Anzeige
Warum ein Studium oft scheitert

Das Studium kann zu einer wirklich frustigen Angelegenheit werden. FOTO: PEOPLEIMAGES.COM - STOCK.ADOBE.COM

Warum ein Studium oft scheitert

Studieren? Klingt gut. Studium abbrechen? Klingt nicht so gut, kommt jedoch leider vor - und das gar nicht mal so selten. Der Südwesten steht aber noch ganz gut da.

Karriere

Zigtausende Studentinnen und Studenten waren im Januar aus der Winterpause in ihr Studium an eine der Hochschulen Baden-Württembergs zurückgekehrt. Doch ein nicht unerheblicher Teil wird abbrechen und die Universität früher oder später ohne Abschluss verlassen.

Warum ist das so?

Nach Angaben der Bertelsmann-Stiftung fällt es angesichts der Flut an Ausbildungsberufen und Studiengängen vielen jungen Menschen zunächst mal schwer, überhaupt eine Entscheidung zu treffen. Rund 327 anerkannte Ausbildungen und mehr als 9600 Bachelor-Studiengänge gebe es in Deutschland. Im Rahmen einer repräsentativen Jugendbefragung von 2023 zum Thema Ausbildung hatten 55 Prozent der knapp 1700 Befragten im Alter zwischen 14 und 25 Jahren angeben, zwar genügend Informationen zu haben, sich darin aber schlecht zurechtzufinden.

Eine der Folgen: Wer an die Uni geht, merkt, dass das gewählte Fach vielfach nicht den Erwartungen entspricht. Studierende sind enttäuscht von Inhalt und Ablauf, erläutert die Leiterin der zentralen Studienberatung der Uni Tübingen, Birgit Grunschel. Andere wiederum „nehmen ein Studium auf, machen sich vorher aber keine Gedanken“, sagt sie.

Wer studiert, für den kann auch Geld zum Problem werden beziehungsweise zu wenig Studierzeit, wenn man nebenher arbeiten muss, sagt Cort-Denis Hachmeister vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). „Beispielsweise, wenn das Bafög nicht auskömmlich ist, oder man auf einen Studienkredit angewiesen ist, bei dem die Zinsen in die Höhe schnellen.“

Wieviele junge Menschen brechen ihr Studium denn ab?

Bundesweit sind das einer CHE-Studie zufolge an den Universitäten 35 Prozent bei den Bachelorstudierenden (ohne Lehramts-Bachelor). An den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften sind es 20 Prozent aller Studienanfänger. In manchen Fächern liege die Abbruchquote sogar bei 50 Prozent, schreiben die Forscher in dem Bericht vom August 2023: Etwa im Mathestudium oder den Geisteswissenschaften an den Universitäten. Vergleichsweise gut schneiden Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ab und am allerbesten duale Studiengänge.

Wie schaut es im Südwesten aus?

Dort lag nach einer bereits 2017 veröffentlichten Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) die Abbruchquote deutlich unter dem Bundesschnitt von seinerzeit 29 Prozent der Bachelorstudentinnen und -Studenten. Dafür waren im Sommersemester rund 2400 Studenten in Baden-Würtemberg und 6000 bundesweit befragt worden. Demzufolge sprangen im Südwesten 18 Prozent der Bachelor-Studenten innerhalb von drei Jahren nach Beginn ihres Studiums ab. Trotz dieser vergleichsweise positiven Ergebnisse hatte die Landesregierung seinerzeit Maßnahmen angekündigt, die Zahl der Abbrecher zu verringern.

Was waren das für Maßnahmen?

Etwa der 100 Millionen schwere Fonds „Erfolgreich Studieren in Baden-Württemberg (FEST-BW)“. Damit wurden beispielsweise Angebote zu Beratung und Orientierung ausgeweitet. Die Uni Heidelberg hatte in einem Projekt Gründe für Studienabbrüche ermittelt und beschreibt seither nach Worten einer Sprecherin die Studiengänge besser und präziser, um Abiturienten die Entscheidung zu erleichtern.

Ausbildung unter der Lupe

Luan Arifaj Dentaurum. FOTO: DENTAURUM
Luan Arifaj Dentaurum. FOTO: DENTAURUM

Wie heißt dein Ausbildungsberuf?

Zerspanungsmechaniker für Drehautomatensysteme.

Wie lange dauert die Ausbildung und wie läuft diese ab?

Die Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker dauert 3,5 Jahre. Während dieser Zeit geht man auch in die Berufsschule. Im ersten Lehrjahr erhalten wir eine Grundausbildung. In dieser bekommen wir ein Gefühl für die unterschiedlichen Materialien sowie deren Bearbeitung auf den verschiedenen Maschinen. Nach der Abschlussprüfung Teil 1 erfolgt der Wechsel in die Fachabteilung Automatendreherei. Dort wird man von einem Facharbeiter betreut und erlernt das Programmieren und Messen von Teilen und das Rüsten von Maschinen. Während der Ausbildung stehen uns unser Ausbilder sowie die Facharbeiter der jeweiligen Abteilungen jederzeit zur Seite.

Warum hast du dich für diese Ausbildung entschieden?

Ich habe diesen Ausbildungsberuf gewählt, da mir das präzise und technische Arbeiten an den verschiedensten Maschinen sehr viel Spaß macht. Zudem finde ich die moderne CNC-Technik auch sehr interessant.

Welche Interessen sollte man mitbringen?

Man sollte Interesse am Programmieren mit modernsten Maschinen, Mathematik und Technik haben. Außerdem sollte man Freude am präzisen Arbeiten haben und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen besitzen.

Was kennzeichnet diesen Beruf?

Die Hauptaufgaben eines Zerspanungsmechanikers sind das Bearbeiten von verschiedenen Metallen, das Programmieren an Maschinen mit den aktuellen Steuerungen und das Arbeiten mit neusten Werkzeugtechnologien.

Was erwartest du von deiner Ausbildung?

Von meiner Ausbildung erwarte ich sowohl eine berufliche Zukunft als auch Weiterbildungsmöglichkeiten. Ebenfalls erwarte ich, dass ich in der Ausbildung viel lerne und, dass es mir Spaß macht.

Einblicke in den Ausbildungsalltag

Die Schule beendet - was nun? Eine Ausbildung oder vielleicht doch ein Studium? Das will wohl überlegt sein.

Es gibt jede Menge Für und Wider - siehe Artikel oben auf dieser Seite. Jedenfalls ist ein Studium nicht unbedingt die allseelig machende Lösung. Zumal derzeit Bewerber von vielen Betrieben für eine Ausbildung mit Kusshand genommen werden.

Genau aus diesem Grund geben wir in unserer Sonderveröffentlichung jungen Menschen, die noch auf der Suche sind, die Gelegenheit, sich darüber zu informieren, welche Erfahrungen Auszubildende während ihrer Lehrzeit machen. Vielleicht hilft dies ein Stück weiter für die Entscheidung, welche berufliche Karriere man letztendlich wählt.

Zu finden sind diese Einblicke der Azubis unter der Rubrik „Ausbildung unter der Lupe“ auf dieser und den folgenden Seiten dieser Sonderveröffentlichung. WALTER KINDLEIN


Mehr Durchblick tut allen gut!

FOTO: PROSTOCK-STUDIO-STOCK.ADOBE.COM
FOTO: PROSTOCK-STUDIO-STOCK.ADOBE.COM

Schule, und was dann? Freiwilliges Ökologisches Jahr oder Praktikum, Ausbildung oder Studium – eine Entscheidung, die sich Jugendliche und vielfach auch deren Eltern nicht leicht machen. Willkommen im Dschungel zur Zukunft.

„Es gibt zur Berufswahl genügend Informationen, aber es ist schwer, sich zurechtzufinden“, sagen 55 Prozent der Befragten bei einer repräsentativen Umfrage des Bertelsmann-Instituts 2023 zu ihren Ausbildungsperspektiven. Bei derselben Befragung gaben zudem 18 Prozent an, dass es „insgesamt zu wenig Informationen“ gebe.

Ein doch nachdenklich stimmendes Ergebnis, ergeben doch beide Zahlen in der Summe einen Wert von nahezu 75 Prozent. Umgekehrt heißt das auch, dass nur einer von vier Jugendlichen oder Berufssuchenden ausreichend Informationen an die Hand bekommt, wenn es um das wichtige Thema der Berufswahl geht. Hört man sich auf den Schulhöfen – und übrigens auch in den Lehrerzimmern – der Region um, ist das Ergebnis ähnlich.

Ein Weg zur Lösungsfindung könnte dabei sein, die Beratung von Experten in Anspruch zu nehmen. Schließlich geht man ja auch zum Arzt, wenn es um die Gesundheit geht. Experten können die eigenen Eltern oder Verwandte sein, die von ihrem Beruf berichten. Oder man „konsultiert“ den „Arzt“ für die Berufswahl, nämlich eine Berufs-Beraterin oder einen -berater beim Berufsinformationszentrum der Agentur für Arbeit. Diese Experten kommen auch in die Schulen, um dort über verschiedene Wege in die Ausbildung zu berichten. So zumindest der Anspruch – die Wirklichkeit dagegen sagt oftmals etwas anderes. Denn viel zu wenig Berufsberater, stehen einer viel zu großen Anzahl an Schulabgängern gegenüber, die – siehe Umfrage oben – in der Regel keinen Plan B und oftmals auch keinen Plan A haben. Ein Mehr an Unterstützung von behördlicher Seite beziehungsweise eine Aufstockung an Personal aufseiten der Berufs-Berater könnte hier Abhilfe schaffen.

Als Alternative kann man sich selbst zum Experten machen, indem man in die Berufswelt hineinschnuppert und sich ausprobiert. Praktika sind dafür eine prädestinierte Möglichkeit. Ganz im Sinne von „Probieren geht über Studieren“ oder, neudeutsch: „Learning by doing“! RALF BACHMAYER