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Dr. Jonas Apitzsch, Chefarzt am Helios Klinikum Pforzheim: Schmerz lass nach!

Röntgengesteuerte Eingriffe: Das Übel an der Wurzel packen. FOTO: KADMY - STOCK.ADOBE.COM

Dr. Jonas Apitzsch, Chefarzt am Helios Klinikum Pforzheim: Schmerz lass nach!

Die interventionelle Schmerztherapie hat viele Vorteile. Reduziert die Nebenwirkungen deutlich.

Gesundheit

Viele Patienten leiden unter chronischen Schmerzen, die sehr belastend sein können. Wie dabei die interventionelle Radiologie Abhilfe schaffen kann, erklärt der Experte Dr. Jonas Apitzsch, Chefarzt der Radiologie und Nuklearmedizin am Helios Klinikum Pforzheim, bei einem Themenabend am 8. März um 18.30 Uhr in der Cafeteria des Klinikums.

Für wen kommt eine interventionelle radiologische Schmerztherapie in Frage?

Prinzipiell für jeden Menschen, der an Schmerzen leidet. Besonders für Tumorpatienten, da dies eine andauernde und oft leider nicht heilbare Erkrankung ist. Wenn mit dem Fortschreiten der Krebserkrankung auch der Schmerz schlimmer wird, ist es gut, wenn es eine Methode gibt, die Abhilfe schaffen kann.

Warum wirkt diese Schmerztherapie so präzise? ?

Durch röntgengesteuerte Eingriffe kann man das Schmerzmittel genau am Ort des Entstehens verabreichen. Das ist wie eine Betäubungsspritze beim Zahnarzt: Schlagartig tut der Zahn nicht mehr weh. Da das Schmerzmittel zielgenau gegeben wird, sind insgesamt viel geringere Mengen nötig, als beispielsweise bei Schmerztabletten. Die Wirkung beschränkt sich auf den Entstehungsort, wo eine hohe Konzentration des Wirkstoffes herrscht, während der restliche Körper nicht mit dem Mittel in Berührung kommt - anders als etwa bei einer Infusion in die Vene.

Welche Vorteile bietet die interventionelle radiologische Schmerztherapie?

Schmerzmittel und Opiate helfen den Patienten sehr gut, sind aber häufig mit Nebenwirkungen verbunden. Zudem muss in den meisten Fällen die Dosis mit der Zeit immer weiter gesteigert werden. Da bei der interventionellen Schmerztherapie das Schmerzmittel präzise verabreicht werden kann, reichen hier geringere Mengen aus. Das reduziert die Nebenwirkungen deutlich. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, eine kleine Menge puren Alkohols genau an den Nerv zu spritzen, der den Schmerz leitet. Die Nervenzellen sind damit ausgeschaltet - so, als würde man das Kabel einer Lampe durchschneiden. Egal, wie oft man auf den Lichtschalter drückt, die Lampe bleibt aus - genau wie der Schmerz.

Kann diese Art der Schmerztherapie mehrmals angewendet werden? ?

Ja, das geht. Und es ist bis zu einem gewissen Grad auch sinnvoll, aber nur, wenn der Schmerz nach der Therapie deutlich nachlässt. Falls nicht, sollte geprüft werden, ob die Schmerzen eventuell andere Ursachen haben.

Hilft diese Therapie auch gegen die eigentliche Erkrankung?

Mit der Schmerztherapie in der interventionellen Radiologie können wir nur die Schmerzen reduzieren. Doch geht es etwa um chronische Rückenschmerzen, sind viele Betroffene zum Teil nach Jahrzehnten erstmals in der Lage, wieder schmerzfrei gerade zu stehen, aufrecht zu gehen, sich zu bücken oder zu drehen. In diesem Bereich hält die schmerzstillende Wirkung etwa acht Wochen an. Das ermöglicht eine effektive Physiotherapie, um die Ursache der Schmerzen wirkungsvoll zu bekämpfen. Wer diese Zeit mit gezielten Übungen nutzt, braucht von mir oft gar keine wiederholte Behandlung mehr. Physiotherapie unter Schmerzen hingegen kann sehr unangenehm sein. pm