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Handwerk lohnt sich auch finanziell

FOTO: ELNUR - STOCK.ADOBE.COM

Handwerk lohnt sich auch finanziell

Das Vorurteil, das Handwerk bezahle schlecht, hält sich hartnäckig. Jetzt belegt eine neue Studie aus Baden-Württemberg: Wer sich für eine Karriere im Handwerk entscheidet, trifft auch finanziell eine starke Wahl.

Karriere

Das Handwerk in Baden-Württemberg punktet auch mit attraktiven Verdienstmöglichkeiten. Das zeigt die neue Vergütungserhebung des Ludwig-Fröhler-Instituts (LFI) im Auftrag der acht baden-württembergischen Handwerkskammern. „Von Anfang an bezahlt das Handwerk gegenüber anderen Branchen konkurrenzfähige Vergütungen“, stellt Karsten Lamprecht, Präsident der Handwerkskammer Karlsruhe fest. In der Ausbildungsvergütung liege das Handwerk im bundesweiten Vergleich vorn.

Die höchsten durchschnittlichen Vergütungen im ersten Lehrjahr im Handwerk erhalten Elektrotechniker und Kraftfahrzeugtechniker, Maurer und Betonbauer, Zimmerer sowie Metallbauer. Sie verdienen rund 1000 Euro brutto pro Monat – nur Pflege und öffentlicher Dienst zahlten da mehr. Fertig ausgebildete Gesellen verdienen im Schnitt über 3100 Euro brutto – in Berufen wie dem Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik-Handwerk oder der Feinwerkmechanik sind es sogar bis zu 3700 Euro.

Wer nach der Gesellenausbildung noch die Meisterschule absolviert, könne monatlich bis zu 1500 Euro mehr verdienen. „Das ist ein klares Signal an alle Gesellinnen und Gesellen da draußen: Eine Fortbildung zum Meister oder zur Meisterin zahlt sich definitiv aus“, sagt Walter Bantleon, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Karlsruhe. Insgesamt stünden Meisterinnen und Meister, die Führungsebene im Handwerk, mit einem durchschnittlichen Bruttogehalt von rund 4500 Euro und Spitzenverdiensten von bis zu 8000 Euro im Monat Bachelorabsolventen in Industrie- oder Dienstleistungsbranchen in nichts nach.

Gerade in Zeiten des wachsenden Fachkräftebedarfs würden gut ausgebildete Handwerkerinnen und Handwerker gesucht – und entsprechend bezahlt. „Aktuell warten Handwerksbetriebe im Schnitt acht Monate auf passende Auszubildende. Gesellen- und Meisterstellen sind im Schnitt sogar zehn Monate unbesetzt“, berichtet Bantleon. Um Fachkräfte anzulocken, würden daher die Betriebe öfter auf eine hohe Vergütung setzen.

Entscheidend sei für die Unternehmen bei den Gehältern vor allem die Qualifikation, Erfahrung und der Einsatz der Mitarbeitenden, so Lamprecht: „Im Handwerk gilt: Wer mehr kann, verdient mehr. Die Betriebe zahlen überdurchschnittlich, wenn Fachwissen, Führungsverantwortung oder besondere Leistungsbereitschaft im Vergleich zu den Kolleginnen und Kollegen vorliegen.“ Dabei spiele es keine Rolle, ob ein Unternehmen auf dem Land oder in der Stadt sei. „Die Studie zeigt, dass es hier keine Unterschiede gibt: Im Handwerk wird über die Regionen hinweg gleich gut bezahlt“, so Lamprecht weiter. 

Die Studie zeigt aber auch: Es gibt noch Verbesserungspotenziale. Den Betrieben ist laut der Umfrageergebnisse zwar klar, dass die Vergütung – nach Betriebsklima und persönlichem Kontakt – der drittwichtigste Faktor für die Mitarbeiterbindung im Handwerk sei. Trotzdem kommunizierten sie die sehr guten Entwicklungsmöglichkeiten beim Gehalt, die sie ihren Fachkräften bieten, häufig nicht nach außen, stellt Bantleon fest: „Dieses Potenzial der Mitarbeitergewinnung bleibt leider oft ungenutzt. Dabei ist eines klar: Gute Bezahlung zieht Fachkräfte an, da brauchen wir uns im Handwerk nicht zu verstecken.“

Die meisten Handwerksbetriebe bieten laut der Umfrage außerdem zusätzliche monetäre Anreize, wie etwa kostenlose Arbeitskleidung oder Weihnachtsgeld. Die Studie zeigt, dass es von Zusatzversicherungen oder dem 13. Monatsgehalt bis hin zur Beteiligung an Kinderbetreuungskosten oder der Übernahme der Weiterbildungskosten weitere monetäre Anreize gäbe.

Zum Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe gehören die Stadt Karlsruhe und der Landkreis Karlsruhe, die Stadt Pforzheim und der Enzkreis, der Landkreis Calw sowie die Stadt Baden-Baden und der Landkreis Rastatt. In rund 20 700 Betrieben sind dort 115 000 Handwerkerinnen und Handwerker beschäftigt, die 2024 rund 18,2 Milliarden Euro erlösten.


Schule beendet – wie geht es weiter?

Ausbildung oder Studium – diese Entscheidung will gut überlegt sein. Viele Jugendliche und ihre Familien stehen vor der Frage, welcher Weg der richtige ist. Ein Studium gilt oft als Königsweg, ist aber nicht für alle der passende. Denn: Eine akademische Laufbahn ist längst nicht die einzige Option für eine erfolgreiche Zukunft.

Gerade in Zeiten, in denen viele Ausbildungsbetriebe händeringend nach motivierten Bewerberinnen und Bewerbern suchen, lohnt sich ein Blick auf die vielfältigen Chancen einer dualen Ausbildung. Neben einem schnellen Einstieg in die Praxis bieten viele Berufe hervorragende Perspektiven – auch für spätere Weiterbildungen oder ein berufsbegleitendes Studium.

In dieser Sonderveröffentlichung geben wir jungen Menschen, die noch auf der Suche nach dem richtigen Weg sind, hilfreiche Einblicke. Unter der Rubrik „Ausbildung unter der Lupe“ schildern nicht nur Auszubildende, sondern auch Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Vertreter der IHK ihre Perspektiven. Persönlich, konkret und lebensnah – vielleicht ein Anstoß, um die eigene Entscheidung ein Stück leichter zu machen.


Ausbildung unter der Lupe

Shri Al Darwesh Möbelzentrum Pforzheim GmbH. FOTO: MÖBELZENTRUM PFORZHEIM GMBH
Shri Al Darwesh Möbelzentrum Pforzheim GmbH. FOTO: MÖBELZENTRUM PFORZHEIM GMBH

Wie heißt dein Ausbildungsberuf?

Verkäuferin/Kauffrau im Einzelhandel 

Warum hast du dich für diese Ausbildung entschieden?

Ich habe mich für diese Ausbildung entschieden, weil ich gerne mit Menschen arbeite und es mir Spaß macht, Kunden bei der Auswahl von Einrichtungsgegenständen zu beraten. In einem Möbelhaus zu arbeiten ist sehr abwechslungsreich, da jeder Kunde andere Wünsche und Vorstellungen hat.

Welche Interessen sollte man mitbringen?

Man sollte auf jeden Fall Spaß am Umgang mit Menschen haben, freundlich und hilfsbereit sein. Ein Interesse an Einrichtung, Möbeln und Design ist ebenfalls wichtig. Außerdem sollte man kommunikativ, teamfähig und zuverlässig sein. Mathematische Grundkenntnisse und ein gutes Verkaufstalent sind auch von Vorteil, besonders beim Erstellen von Angeboten oder im Kassenbereich.


Ausbildung unter der Lupe

Knut Lohrisch, Mitglied der Geschäftsführung der IHK Nordschwarzwald und zuständig für den Bereich Bildung. FOTO: IHK NORDSCHWARZWALD
Knut Lohrisch, Mitglied der Geschäftsführung der IHK Nordschwarzwald und zuständig für den Bereich Bildung. FOTO: IHK NORDSCHWARZWALD

Wie verändert sich die Ausbildung durch KI, Digitalisierung und neue Arbeitsformen?

KI, Digitalisierung und neue Arbeitsformen verändern die Ausbildung tiefgreifend – auch im Nordschwarzwald. Digitale Kompetenzen, neue Lernformate und veränderte Berufsbilder stellen Betriebe und Auszubildende vor neue Anforderungen. Die IHK Nordschwarzwald unterstützt aktiv mit Qualifizierungen, Beratungen und starken Netzwerken. Wir begleiten nicht nur die Berufsbildung, sondern gestalten diese aktiv – mit Qualität, Menschlichkeit und Weitblick. Denn Bildung ist der zentrale Hebel, um Fachkräfte und Betriebe in der Region zukunftssicher aufzustellen.