Vorbei die Zeiten, in denen „Nach der Schule wird der berufliche Weg ein für alle Mal festgelegt“ als unumstößlich galt. Wer sich für eine berufliche Ausbildung oder ein Studium - entscheidet, legt sich damit nicht für alle Zeiten fest. Es ist immer möglich, den eingeschlagenen Weg an veränderte Zielvorstellungen anzupassen. Stichwort flexibles Bildungssystem. Allerdings, auch eine realistische Erkenntnis der letzten Jahre, sind die vorhandenen Möglichkeiten viel zu wenig bekannt.

11,5 Prozent der Jugendlichen blieben laut Bundesinstitut für Berufsbildung im vergangenen Jahr bei ihrer Suche nach einer Ausbildung erfolglos.
So fällt es nach Angaben der Bertelsmann-Stiftung jungen Menschen angesichts der Flut an Ausbildungsberufen und Studiengängen zunächst schwer, überhaupt eine Entscheidung zu treffen. Immerhin hatten 55 Prozent der knapp 1700 Befragten im Alter zwischen 14 und 25 Jahren angeben, sich schlecht zurechtzufinden“.
77 Prozent der 16 bis 24 Jahre alten Befragten sagen laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov, dass Arbeit in ihrem Leben wichtig sei.
Gründe dafür mag es viele geben. Einer aber gilt als sicher: Die Basis für eine Berufswahl wird maßgebend im schulischen Alter gelegt. Infos von Pädagogen oder auch Mitschülern dienen oftmals als Entscheidungshilfe. Gelegentlich können auch Eltern, Verwandte oder Bekannte unterstützen, indem sie aus ihrer Berufswelt plastisch berichten. Doch allzu oft herrscht Rat- und Ideenlosigkeit bei Jugendlichen.

3130 Ausbildungsplätze wurden dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim im Zeitraum von Oktober 2023 bis Januar 2024 als zu besetzen gemeldet.
Und - spätestens - hier müssen die Informations-Profis in Spiel kommen. Diese sind von der Agentur für Arbeit, heißen Berufsberater vor dem Erwerbsleben“ und sollen vor Ort - also in Schulen und in den örtlichen Berufsinformationszentren - für Transparenz sorgen. Für Pforzheim und den Enzkreis gibt es dafür 19 Stellen, nicht alle in Vollzeit. Positiv formuliert gleicht deren Wirken dem berühmten Kampf von Don Quichotte. Schließlich gibt es 327 anerkannte Ausbildungsberufe und 9648 Bachelor-Studiengänge in Deutschland - ganz zu schweigen von der Zahl der Schulen inklusive deren Schulabgängern. Da gilt es viel und vielen etwas zu erklären. Andersherum gesagt, könnte ein deutliches Plus von Berufsberatern an Präsenz in den Schulen sicherlich vielen zukünftigen Auszubildenden bei der Wahl eines Berufes helfen. Wo sich doch exakt aus dieser Zahl an Schulabgängern Jahr für Jahr die kommenden Fachkräfte rekrutieren werden.
PZ-REDAKTEUR RALF BACHMAYER