Lungenentzündungen zählen weltweit zu den häufigsten und zugleich gefährlichsten Atemwegserkrankungen. Besonders bei einem geschwächten Immunsystem oder Vorerkrankungen kann eine Pneumonie – so in der Fachsprache – zu einem ernsten medizinischen Notfall werden. Im Siloah Forum erläutern am Dienstag, 6. Mai, der Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin, Dr. med. Cornelius Ehmann, und die Oberärztinnen Dr. med. Ute Hagemann, Shumalla Basit, MD, M.Sc., sowie Karola Ungar aus der Klinik für Innere Medizin 3, Ursachen und aktuelle Behandlungsmöglichkeiten.


Manchmal schwer zu erkennen
Karola Ungar, Funktionsoberärztin der Klinik für Innere Medizin 3, beschreibt die Herausforderung: „Die Lungenentzündung kann durch unterschiedliche Erreger verursacht werden: Bakterien, Viren oder auch Pilze. Entsprechend unterschiedlich sind Symptome und Verläufe. Manche Patienten leiden unter hohem Fieber und schwerem Husten, andere spüren lediglich allgemeine Schwäche und Atemnot.“ Gerade bei älteren Menschen verlaufe die Erkrankung oft atypisch, was die Diagnose erschwere. Umso wichtiger sei eine frühzeitige Abklärung.
Antibiotika – kein Allheilmittel
Shumalla Basit, MD, M.Sc., Ärztin für Innere Medizin und Pneumologie, erklärt, wann klassische Antibiotika sinnvoll sind – und wann nicht: „Eine Lungenentzündung durch Bakterien kann gut mit Antibiotika behandelt werden. Aber wir sehen heute auch viele Pneumonien durch atypische Erreger, die eine gezielte antibiotische Therapie erfordern und in manchen Jahren eine starke Häufung aufweisen. Bei viralen Pneumonien, etwa bei Influenza oder – seit einigen Jahren vermehrt – durch SARS-CoV-2 helfen Antibiotika nicht. Ein verantwortungsvoller Einsatz ist wichtig, auch um Resistenzen zu vermeiden.“
Impfung als wirksame Prävention
„Der beste Schutz ist oft, es gar nicht erst zur Lungenentzündung kommen zu lassen“, betont Dr. med. Cornelius Ehmann, Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin. „Gerade gegen häufige Erreger wie Pneumokokken oder das Grippevirus gibt es sichere und bewährte Impfstoffe.“ Diese seien vor allem für Risikogruppen empfohlen – also für Menschen über 60,chronisch Kranke, aber auch für medizinisches Personal.
Fast vergessen: Tuberkulose
Dr. med. Ute Hagemann, Fachärztin für Innere Medizin, appelliert an die Aufmerksamkeit für erste Warnzeichen: „Viele Patienten kommen zu spät in die Klinik. Wer über Wochen Fieber, zunehmende Atemnot oder blutigen Husten bekommt, sollte nicht länger abwarten. Die Infektion durch typische oder atypische Tuberkulosebakterien ist keine Rarität und tritt in verschiedenen Altersklassen immer wieder auf.“ pm