Die Schaffung von sicherem und bezahlbarem stadtnahem Wohnraum in einer Zeit, in der eben dieser äußerst knapp ist: Was nach einer aktuellen Aufgabe klingt, wurde in Pforzheims Norden – genauer gesagt mit der dortigen Wartbergsiedlung – bereits vor nunmehr 101 Jahren angegangen.Sprossenfenster und Klappläden, Kalksteinsockel, Holzzäune und viel Grün zwischen den Häusern: Ein 270 Ar großes Gelände, das beispielhaft für den genossenschaftlichen Wohnbau steht – bis heute bietet die 1921 ins Leben gerufene Wartbergsiedlung mit ihren dicht gereihten Giebelhäusern das Bild eindrucksvoller ästhetischer Geschlossenheit.

Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser stehen über die Gesamtfläche verteilt, mit Grundstücksgrößen zwischen rund 300 und 750 Quadratmetern. In ihrer verdichteten, überwiegend offenen Bauweise zeigt die Wartbergsiedlung typische Züge einer sub-urbanen Gartenstadt: Die Häuser wenden sich mit Giebeln oder Zwerchhäusern in zahlreichen Varianten den Straßenräumen zu. Die auffälligen Steinsockel und –mauern wurden mit Kalkstein aus hiesigen Abbaugebieten geschaffen. Kurze Wege, würde man heute sagen. Als weiteres zeittypisches Merkmal hervorzuheben sind die großzügig dimensionierten Gärten, die den einzelnen Wohneinheiten zugeordnet sind.
Die Wartbergsiedlung ist seit 1995 durch eine Erhaltungs- und Gestaltungssatzung geschützt, wodurch auch sichergestellt wird, dass die Häuser – sofern noch nicht geschehen – in ihr originales bauzeitliches Erscheinungsbild zurückgeführt wurden. „Unterschiedliche Haustypen, die verschiedenfarbig gestaltet waren, sorgten für diese Gleichförmigkeit – aber nicht Uniformität! Die Siedlung wirkt nicht genormt, und es gab durchaus Raum für eigene Kreativität“, erläutert Daniel Schulz vom Landesdenkmalamt. Wie weit dieser heute gehen kann – wenn sich etwa für Bewohner der Konflikt Denkmalschutz versus energetische Ertüchtigung, beispielsweise durch Fotovoltaikanlagen auftut – ist wohl am besten beim zuständigen Bauamt beziehungsweise der Denkmalbehörde in Erfahrung zu bringen. Ralf Bachmayer
Reuchlin für alle – auch in der Nordstadt
Er ist eine der herausragenden Gestalten der Pforzheimer Geschichte: Johannes Reuchlin, der von 1455 bis 1522 gelebt hat. Sein Einsatz für Toleranz, Respekt und Menschenrechte haben den großen Humanisten bis heute ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Seine Botschaft „Erkundet das Fremde, zerstört es nicht“ ist mit Blick auf den lokalen und globalen Wandel aktueller denn je.
Der Todestag Reuchlins jährt sich am Donnerstag, 30. Juni zum 500. Mal. Das ist Anlass für die Stadt Pforzheim, ein großes Reuchlinjahr zu begehen. Das Motto lautet: Reuchlin gehört allen! Anlässlich des Reuchlin-Jahrs wird es auch in der Nordstadt Veranstaltungen geben, und zwar im Rahmen der Vortragsreihe „Montagabend im Archiv“. Veranstaltungsort ist jeweils das Stadtarchiv Pforzheim, in der Kronprinzenstraße 28. Beginn ist immer um 19 Uhr.
Montag, 20. Juni:
Vortrag von Dr. Ulrich Kischko „Reuchlins Über die Anfangsgründe des Hebräischen – ein Streitobjekt zwischen Autor und Drucker Thomas Anshelm“
Montag, 26. September:
Vortrag von Dr. Patrick Sturm „Die Pest um 1500 und ihr Einfluss auf die Lebenswelt des Johannes Reuchlin“
Montag, 5. Dezember:
Vortrag mit Dr. Christian Könne „Zur Darstellung der Reformation in Lehrplänen und Schulbüchern der Bundesrepublik und der DDR“ pm
Was bewegt …

Was gefällt Ihnen gut an der Nordstadt?
Sie zeichnet sich durch die Mischung von alten Bauten (Zähringerallee, Ebersteinstrasse, Hohenzollernstraße) und Neubauten (Landratsamt, Hochhaus an der Güterstraße) aus. Zudem bietet sie Aufenthaltsqualität, etwa am Pfälzerplatz oder am Ebersteinplätzle.
Noch sind interessante Einzelhandelsgeschäfte fußläufig zu erreichen und die Nahversorgung für den täglichen Bedarf ist vorhanden. Auf dem ehemaligen Gelände des Güterbahnhofes ist ein interessantes, innerstädtisches Handels- und Gewerbegebiet entstanden.
Wenn jetzt noch der lang geplante Lidl-Markt kommt, ist der Bereich arrondiert. Erfreulich ist, dass sich in der Nordstadt eine „Studentenszene“ in den letzten Jahren entwickelt hat.
Was könnte noch verbessert werden?
Verbessert werden müssen unbedingt die Parkmöglichkeiten für die Anwohner. Dazu gehören die Errichtung von Quartiersgaragen und die Möglichkeit, die Autos kostengünstig abstellen zu können.
Ebenso gilt es, vorhandene Garagen nicht als Abstellkammer sondern als „Garagen“ zu nutzen. Ob eine Schließung von Straßen der richtige Weg ist, bezweifele ich schwer.
Denn es findet nur ein Ausweichverkehr statt und die Erreichbarkeit wird erschwert und damit schwindet die Attraktivität.
Welches sind Ihre Lieblingsplätze in der Nordstadt?
Attraktiv sind der Pfälzerplatz mit dem Wochenmarkt, die Gastronomie in der der Zähringerallee, die Höhenlagen rund um den Hachlelturm und am Wartberg.
Besonders erwähnenswert ist der Hauptfriedhof mit seinem einmaligen Baumbestand.