Herbststürme und kaltes Wetter, bunte Blätter und neblige Wiesen oder knisterndes Holzfeuer und wärmende Getränke – die Herbst- und Winterzeit hat für Sofakuschler und Spaziergänger so einiges zu bieten. Die neuesten Modetrends laufen dabei immer mit.

Bei den Männern sieht die Stylistin Maria Hans nichts weniger als eine kleine Revolution sie zukommen. Eine modische – „und die stellt die Herrenmode gehörig auf den Kopf.“ Die wichtigste Tendenz: Weg vom steifen Outfit hin zu einer neuen Lässigkeit, die vor dem Büro nicht Halt macht. Corona und dem Homeoffice sei dank – wo weder Jackett noch Krawatte so richtig wichtig waren.

„Dementsprechend setzt sich die Idee des Homeoffice im Herbst auch bei offiziellen Anlässen durch“, erwartet Maria Hans für die künftige Mode. „Es gibt zwar noch Anzüge, aber diese sind deutlich legerer geschnitten: Die Hosen sind bequem und weiter als in den letzten Saisons. Das Gleiche gilt für die Jacketts, die oftmals auch aus besonders weichen, griffigen Stoffen gefertigt wurde.“
Ganz vorbei soll es mit der Krawatte im Job sein – zumindest für die, deren Unternehmen nicht weiterhin einen Dresscode vorsehen. Der Schlips sei dann nur noch Accessoire für besonders wichtige berufliche Anlässe. „Der Casual Friday wird so zur Casual Week“, fast Maria Hans die Entwicklung zusammen.
„Gefühlvolle Lässigkeit“ bezeichnet der Modeberater Andreas Rose aus Frankfurt das Ergebnis dieser Entwicklung der Männermode. Und eines der Stücke, die das für ihn besonders gut repräsentiert, ist die Mantelform, die im Herbst für Männer angesagt sein wird: „Der ist oversized geschnitten, wird lediglich mit einem Bindegürtel geschlossen und wirkt ein wenig wie ein eleganter Bademantel“, beschreibt Rose.
Unter den Mänteln, trägt Mann Strick. Viele Designer setzen aktuell auf legere Pullover, den Pullunder über dem Hemd und extragroße Schals in ihren Kollektionen. Wie auch in der Frauenmode verwenden sie hierfür gerne das Zopfmuster. Erhalten aus den vergangenen Winter- und Herbstsaisons übrigens bleibt der Rollkragen-Pullover. „Das Besondere dabei: Man trägt den Kragen in voller Länge, krempelt ihn also nicht mehr um“, erklärt Modeberater Andreas Rose.

„Neben Strick sieht man an Materialien jetzt auch viel Cord oder Samt – beides Stoffe, die ebenfalls einen bestimmten Gemütlichkeitsfaktor mitbringen“, erklärt Shoppingberaterin Andrea Lakeberg aus Berlin.
Die angesagten Farben sind leuchtend – wie Orange oder Currygelb, „die ganz edel zu Grau kombiniert werden“, erklärt die Stylistin Maria Hans. „Daneben sind warme, natürliche Nuancen von Beige, Braun oder Camel aus der aktuellen Männermode nicht mehr wegzudenken und passen perfekt zu den soften Materialien und bequemen Schnitten“, ergänzt Andrea Lakeberg.
Anderes Geschlecht, andere Farben
In der Frauenmode dominieren bei den Farben Blau, Rot und Grün „in allen Varianten der jeweiligen Skala“, berichtet Trendberaterin Milena Georg. „Also von kräftigen Nuancen bis hin zu zarten Pastellen.“ Für Georg macht diese Bandbreite das Kombinieren besonders leicht, denn das angesagte Ton-in-Ton lasse sich so einfach umsetzen.

Eine der bemerkenswerten Entwicklungen in den neuen Herbst- und Winterkollektionen für Frauen ist, dass die Mode für den Alltag und Mode für den Abend sich wieder deutlich voneinander unterscheiden.
„Ausgehen ist wieder etwas Besonderes geworden und dementsprechend kleiden wir uns auch so“, erläutert Carl Tillessen, Chef-Analyst des Deutschen Modeinstituts in Köln. Das war schon länger nicht mehr so ein deutig der Fall. Auch schon vor der Pandemie war es in vielen Großstädten total üblich geworden, mit der legereren Alltagskleidung in Restaurants und Bars, selbst in viele Clubs, Konzerthäuser und Philharmonien zu gehen. Nun aber befinden wir uns in einer Phase, in der wir wieder schätzen, was es heißt, auszugehen – und man will dafür schick sein.
Die Tagesmode sei demnach entspannt und lässig, am Abend aber seien Bodycon-Dresses angesagt, erklärt der Modeanalyst Tillessen. Also figurbetonte, schmale Kleider, die an die Sexyness der 1990er und 2000-er Jahre erinnern. „Dabei zitiert die Mode klar die TV-Serie „Sex and the City“, bis hin zu den Marken, die durch diese Kultstatus erlangten wie etwa Manolo Blahnik oder Hervé Léger“, so der Experte.
„Reminiszenzen an die 2000er Jahre findet man allerdings nicht nur am Abend“, berichtet Ilka Müller-Winkelmann, Stilberaterin aus Schildow bei Berlin. „Vor allem in der jungen Mode sieht man immer wieder Anklänge an diese Dekade, sei es bauchfreie Oberteile zu extrem tief geschnittenen Hüftjeans, wilde Muster oder Pullunder. Auch die Kombination von Collegejacken zu Plisseeoder Faltenröcken folgt diesem Trend.