
- Stefan Meister
Pforzheim. Nichts für schwache Nerven war, was die Fans des 1. CfR Pforzheim am Samstag erlebten. „Das Stadion im Brötzinger Tal kann nun mit dem Maracana-Stadion oder dem Wembley-Stadion verglichen werden“, schwärmte der CfR-Vorstandsvorsitzende Markus Geiser. Gegen den FC Covid-19 gastierte eines der renommiertesten Teams in der Goldstadt. Doch in der behielten die Pforzheimer in einer mit aberwitzigen Vorkommnissen übersäten Partie die Oberhand. Sie besiegten den Favoriten in dem virtuellen Duell mit 8:6 nach Elfmeterschießen.
In den ersten Minuten zeigten sich die Hausherren vom Gegner beeindruckt. Dies kam wenig überraschend, denn schließlich agierte der Gegner mit Weltklasse-Spielern, wie Jonathan Pocke, Ernesto Ebola oder Vitalij Herpes, Jörg Spahn, Daniel Trump ... Allerdings hatte Covid-Präsident Eduardo Maria Malaria vor dem Spiel vergeblich versucht, Jesus Corona vom FC Porto zu verpflichten. Dies tat der Covid-Dominanz keinen Abbruch und beim Stand von 3:0 schien die Messe gelesen (38.).


Livestream des virtuellen Geisterspieles: 1. CfR Pforzheim gegen FC CoVID-19 Coronavirus
Doch Stanley Ratifo brachte den CfR nur eine Minute später zurück in die Partie. Dennoch sorgte der Auftritt des Elf von Fatih Ceylan für eine wütende Ansprache von Uwe Hück, der sich Zutritt zur Kabine verschaffte. Die Rufe des heutigen SPD-Stadtrats und früheren Thaibox-Europameisters sollen weit über die Grenzen Pforzheims hinaus zu hören gewesen sein. Noch während der Halbzeit orderten die Verantwortlichen eine neue Kabinentür.
Erinnerungen an Partie gegen Bayer Leverkusen
Hücks Worte motivierten die CfR-Truppe sichtlich. Ratifo und Andre Redekop brachten das virtuelle Brötzinger Tal mit ihren Treffern zum kochen. Allerdings schockte der gefürchtete Covid-Angreifer Vitalij Herpes im Gegenzug (60.) den CfR. Fortanlief die Uhr gegen die Pforzheimer. „Man kann diesen Herpes einfach nicht in Griff bekommen“, wetterte Geiser. Er kommentierte gemeinsam mit seinem für Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Vorstandskollegen Marco Nabinger in der Kommentatoren-Kabine CfR-Trainer Ceylan hielt es nun nicht mehr an der Seitenlinie: Der Fußballlehrer wechselte sich, wie einst Günter Netzer bei Borussia Mönchengladbach, selbst ein (77.). Mustergültig zog Ceylan zwei Minuten später eine Flanke auf den Kopf von Tim Grupp, der dem Covid-Torhüter Ernesto Corona keine Chance ließ.

In der Verlängerung brachte der amerikanische Nationalspieler Trump die Gäste mit einem satten Distanzschuss in den Winkel auf die Siegerstraße (107.). Als Pforzheims Ratifo freistehend an Corona scheiterte, erinnerten sich die CfR-Fans an eine identische Szene im DFB-Pokalspiel im August 2018 gegen Bayer Leverkusen (0:1). Am Samstag zielte der Stürmer dann aber kurz vor Abpfiff besser und sorgte so für einen kollektiven Freudentaumel (118.). Selbst für den Pforzheimer Oberbürgermeister Peter Boch gab es kein Halten mehr, doch „mitfiebern“ hielt er gegen Corona für schwierig.


Geisterspiel gegen FC CoVID-19: Die ganze Welt drückt dem CfR Pforzheim die Daumen
Im Elfmeterschießen war Manuel Salz der entscheidende Mann. Der CfR-Torhüter parierte gleich drei Elfmeter. „Der Gegner kam mit erhobener Nase nach Pforzheim aber auf dem Platz haben wir gezeigt, wer das Sagen hat“, zeigte sich Ceylan stolz.

Das Geisterspiel war imaginär und unter Pro Evolution Soccer (PES) aufgezeichnet, doch vor allem war es ein großer Erfolg. „Lob an den CfR, ich hab lange nicht mehr so viele Tränen gelacht“, äußerte eine Userin im Internet im Chat. Das Kommentatoren-Duo Geiser/Nabinger sorgte mit einer Mischung aus irrwitzigen eigenen Aussprüchen und Kult-Zitaten für Furore. Mehrfach wurden beide „narrisch“. Bis zu 150 Zuschauer verfolgten zeitgleich den fast zweistündigen Stream. Rund 7.000 Euro nahm der CfR durch den Verkauf von Geistertickets ein. Trotz des erfolgreichen Projekts freut sich Geiser, wenn es möglichst bald wieder auf den Rasen geht.