
Enzkreis/Pforzheim. Ein Kind verändert das ganze Leben und bringt viel mit: große Freude, manchmal Tränen, eine lebenslange Verantwortung – und ziemlich hohe Kosten. 763 Euro im Monat haben Paare mit einem Kind im Jahr 2018 durchschnittlich für dieses ausgegeben. Das hat das Statistische Bundesamt ermittelt. Je älter die Kinder werden, desto höher seien die Kosten: für Unter-Sechsjährige demnach durchschnittlich 679 Euro, für Jugendliche ab zwölf Jahren durchschnittlich 953 Euro. Aktuellere Zahlen einer Erhebung aus 2023 sollen laut dem Bundesamt im Herbst vorliegen. Sicher ist aber schon jetzt: In den vergangenen sieben Jahren hat die Inflation viele Preise in die Höhe schnellen lassen. Die Ausgaben dürften inzwischen also deutlich höher liegen. Hinzu kommt, dass gerade Paare mit Kindern aufgrund schlechter Betreuungsangebote häufig nicht so viel arbeiten können, wie sie gerne würden. Warum ist ein Kind so teuer? Welche staatlichen Hilfen gibt es? Und können sich manche Familien wirklich kein zweites Kind leisten, obwohl sie sich eines wünschen? PZ-news gibt einen Überblick.
So viel geben die PZ-news-User auf Instagram monatlich für ihre Kinder aus
- "Ich habe zwei Kinder. Ein Kleinkind und ein Baby. Ich gebe so um die 100 bis 130 Euro aus, obwohl ich viele Sachen Second Hand oder vom Flohmarkt kaufe. Kindergarten und Lebensmittel sind natürlich Extrakosten."
- "Mein Sohn ist drei Jahre alt und bisher waren die größten Kostenfaktoren Erstanschaffungen wie Beistellbett/Wiege/Kinderwagen/Wickelkommode/Kindersitz/Fahrrad/Roller. Das kann zusammen schnell ein paar Tausender kosten, aber natürlich auch weniger, falls man im Second-Hand-Laden fündig wird. Kosten für Pflegeprodukte (Windeln/Putztücher) gingen bei uns monatlich in Richtung 50 bis 75 Euro, hochgerechnet auf knapp drei Jahre also auch um die 2000 Euro. Dann kommen die lieben Kita-Kosten, wenn man das Glück hat, einen Platz zu finden, welche monatlich bei 350 Euro liegen. Wenn man jetzt noch Kleidung, frisches Obst/Gemüse, Vereinszugehörigkeit, finanzielle Rücklagen und Spielsachen dazurechnet, kommt da monatlich schon einiges zusammen. Zum Schluss natürlich: Jeden bisher ausgegebenen Cent sehe ich gut investiert, da es für meinen kleinen Schatz ist."
- "So grob über den Daumen gepeilt 800 Euro, mit Kitakosten."
- "200 bis 300 Euro."
- "Gut und gerne auch mal über 100.000 Euro bis es komplett auf eigenen Beinen steht."
- "An Fixkosten zahle ich 505 Euro monatlich für zwei Kinder (vier und zehn Jahre). Dazu noch Kleidung und Schuhe. Ich habe zwei Jungs, die brauchen jeden Monat neue Schuhe für Kita, Schule, Sport und draußen. Dann noch jedes Wochenende, wenn man in Zoo oder Schwimmbad geht: Man braucht 150 Euro mindestens!"
- "Nerven, meine Lieblingsschokolade und Teile des Verstands ... Alles nur temporär."
- "Kinder sind unbezahlbar."


Multimediareportage: So lebt eine Ittersbacher Familie im Tiny House
PZ-Persönlich von Julia Falk, PZ-Redakteurin und Mutter einer Zweijährigen: Teuer – und auch unbezahlbar!
"Okay, ich gebe es zu: Meine Tochter hat mehr Klamotten im Schrank als ich. Vieles davon ist zwar auch vom Flohmarkt oder gebraucht bei Vinted gekauft, aber sparen können hätte man an dem ein oder anderen Teil trotzdem. So viel geben mein Partner und ich also – geschätzt – monatlich für unser Kind aus:
- Windeln und Pflegeprodukte: 40 bis 50 Euro.
- Kleidung: 75-100 Euro. Kinderschuhe sind teuer.
- Spielzeug und Bücher: 50 Euro. Hier bekommen wir das meiste von Familie und Freunden geschenkt.
- Essen: 100-150 Euro. Heidelbeeren sind teuer und werden heiß geliebt, auch Kindersnacks gehen ins Geld.
- Größere Anschaffungen wie neues Bett oder Autositz: 50-100 Euro. Braucht man zum Glück nicht so oft.
- Krippenplatz: 400 Euro.
Summe: Zwischen 715 und 850 Euro – wahrscheinlich ist es häufig Letzteres. Hinzu kommen die anteiligen Kosten fürs Wohnen, Reisen und die Freizeit. Ganz schön teuer, meine Zweijährige – aber mit keinem Geld der Welt zu bezahlen!"


Kolumne "Mami- Mania" über Familien-Influencer: Kinder gehören nicht ins Internet
Kinderzuschlag und Co.: Diese Unterstützung gibt es
Eltern können sich in Deutschland Unterstützung vom Staat holen. Folgende Möglichkeiten listet das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf:
- Kindergeld: Monatlich gibt es 255 Euro für jedes Kind bis mindestens zum 18. Geburtstag. Familien mit höheren Einkommen erhalten alternativ bei der Einkommenssteuer den Kinderfreibetrag.
- Mutterschaftsgeld: Der Mutterschutz beginnt sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin und endet acht Wochen nach dem tatsächlichen Geburtstermin. In der Zeit bekommen etwa gesetzlich versicherte Mütter Geld von der Krankenkasse und je nach Nettolohn einen Arbeitgeber-Zuschuss.
- Elterngeld: Um das Kind zuhause betreuen zu können, können ein oder beide Elternteile Elterngeld beantragen. Allerdings gibt es seit dem vergangenen Jahr neue Regeln zum parallelen Elterngeldbezug und der maximalen Einkommenshöhe.
- Unterhaltsvorschuss: Alleinerziehende bekommen diese staatliche Leistung, wenn der andere Elternteil nicht den ganzen oder nicht regelmäßig Unterhalt zahlt.
- Kinderzuschlag: Kinderzuschlag erhalten Eltern, deren Einkommen für den eigenen Lebensunterhalt reicht, aber nicht für den der ganzen Familie.
- Bildung und Teilhabe: Unterstützt Familien mit wenig Geld. Kinder können so Angebote in Schule und Freizeit nutzen.
- Bundesstiftung Mutter und Kind: Sie unterstützt Schwangere mit kleinem Einkommen.
- Kindertagesbetreuung: Unterstützt Eltern bei den Kosten für Kita und Tagespflege, wenn diese sie selbst nicht ganz tragen können.
- Wohngeld: Familien mit kleinem Einkommen können Wohngeld als Zuschuss zur Miete oder den Kosten eines selbst genutzten Eigenheims beantragen.
- Mehr- oder Einmalbedarf beim Bürgergeld: Damit werden etwa schwangere oder alleinerziehende Bürgergeldempfänger finanziell unterstützt.


Bundestag beschließt Steuerentlastungen und Kindergeld-Plus
Studie: Kein Geld für Kind zwei?
Mehr als jeder Dritte in Deutschland kann sich kein (weiteres) Kind leisten, obwohl er gerne eines hätte. Das hat die Online-Partnervermittlung ElitePartner in einer repräsentativen Umfrage ermittelt. Dazu seien im Jahr 2023 1044 heterosexuelle Liierte zwischen 18 und 45 Jahren mit Kinderwunsch online befragt worden. Die Ergebnisse sind erschreckend. So geben laut ElitePartner 38 Prozent der Befragten an: „Wir könnten uns momentan finanziell kein (weiteres) Kind leisten.“ Vor allem Paare, die schon eines oder mehrere Kinder haben, seien mit 41 Prozent betroffen. Bei den noch Kinderlosen fehle es 34 Prozent am Geld. Dabei würden sich sechs von zehn dieser Befragten ein (weiteres) Kind wünschen – laut ElitePartner etwas mehr Männer als Frauen. Auch das Alter sei ein Faktor: Bei den 18- bis 29-Jährigen betreffe es 41 Prozent, später werde der Wert kleiner.
Ein Problem sei auch: Jedes zweite Paar müsste in eine größere – und damit wohl teurere – Immobilie umziehen.


Das können Familien mit Kindern an Regentagen in Pforzheim und der Region erleben

