Die Region verzeichnet laut IHK eine zunehmend hohe Ausbildungsbereitschaft der Betriebe, sie sorgt für ausgezeichnete Chancen auf dem Ausbildungsmarkt. Allein die fehlende Nachfrage nach Ausbildungsplätzen macht den Unternehmen Sorgen.

Wie bilden Betriebe aus, wenn man Arbeitsabläufe nicht vorführen, Handgriffe nicht zeigen und die Fragen der Auszubildenden nicht persönlich beantworten kann? Wie erreicht und unterstützt man Lehrlinge, wenn der Betrieb geschlossen ist? „Das Corona-Virus hat die duale Berufsausbildung auch in der Region Nordschwarzwald herausgefordert, aber unsere Betriebe meistern auch diese Herausforderung“, so Claudia Gläser, Präsidentin der IHK Nordschwarzwald. „Denn die Ausbildung und Fachkräftesicherung hat für die Unternehmen Priorität.“ Dies zeigt sich auch in Zahlen: Im zweiten Corona-Jahr zählt die IHK zum Stichtag 26. August insgesamt 5311 Verträge (Vorjahr: 6061), wobei 1343 Verträge neu eingetragen worden sind (Vorjahr: 1649). „Da weiterhin noch Verträge für das laufende Ausbildungsjahr eingehen und noch einige Ausbildungsverträge zur Registrierung vorliegen, gehen wir bis zum Jahresende von einer nahezu gleichbleibenden Zahl an Ausbildungsverhältnissen aus wie in 2020“, berichtet Tanja Traub, Mitglied der Geschäftsführung der IHK Nordschwarzwald und verantwortlich für den Bereich Berufsbildung.
Stabilität in Sicht
„In Pforzheim und der Region Nordschwarzwald hatten wir vor der Pandemie in der Industrie und im Handel seit Jahren stabile Ausbildungszahlen auf hohem Niveau. 2020 lag die Zahl der Neuverträge bei minus 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Stand heute hat sich der Ausbildungsmarkt wieder stabilisiert.“ Es zeigt sich die Tendenz, dass Betriebe sich auch nach Beginn des Ausbildungsjahres intensiv darum bemühen, ihre offenen Lehrstellen zu besetzen.
Rund ein Fünftel der Ausbildungsbetriebe geht weiterhin davon aus, dass sie nicht alle Ausbildungsplätze besetzen können. Demnach gibt es zunehmend weniger qualifizierte Bewerber, dafür hat der Wunsch nach einem Hochschulabschluss bei den Jugendlichen deutlich zugenommen. „Unser Rat ist: erstmal eine Ausbildung. Deutschland ist ein Hochtechnologieland, entsprechend anspruchsvoll ist hier die Ausbildung, das ist eine hervorragende Basis für alles Weitere, sei es Weiterbildung oder möglicherweise eben auch ein zielorientiertes Studium“, empfiehlt Präsidentin Claudia Gläser.


Dass bei den Unternehmen Ausbildung und damit Fachkräftesicherung einen hohen Stellenwert hat, bestätigt auch die jüngste Ausbildungsumfrage des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Die Studie belegt, dass fast 90 Prozent der Auszubildenden die fachliche Betreuung durch ihre Betriebe im Homeoffice mit mindestens befriedigend bewerten, über die Hälfte verteilen sogar in dieser schwierigen Situation die Noten eins oder zwei. Das zeigen auch die Prüfungsergebnisse. Der Ausfall von Präsenzzeiten in Berufsschulen oder Betrieben konnte durch das Engagement aller Beteiligten in aller Regel ausgeglichen werden. So sind bei den Prüfungsnoten im Berufsvergleich vereinzelt sowohl Verbesserungen als auch leichte Verschlechterungen zum langjährigen Durchschnitt zu erkennen. Das heißt: Berufsübergreifend konnten die Azubis die Abschlussprüfungen in der Corona-Zeit insgesamt gut absolvieren. „Dazu hat das kreative Engagement von Betrieben, Berufsschulen, Kammern und natürlich der Azubis selbst in dieser komplizierten Zeit maßgeblich beigetragen“, betont Traub. „Außerdem konnten die IHKs eine vergleichbar hohe Bestehensquote verzeichnen wie in den Vorjahren.
Und zu guter Letzt: Für alle, die noch einen Ausbildungsplatz – sozusagen last minute – suchen, gibt es aktuell 60 interessante Angebote für das Ausbildungsjahr in der IHK-Lehrstellenbörse finden.“ pm
„Patient“ Ausbildungsmarkt bessert sich

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sieht Anzeichen der Besserung auf dem Ausbildungsmarkt. „Angesichts der demografischen Entwicklung in Deutschland hat die Nachwuchsförderung für die Unternehmen höchste Priorität. Daher ist es eine erfreuliche Nachricht, dass sich unsere Vertragszahlen in der Ausbildung stabilisieren“, sagte DIHK-Präsident Peter Adrian Ende September.
Bis Ende August 2021 wurden demnach bundesweit 236 500 neue IHK-Ausbildungsverträge bei Industrie, Handel und Dienstleistungen eingetragen – etwa ein Prozent mehr als im Vorjahresmonat. „Ich bin zuversichtlich, dass sich dieser Trend fortsetzt und wir auch zum Stichtag 30. September schwarze Zahlen haben“, sagte Adrian.
Allein in der IHK-Lehrstellenbörse gebe es derzeit noch rund 5000 freie Ausbildungsplätze für den Start in diesem Jahr. Vor allem in Verkehrs- und Logistikberufen, im Handel und in der Baubranche seien Nachwuchsfachkräfte noch gefragt, aber auch in gebäude- und versorgungstechnischen Berufen. dpa