Es war pro Siedler 30 Morgen groß – der Bauer brauchte 30 Vormittage, um das Land mit einem Ochsengespann zu pflügen. Für die Siedler war es ein hartes Stück Arbeit, das Ackerland bestellbar zu machen, und bis sie davon leben konnten, dauerte es bis zu drei Generationen.

PZ-Redakteurin Carolin Weiß beim Selfiespot auf der Tour.
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So lange dauert es bei uns nicht. Nach einem Abschnitt durch die Felder, wo man die alten Strukturen in der Landschaft noch entdecken kann, kommen wir nun wieder in den Ort zurück. Hier überrascht plötzlich eine spannende Aussicht: Direkt gegenüber ist die Burg Liebenzell zu entdecken, die einst von den Grafen von Calw erbaut wurde. Ein schöner Platz, um Fotos zu schießen. Hier wartet auch noch die Geschichte eines Ungeheuers auf die Wanderer. Verraten wird an dieser Stelle nur so viel: Es ist riesengroß und hat mit dem Namen Beinberg zu tun.

Am Ende der Tour begrüßen Alpakas die Wanderer freundlich.
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Und ganz am Ende gibt es auch noch eine süße Belohnung im Berghof Rössle.
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Der Weg geht nun wieder nach oben in Richtung Ortsmitte, vorbei am Berghof Rössle, in dem man auch gut einkehren kann. Der Weg wird langsam, aber sicher wieder belebter. Eine Ziege schaut aus ihrem schattenspendenden Wagen heraus, eine Katze schleicht über den Weg und räkelt sich in der Sonne. Und plötzlich schauen uns aus einem Stall direkt am Weg gleich mehrere wollige Gesellen an: Wir sind am Alpakahof Beinberg angekommen. Hier kann man mit Alpakas spazieren gehen, oder sich einfach zu ihnen setzen und ihr kuscheliges Fell bestaunen – wenn sie nicht gerade, wie jetzt, frisch geschoren sind.

Rund 2,5 Kilometer Wegstrecke liegen hinter uns, Höhenmeter gab es kaum zu absolvieren und durch das Lösen der Rätsel sind wir aus der Vergangenheit wieder zurück in der Gegenwart gelandet. Für alle, denen die gemütliche Runde zu wenig ist, gibt es vor Ort mehrere Möglichkeiten, die Strecke zu erweitern mit Wegstrecken von 4,2 bis 9,7 Kilometer. Auch wenn wir noch nicht am Ende unserer Kräfte sind, macht eine Wanderung Hunger. Und deshalb geht es nun zu Schnitzel mit Pommes (und für manche noch mehr) in den Berghof Rössle.

Tour zum Download: Die GPX-Daten zur Wanderung bei Bad Liebenzell können Sie hier herunterladen. Die Karte können gängige Wander-Apps wie „Komoot“, „OutdoorActive“ und „Bergfex“ anzeigen.