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Jeder Muskel kann es sein

Elektrische Nervenmessungen können Aufschluss über die Autoimmunerkrankung geben. FOTO: ROMASET - STOCK.ADOBE.COM

Jeder Muskel kann es sein

Gesundheit

Ein ungewöhnliches Schweregefühl von Kopf, Armen oder Beinen sowie Doppelbilder können auf die seltene Autoimmunerkrankung Myasthenia gravis hinweisen. Wie die Krankheit diagnostiziert wird und welche Therapiemöglichkeiten es gibt, erklären unsere Experten Dr. Benjamin Berger, Chefarzt Neurologie, und Dr. Michael Klopp, Chefarzt Thoraxchirurgie am Helios Klinikum Pforzheim, bei einem <b id="ijtiw"><span id="isjt3">Themenabend am 8. Februar um 18.30 Uhr</span></b> im Konferenzraum des Klinikums.

Welche Symptome deuten auf Myasthenia gravis hin?

Das typische Symptom einer Myasthenia gravis ist die belastungsabhängige Muskelschwäche, die typischerweise gegen Abend zunimmt. Kompliziert macht, dass die Krankheit grundsätzlich jeden Muskel betreffen kann - aber nicht muss. Häufig beginnt die Myasthenia gravis an den Augen durch Doppelbilder oder ein hängendes Augenlid und breitet sich von dort auf andere Muskelgruppen aus.

Was passiert bei Myasthenia gravis im Körper?

Die Myasthenia gravis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der der Körper aus bislang unklarer Ursache Antikörper gegen verschiedene Bestandteile der Übertragungsstelle vom Nerven auf den Muskel (neuromuskuläre Synapse) bildet, so dass die Übertragung gestört ist und es zu den oben genannten Symptomen kommt. Bei einem auffälligen Anteil der Patienten finden sich krankhafte Veränderungen des Thymus, eines wichtigen Immunorgans. Vor allem bei jüngeren Patienten kommen Vergrößerungen des Thymus vor, es kann aber auch ein Tumor (etwa Thymom) vorliegen.

Wie wird die Krankheit erkannt?

Mit den Beschwerden sollte man einen Neurologen aufsuchen. Die Diagnose wird dann anhand von klinischen Tests (etwa Haltetests des Kopfes, der Arme und Beine), von elektrischen Nervenmessungen (Elektroneurographie) und von Blutuntersuchungen auf Antikörper gestellt, wobei ungefähr zehn Prozent keinen Antikörpernachweis haben (sogenannte seronegative Fälle). Aufgrund des häufigen Zusammenhangs mit Thymusveränderungen sollte auch eine Schnittbildgebung (CT/MRT) des Thymus erfolgen.

Kann die Myasthenia gravis behandelt werden?

Ja, mittlerweile lässt sich die Myasthenia gravis in den allermeisten Fällen sehr gut behandeln, so dass die Patienten im Verlauf wenig bis gar keine Symptome mehr haben. Voraussetzung ist aber eine konsequente Therapie. Die Therapie ist eine Kombination aus symptomatischer Therapie, Immuntherapie und gegebenenfalls operativer Entfernung des Thymus.

Welche Risikofaktoren spielen eine Rolle?

Viele Betroffene haben eine Veranlagung für Autoimmunerkrankungen, das heißt sie haben noch eine oder mehrere andere Autoimmunerkrankungen (etwa Gelenksrheuma). Daneben spielt eine gewisse genetische Vorbelastung eine Rolle, die aber gering ist, so dass es sich um keine klassische Erbkrankheit handelt. Zusätzlich stellen wie bei anderen Autoimmunerkrankungen eine ungünstige Ernährung sowie Virusinfekte potenzielle Risikofaktoren dar. pm