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Es muss wieder enger zugehen

Quellen: Statistisches Bundesamt, Staatliche Förderbank KfW, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung FOTO: ROBERT KNESCHKE - STOCK.ADOBE.COM

Es muss wieder enger zugehen

Warum Auszubildende und Ausbilder nicht immer zueinander finden

Karriere

Aus der Spur geraten: Das Erfolgsmodell „Duale Berufsausbildung“ ist in der Tendenz nicht mehr der Selbstläufer früherer Zeiten. Das belegen auch die Zahlen des Ausbildungsmarktes. Sowohl regional als auch bundesweit stehen auch aktuell wieder vielen offenen Lehrstellen gleichzeitig viele Jugendliche gegenüber, die keine Lehrstelle finden.   

Gründe dafür sind allerdings nicht Bereitschaft oder Wille für das Zustandekommen einer Ausbildung, sondern sind vielmehr in anderen Faktoren zu suchen: Wohn- und Ausbildungsort sind räumlich weit getrennt, der Traumberuf ist nicht im Angebot, es mangelt häufig an Kenntnissen zum und an Wissen über das jeweilige Berufsbild, Arbeitgeber und Personaler wählen stereotyp aus, statt individuelle Fähigkeiten über den Notendurchschnitt zu stellen.

465 700 Verträge für eine duale Berufsausbildung wurden 2020 geschlossen.

90% aller Azubis werden von kleinen und mittleren Unternehmen mit einem Umsatz bis zu 500 Millionen Euro jährlich beschäftigt.

-9,3% ist der Rückgang der Ausbildungsverträge gegenüber 2019. Mit 47 600 Verträgen weniger sei dies der größte prozentuale Rückgang seit Beginn der Zeitreihe 1977, erklärten die Statistiker.

450 000 Das ist die Zahl der Ausbildungsunternehmen von den insgesamt 3,8 Millionen Mittelständlern.

6,7% weniger verdienen Ausbildungsabbrecher fünfzehn Jahre nach Ausbildungsbeginn, als diejenigen, die ihre Ausbildung abschließen.

Aber was derzeit auf dem Ausbildungsmarkt vor allem fehlt – da sind sich Experten und noch mehr die Praktiker unter ihnen einig – ist der enge Kontakt von Ausbildungsberatern, -botschaftern und Berufsberatern in die Schulen und zu den potenziellen Azubis. Wenn Schulabgänger lieber einen Job etwa bei einem großen Versandhändler einer Ausbildung gegenüber bevorzugen, weil dort zunächst das größere Geld lockt, dann fehlt vielfach die Aufklärung über die Bedeutung einer Ausbildung. Und den Chancen, die mit dieser verbunden sind. Davon kann auch Kreishandwerksmeister Frank Herrmann ein Lied singen.

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Etwas zeigen: Ausbildungsberater können Jugendlichen Berufe näher bringen. FOTO: AUREMAR - STOCK.ADOBE.COM

Klar, Corona und die Folgen haben viele Jugendliche verunsichert. Berufsberater und Ausbildungswillige fanden vielfach nicht zueinander: Schule geschlossen, Berufsinformationszentrum zu. Hier scheinen die Verantwortlichen gefordert, weitere optimierte und pandemiekompatible Angebote zu schaffen. Digital ist ja doch vieles möglich. Als bestes Beispiel dienen dazu gut organisierte, onlinebasierte Aus- und Weiterbildungsbörsen, die das „Matching“ zwischen Ausbildern und Auszubildenden niederschwellig gestalten.

Gleichzeitig muss natürlich auch der direkte Kontakt in die Praxis – Schulen und Jugendtreffs – wieder verstärkt werden, so dass sich die kommenden Auszubildenden ein genaueres Bild der Möglichkeiten auf dem Ausbildungsmarkt schaffen können. Und die Unternehmen sich so die Fachkräfte von morgen ausbilden und sichern können. Sich also beide Pole bestenfalls magnetisch anziehen. PZ-REDAKTEUR RALF BACHMAYER
 

Anderer Kreis, andere Chancen

Regional betrachtet gab es – Stand August – im Landkreis Freudenstadt mit 2,43 Berufsausbildungsstellen je Bewerber die besten Chancen auf einen Ausbildungsplatz, im Enzkreis gab es 0,96 Berufsausbildungsstellen je Bewerber. Jeweils dazwischen lagen der Landkreis Calw (1,75) und die Stadt Pforzheim (1,23).

Bundesweit sind 499 648 Ausbildungsstellen gemeldet, davon sind 151 499 unbesetzt.

In Baden-Württemberg sind aktuell 71 443 offene Berufsausbildungsstellen gemeldet, davon sind noch 23 114 unbesetzt. (Quelle: Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim)